Meine Tante und ich haben das 100 Jahre alte Rätsel um die Identität meines Urgroßvaters gelöst

Von Silvia

31. Mai 2022

Die Geschichte von Jessica Stanmeyers Urgroßeltern ist wie aus dem Kino: Intrigen, Geheimnisse, Mord, Verrat, verbotene Romantik – es ist alles dabei. MyHeritage-Nutzerin Jessica, 57, aus Wisconsin, USA, hat es zusammen mit ihrer Tante Sharyn geschafft, das 100 Jahre alte Rätsel um die Identität ihres Urgroßvaters mit einer Kombination aus DNA, Genealogie und etwas Spürsinn zu lösen. Dies ist ihre Geschichte:

Jessica Stanmeyer

Meine Großmutter, Esther „Sanie“ Mertes, wurde im Januar 1916 auf der oberen Halbinsel von Michigan geboren. Ihre Mutter, Florence „Florrie“ Mertes, war zum Zeitpunkt von Sanies Geburt erst 19 Jahre alt und unverheiratet. Florence war im Alter von 13 Jahren zur Waise geworden, nachdem ihre beiden Eltern ums Leben gekommen waren: Ihr Vater starb angeblich bei einem landwirtschaftlichen Unfall im Jahr 1900, als eine Heupresse auf ihn „fiel“, und ihre Mutter wurde 1909 von ihrem zweiten Ehemann getötet. Der Mord war damals in den Schlagzeilen. Es wurde spekuliert, dass der zweite Ehemann ihren ersten Mann umgebracht hatte, um sie zu heiraten, aber das wurde nie bewiesen.

Jessica Stanmeyers Großmutter Sanie als Baby, gehalten von Sanies Mutter Florence

Im folgenden Jahr heiratete Florence Charles Wilkings, einen netten, respektablen Witwer. Es war eine schwierige Beziehung. Charles war ein guter Ehemann und Vater, aber Florrie hatte ein Auge auf andere Männer geworfen und schätzte Charles nie, wie meine Großmutter sagte. Sie ließ Sanie in dem Glauben, Charles sei ihr Vater, bis ihre Mutter ihr eines Tages mitteilte, dass er es nicht war. Meine Großmutter liebte Charles und war am Boden zerstört.

Aus den Memoiren meiner Großmutter:

„1929, als ich 13 Jahre alt war, sagte mir meine Mutter, dass ich nicht Charles‘ Tochter sei, sondern der uneheliche Spross einer Liaison zwischen ihr und einem Roy Allie. Ich war niedergeschmettert. Der Makel meiner Geburt spielte keine allzu große Rolle, aber dass ich nicht zu „Dad“ gehörte, den ich liebte, und dass Florrie, die ich hasste, meine richtige Mutter war, war mehr, als ich ertragen konnte. Ich saß in fassungslosem Schweigen, als Mama mir von meinem Vater und seiner Familie erzählte. Sie schickte mich zu ihrer Truhe auf dem Dachboden, um nach dem Bild meines Vaters zu suchen. Ich suchte mehrmals, fand es aber nie.“

Bei mehr als einer Gelegenheit war Florrie unehrlich, so dass meine Großmutter nie wirklich sicher sein konnte, dass Roy ihr Vater war. Einige Fakten über den Mann schienen nicht zu stimmen: Er war Franzose, blond, mittelgroß, kochte gern und war ein Partylöwe. Meine Großmutter war nichts von alledem. Sie sehnte sich danach, ihrer Mutter mehr Details zu entlocken, und schließlich, in den 1970er Jahren, konfrontierte sie ihre Mutter damit, weil sie mehr wissen wollte, und Florrie platzte damit heraus, dass Roy nicht ihr Vater war. Als meine Großmutter 2007 starb, gab sie die Hoffnung auf, dass sie jemals die Identität ihres echten Vaters erfahren würde.

