Halbgeschwister treffen sich zum ersten Mal: „Was das Internet nicht alles kann!“
- Von Silvia


Dieser Beitrag wurde von unserem Nutzer Hans-Peter Geis geschrieben. Hans-Peter hat bereits einige Beiträge für unseren Blog verfasst. Im November 2012 schrieb er zum ersten Mal über seine Familiengeschichte. Alle weiteren Beiträge von ihm findet ihr unter diesen Link. Zum Glück hat er diese Beiträge geschrieben, denn hätte er dies nicht getan, hätte ihn seine Halbschwester eventuell nicht gefunden… Klingt spannend? Dann viel Spaß beim Lesen jetzt!
Da erreicht mich eines Tages eine E-Mail, in der steht:
Sehr geehrter Herr Dr.Hans-Peter Geis,
zufällig bin ich auf Ihren Blog 2 bei Myheritage.de gestoßen und habe dann Ihre Spur weiter verfolgt, bis zu Ihrer Impressum-Seite des Buches Bauer-Bürger-Arbeitsmann. Nun bin ich aber doch etwas neugierig geworden, für mich jedenfalls irrsinnig spannend.
Sind Sie der Dr. Hans-Peter Geis, dessen Vater Kurt Geis ist bzw. war, Sie haben zwei Geschwister, Uta und Andreas? Ihr Vater hatte ca.1944 ein „Liebschaft“ mit meiner Mutter… aus der ich, Monika B. hervorgegangen bin… Ich wäre dann Ihre Halbschwester…
Das ist ja eine Bombe!
Nicht dass ich etwa nicht dieser Dr.Hans-Peter Geis bin, Kurt Geis nicht mein Vater, und ich habe auch die genannten Geschwister. Auch die „Liebschaft“ meines Vaters war mir bekannt, sogar die Existenz der Monika. Aber sie – meine Halbschwester? Und das erfahre ich erst jetzt?
Wie das so geht im Leben – man schiebt Dinge vor sich her, weil man sich nicht sicher ist – soll man oder soll man nicht – wie reagiert die Person, die man ansprechen will… So war es wohl auch mit Monika.
Monika wusste, dass ich in Norwegen war, um genau zu sein seit 1955. Auf einer Kreuzfahrt hatte sie in Oslo im Telefonbuch nach mir gesucht – und mich natürlich nicht gefunden, weil ich seit 1983 wieder in Deutschland war. Dann hatte ihr Eifer nachgelassen.
Doch jetzt endlich, Mitte 2016, raffte sie sich auf und wandte sich an Herrn Google. Herr Google hilft fast immer. Er hat ja ein gutes Gedächtnis, so wusste er, dass ich bei Myheritage vor ein paar Jahren einige Beiträge für den Blog geschrieben hatte. Und er wusste auch von meinem Buch und daraus ergab sich meine E-Mail-Adresse.
Ja, wenn man die erst mal hat, dann ist es kein Problem mehr. Höchstens, dass ich das Durchschnittsalter für Männer längst überschritten hatte – aber sie hatte Glück. Muss man ja haben im Leben ab und zu.
Es war etwas seltsam, denn einige Monate vorher hatte schon einmal jemand mich gesucht und gefunden. Es war die Tochter einer Freundin aus Studententagen. Unsere Liebe war unglücklich zu Ende gegangen, und nach einer unglücklichen Ehe hat sie mir ewig nachgetrauert – ihren drei Töchtern gegenüber. Diese Tochter wollte wissen, was das für ein Mensch war, dem die Mutter da so lange nachgetrauert hat. Ich habe ihr ein bisschen über mich erzählt (per E-Mail). Dann wollte sie ihre Mutter zum Geburtstag im Pflegeheim besuchen. Seither habe ich von ihr nichts mehr gehört.
Aber zurück zu Monika. Mit meinem Vater habe ich auch über sie, also Monika, gesprochen – er fühlte sich nicht sicher, dass sie seine Tochter ist, deshalb hatte er sie auch nie als solche anerkannt. Nun ja, das ist lange her. Damals gab es nicht die Möglichkeiten eine Vaterschaft sicher festzustellen.
Heute ist das ganz anders. Die Sicherheit von heute, für die bin ich auch. Ich bin nicht für halbe Sachen – eher schon für eine Halbschwester. Wie das gemacht wird, das wird uns wohl jede Woche mindestens einmal im Fernsehen vorgeführt – ich meine die mittels DNA-Tests.
Von dem Labor, das die Untersuchungen durchführt, bekommt man Wattestäbchen, mit denen man aus dem Mund Speichelproben entnimmt, genau so wie sie das im Fernsehen zeigen. Dann fängt es an kompliziert zu werden. 27 verschiedene Gen-Eigenschaften der beiden Probanden werden auf ihre Ähnlichkeit untersucht. So geschah es mit Monika und mir. Und was kam dabei heraus:
Die Halb-Geschwisterschaft (=verschiedene Mütter, gemeinsamer Vater)… gilt aufgrund Ihrer Angaben… sowie der errechneten Wahrscheinlichkeit W(HALB) = 99,999 % als „praktisch erwiesen“.
Auf diese Weise kam ich (und meine Geschwister) zu einer neuen Schwester. Vor Kurzem hatte ich Geburtstag, zu dem ich mich immer mit meinen Geschwistern treffe, da waren wir zum ersten Mal vier Geschwister. Alle haben die neue Schwester mit Freude begrüßt.
Ich will noch erwähnen, dass die Gen-Labors in Deutschland verlangen, dass die Speichelproben entweder von einem Arzt oder einer Behörde genommen werden. Das ist natürlich wichtig, wenn die Ergebnisse vor Gericht verwendet werden sollen. Wir wollten es aber nur für uns wissen. In einem solchen Fall sind die Österreicher großzügiger – wir konnten die Proben selbst nehmen. Es gibt da ein Labor, das arbeitet auf beiden Seiten der Grenze. Das hat unsere Proben untersucht.
Und wie sieht es bei euch aus? Habt ihr auch Verwandte über MyHeritage wieder gefunden? Sucht ihr nach Verwandten und würdet gerne darüber berichten? Wir freuen uns über jede Familiengeschichte. Sendet uns einfach eine E-Mail an germany@myheritage.com.
Remo
23. September 2016
Toll !
Das sind doch die Erlebnisse, welche die Würze in der eigenen Ahnenforschung ausmachen.