Ich habe endlich meinen leiblichen Vater gefunden – einen Tag nach seinem Tod
- Von corinna


Schon als Kind hatte ich das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt – die Leute schauten mich anders an, als ob sie etwas über mich wussten, das ich selbst nicht wusste.
Meine Kindheit war alles andere als einfach. Meine Mutter arbeitete auf einem Kreuzfahrtschiff und nur ein paar Monate nach meiner Geburt gab sie mich zu einer älteren Tante und einem Onkel ohne Kinder, damit sie mich großziehen konnten. Sie selbst war wegen der Arbeit oft lange Zeit nicht da.
Mit etwa einem Jahr bekam ich dann noch schlimmes Asthma, was dazu führte, dass ich oft lange im Krankenhaus bleiben musste – meistens sogar in Isolation, weil das damals so üblich war.


Ich wusste, dass dieser Mann nicht mein Vater sein konnte
Als ich etwa drei Jahre alt war, heiratete meine Mutter einen Mann, den ich für meinen Vater hielt. Aber tief in mir drin wusste ich immer, dass das nicht sein konnte. Er war kalt und gewalttätig – es war mehr als deutlich, dass er mich nicht liebte. Er machte mir das Leben zur Hölle. Außerdem sahen wir uns überhaupt nicht ähnlich. Da war einfach nichts, das mich glauben ließ, dass dieser schreckliche Mann wirklich mein Vater war.


Mit 11 Jahren wurde ich dann durch eine fiese alte Nachbarin auf die Wahrheit gestoßen. Sie war sauer auf mich und beschimpfte mich als „Bastard“. Da fing ich an, mir Gedanken zu machen.
Weil ich frech zu ihr zurückgeredet hatte, ging sie zu dem Mann, den ich für meinen Vater hielt, und beschwerte sich. Als er mich – wie immer – bestrafen wollte, sah ich meine Chance und sagte ihm ins Gesicht, dass er nicht mein Vater sei und mir deshalb nichts zu sagen habe. Sein Gesichtsausdruck sagte alles. Es war die Wahrheit. Er war wirklich nicht mein Vater.
Die Suche nach meinem richtigen Vater
Ich lebte weiterhin zu Hause, aber eigentlich war ich mehr auf der Straße als daheim. Ich geriet in Schwierigkeiten, hing mit den falschen Leuten rum. Ich war wütend, traurig, fühlte mich ausgeschlossen und betrogen.
Meine Mutter arbeitete zu der Zeit nicht mehr, weil sie schwer an Multiple Sklerose erkrankt war. Ihr Zustand verschlechterte sich schnell, bis sie bettlägerig war und kaum noch sprechen konnte. Ich blieb trotzdem, weil ich meinen jüngeren Bruder und meine Schwester – die Kinder von meiner Mutter und diesem schrecklichen Mann – beschützen wollte.
Als ich Anfang 20 war, starb meine Mutter. Kurz vorher, als sie noch ein bisschen sprechen konnte, nannte sie mir den Namen meines richtigen Vaters.
Diese Info half mir bei der Suche. Ich recherchierte alles über die Leute, mit denen meine Mutter damals auf dem Schiff gearbeitet hatte, und bat Freunde um Hilfe, um meine Geschichte zu verbreiten.
Wie sollte das mein Vater sein?
Mit 30 Jahren bekam ich plötzlich einen Brief von einer Frau, die behauptete, meine Halbschwester zu sein. Der Name, den sie nannte, war genau der, den mir meine Mutter gesagt hatte.
Ich zögerte nicht und fuhr sofort mit meiner Frau hin, um meinen „Vater“ und meine neuen Schwestern kennenzulernen. Aber schon nach wenigen Minuten hatte ich ein komisches Gefühl – selbst meine Frau flüsterte mir zu: „Das kann nicht dein Vater sein. Ihr habt nichts gemeinsam.“
Die Suche geht weiter
Obwohl wir in Kontakt blieben, suchte ich weiter nach der Wahrheit. Ich probierte alles – selbst alte Freundinnen meiner Mutter, über 80 Jahre alt, versuchten mir zu helfen.
2015 meldete ich mich bei MyHeritage an, um meine Familiengeschichte zu erforschen. Einige Jahre später machte ich einen DNA-Test – und siehe da: Alle Treffer führten nur zur Familie meiner Mutter. Kein einziger Hinweis auf meinen angeblichen Vater. Ein DNA-Test meiner „Halbschwester“ bestätigte es dann: Wir waren nicht verwandt.
Endlich die Wahrheit
Im Juni letzten Jahres bekam ich dann endlich den entscheidenden Hinweis: Ein neuer DNA-Treffer mit einer Frau, die zwei Jahre jünger ist als ich – meine Halbschwester.
Ich schaute auf Facebook nach ihr und fand einen Post, den sie gerade am Vortag geschrieben hatte:
Unser lieber Vater ist heute Morgen plötzlich gestorben. Er und seine vielen bunten Geschichten werden uns sehr fehlen.
In dem Moment wusste ich es. Das war mein Vater. Endlich. Und ich hatte ihn um einen einzigen Tag verpasst.
Vielen Dank an Svein für das Teilen seiner bewegenden Geschichte. Falls du auch eine unglaubliche Entdeckung bei MyHeritage gemacht hast, erzähl uns davon über dieses Formular oder schreib uns an stories@myheritage.com.