Jessicas Großmutter Sanie an ihrem Hochzeitstag

Die DNA-Spur

Hier hat die neue DNA-Technologie unserer Familie wirklich geholfen, dieses Familiengeheimnis zu lösen. Etwa 2017 erhielt mein Vater, Sanies ältester Sohn, einen DNA-Test geschenkt. Meine Großmutter hatte unseren Stammbaum ausgiebig erforscht. Sie wusste von den deutschen Wurzeln ihrer Mutter. Der Vater meines Vaters, Vladimir Floriani, hatte kroatische Wurzeln. Das Einzige, was unbekannt war, war die französische Seite unserer Familie – falls Roy tatsächlich ihr Vater war.

Zur Überraschung aller zeigten die Ergebnisse meines Vaters, dass er zu fast 25 % Finne war! Seine Schwester Sharyn war neugierig und testete ebenfalls und erhielt ähnliche Ergebnisse. Unsere Familie war schockiert, wusste aber, dass das Finnische in den Ergebnissen von Sanies Vater stammen musste. Das brachte Sharyn und mich dazu, tiefer zu graben, um herauszufinden, ob wir seine Identität tatsächlich finden konnten.

Jessicas Tante Sharyn

Tante Sharyn und ich waren absolute Neulinge in der Ahnenforschung. Alles, was wir wussten, war, dass wir nach einem finnischen Mann suchten, der in den UP lebte und der Vater von Sanie gewesen sein könnte. Wir nutzten die Ratschläge des großen Netzwerks von Menschen auf Websites wie MyHeritage, Geni.com und Facebook-Gruppen, um zu lernen, wie man gute Übereinstimmungen findet.

Ich folgte der Empfehlung, dass wir uns nur auf die stärksten finnischen Übereinstimmungen mit meinem Vater und Sharyn konzentrieren sollten. Dann habe ich das AutoClusters-Tool von MyHeritage verwendet, um herauszufinden, wie diese Übereinstimmungen miteinander verwandt sind. Mit Hilfe unseres Netzwerks konnten wir viele ihrer Stammbäume wiederherstellen, bis ich eines Tages erkannte, wie viele von ihnen miteinander verbunden waren.

Wir machten uns sofort daran, ihre Stammbäume zu durchforsten, um einen Mann zu finden, der den von uns gesuchten Kriterien entsprach. Aufgrund der DNA-Übereinstimmungen wussten wir, dass es ganze Zweige gab, die wir ignorieren konnten, weil die DNA-Übereinstimmungen auf diesem Zweig zu weit entfernt waren, als dass der Mann zu diesem Teil des Stammbaums hätte gehören können. Ich habe auch ein Wahrscheinlichkeitswerkzeug verwendet, um herauszufinden, auf welchen Zweig wir uns konzentrieren sollten.

Jessicas Tante und Vater

Schließlich stießen wir auf einen Mann, Johannes Pakarinen, der die Kriterien erfüllte – aber seine Spur verlor sich. Er hatte nur eine Frau, Jennie, und einen Sohn, Levi, der anscheinend sein Leben in einer Anstalt verbracht hatte. Wir konnten keine weiteren Informationen über sie finden, so dass niemand mehr am Leben war, den wir hätten fragen können.

Glücklicherweise hatte die Schwester von Johannes, Alma, einen Enkel, der noch lebte. Sein Name war Arto Helenus und er lebte in Finnland. Wiederum mit Hilfe des Netzwerks auf MyHeritage konnten wir eine Telefonnummer herausfinden, und ein anderes MyHeritage-Mitglied und eine enge DNA-Übereinstimmung bot uns an, ihn anzurufen und ihn zu bitten, für uns zu testen, wenn wir ihm einen Test schicken würden. Er stimmte zu und testete mit MyHeritage. Wochen später erhielten wir die Ergebnisse, dass er 257 cm hatte, die größte Übereinstimmung, die wir bis dahin hatten. Wir wussten, dass wir auf den richtigen Zweig gestoßen waren.

Die Geschichte von Johannes

Obwohl diese Übereinstimmung unsere Theorie stark unterstützte, wollten wir immer noch einen solideren Beweis und wissen, was mit Johannes und seiner Familie passiert ist.

Wir fanden heraus, dass seine Frau eine Schwester hatte, und meine Tante Sharyn konnte eine Verbindung zu einem Verwandten herstellen, der zufällig Aufzeichnungen eines Onkels über Johannes und Jennie Pakarinen hatte. Seine Informationen besagen, dass Johannes und Jennie 4 Kinder hatten: Mamie, John, Martha und Levi. Es war eine herzzerreißende Geschichte: Johannes hatte seine Frau um 1910 oder 1911 verlassen, und Jennie war gezwungen zu arbeiten, um sie zu unterstützen, starb aber schließlich 1919 an einer Lungenentzündung. Die Kinder zogen für eine Weile zu Jennies Schwester.

Wir erfuhren, dass ihr Sohn John von einer Familie in Michigan adoptiert wurde. Die Schwestern Mamie und Martha heirateten später, und der Jüngste, Levi, wurde in ein Heim eingewiesen. Später erfuhren wir, dass er nie sprach – vielleicht aufgrund eines frühkindlichen Traumas? Mamie war nur ein paar Jahre verheiratet, bevor sie sich scheiden ließ. Martha bekam noch 5 Kinder und wurde dann in eine Anstalt eingewiesen. Wir fanden schließlich heraus, dass Martha später aus der Anstalt entlassen wurde und 1952 einen weiteren Sohn bekam: Paul Warrick.

Sharyn nahm über Facebook Kontakt zu Paul auf, der wenig über seine Familie wusste. Er wusste nur, dass seine Mutter eine traumatische Erziehung hatte und nie darüber sprach. Sie litt unter postpartalen Depressionen, war in einer Klinik untergebracht und verpasste die Erziehung ihrer Kinder. Ihr Mann bestand darauf, sie nach Hause zu holen, und da wollte sie ein weiteres Kind – Paul. Er erzählte uns, dass ihre Familie sich nach der Scheidung um die Schwester seiner Mutter, Mamie, kümmerte, und er kümmerte sich auch um seine viel älteren Geschwister.

Paul willigte ein, einen DNA-Test zu machen. Dabei stellte sich heraus, dass er ein Halbcousin ersten Grades von Sharyn und meinem Vater war.

Wir wussten, dass wir genug Beweise hatten, um zu sagen, dass Johannes der Vater meiner Großmutter war.

Wir haben Paul zwar noch nicht kennengelernt, aber sowohl Sharyn als auch mein Vater haben ausführlich mit ihm gesprochen, und er hat entscheidend dazu beigetragen, einige Familiengeschichten zu ergänzen, die in all den Jahren gefehlt hatten.

Leider wissen wir nicht, was mit Johannes Pakarinen geschehen ist. Paul sagte, es gebe Gerüchte, dass er in Ober-Michigan geblieben sei, da man sich daran erinnere, ihn in örtlichen Bars gesehen zu haben. Es gibt einige Registrierkarten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, die wir online gefunden haben. Sie zeigen einen Landarbeiter mit einem ähnlichen Namen und demselben Geburtsdatum, der in derselben Kleinstadt wie Johannes geboren wurde, aber wir können nicht sicher sein, dass er es war. Aus den finnischen Kirchenbüchern geht hervor, dass es nur einen Johannes Pakarinen gab, der in diesem Jahr in der Stadt geboren wurde.

Ich denke, es ist nicht so wichtig zu wissen, was aus ihm geworden ist. Es wäre nur schön gewesen.

Wie auch immer, ich bin einfach schockiert, dass ein paar Anfänger wie wir dieses verrückte Familienrätsel lösen konnten. Ich wünschte nur, meine Großmutter wäre noch am Leben gewesen, um daran teilzuhaben.

Vielen Dank an Jessica, dass sie ihre unglaubliche Geschichte mit uns geteilt hat! Sie müssen kein Experte sein, um mit MyHeritage DNA erstaunliche Entdeckungen zu machen. Bestellen Sie jetzt Ihr Kit und beginnen Sie zu entdecken!