Vor knapp 25 Jahren fiel die Mauer um das damalige DDR-Gebiet und die Grenze war offen. An die Wiedervereinigung erinnert der Tag der Deutschen Einheit jedes Jahr am 3. Oktober. Auslöser waren die Worte Günter Schabowskis bei der Pressekonferenz, die viele Bürger verfolgten, dass das neue Reisegesetz „sofort, unverzüglich“ in Kraft trete. Die Reaktion: Tausende DDR-Bewohner pilgerten an die Grenzkontrollen und durften nach Westdeutschland reisen.
Was sind die Erinnerungen der MyHeritage-Nutzer an diesem Tag? Wir haben mit einigen gesprochen und hier ihre Antworten:
Susanne Timmermann: Dieser besondere Tag war für mich ein denkwürdiger und ein sehr erfreulicher Tag! Neben der Maueröffnung von der ich in den Abend-Nachrichten erfuhr, habe ich an diesem Tag meinen Führerschein erhalten.
Ich werde nie vergessen, wie der Fahrprüfer mich in Brühl (NRW) an diesem Tag in die Mangel nahm. Während meiner Autofahrt kamen Kommentare wie: „Letzte Woche ist eine Krankenschwester (mein Beruf) bei mir durchgefallen!“ oder „Leiden Sie unter Genickstarre?“, konterte ich sofort mit einem „Nein, ich habe einen großen Blickwinkel“ da ich wohl mehr als ungenügend meinen Hals während der Fahrt verrenkte.
Als ich am Ende meiner 45minütigen Prüfung ankam und rückwärts einparken musste, hätte ich fast meinen Führerschein nicht bekommen, da ich total schief in dieser Parklücke stand. Immerhin hatte ich es nie gelernt, neben einem stattlichen Baum statt einem parkenden Auto rückwärts einzuparken… 🙂 Da der Fahrprüfer schon Anstalten machte mich durchfallen zu lassen, sagte ich beherzt: „Einmal darf ich ja korrigieren“ und ehe er mir antworten konnte, parkte ich erneut ein und stand wie eine „eins“ in dieser besagten Parklücke. Vom Rücksitz hörte ich den Prüfer rufen: „Sie haben bestanden“ und drückte mir meinen, wie ich fand, wohlverdienten Führerschein in die Hand. „Sie müssen noch unterschreiben“ sagte er zu mir und bevor er es sich anders überlegen konnte, habe ich schnell unterschrieben.
Ich konnte es an diesem Tag nicht fassen meine Prüfung bestanden zu haben und fuhr nach Hause um mit meinem Freund zu feiern. Am Abend sah ich in den Nachrichten: Die Mauer ist gefallen! Welch ein Tag! – Für mich einfach unvergesslich. Ich habe mich sehr für die Menschen gefreut, endlich Freiheit. Der Autokorso der sich anschließend in Richtung Westen bewegte und überglückliche Menschen, das war wirklich besonders. Am 9.11.1991 war es dann endlich amtlich, das mein Führerschein unbegrenzt Gültigkeit hatte, ebenfalls wurde dieser Tag gefeiert und an die Maueröffnung erinnert. Seit dem erinnert mich meine Mutter immer an den Tag meines Führerscheins, obwohl Sie das gar nicht muss, da ich es ja schriftlich habe. Ich bin gespannt, was meine Mutter mir zu meinem diesjährigen 25. Jährigen (unfallfreien) Jubiläum sagt… 😉 Und ich erinnere mich jedes Jahr automatisch und gern an den Tag des Mauerfalls.
Maik Wenzel: Kurze Vorgeschichte: Ende September haben wir meine Großeltern in Dresden besucht. Als wir nach hause wollten, sind wir mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof gefahren, weil wir da in unseren Bus, der zu uns nach hause fuhr, umsteigen mussten. Wo wir am Hautbahnhof angekommen sind haben wir viele Menschen gesehen und die Volkspolizei war in großer Masse auch da mit vielen Fahrzeugen! Mein Vater sagte damals, dass es nicht mehr lange dauert und die Grenze ist offen! Wie ich später erfahren habe, war es ein Zug von Prag der Richtung Hof fuhr und in Dresden einen Zwischenstopp hatte,in diesen Zügen waren DDR Bürger die in der Prager Botschaft sich aufgehalten haben und in die BRD auswandern wollten.
03.10.1989 – Der Tag ging für mich am Anfang ziemlich normal los: aufstehen, frühstücken, Schule und halt spielen nach der Schule. Als meine Eltern von der Arbeit kamen, sind sie irgendwie anders gewesen, entweder lag etwas in der Luft oder sie ahnten das es jetzt zu ende geht mit der DDR. Abends kamen enge Freunde und Familie zu meinen Eltern und Sie feierten. Was, wusste ich in diesem Moment noch nicht und es war mir auch als kleiner Junge nicht klar was es bedeutet wenn die Mauer offen ist und man frei und nach eigenem Wunsch vereisen kann.
Es wurde noch am Abend beschlossen, dass wir alle nach Berlin fahren und so sind wir auch am nächsten Tag nach Berlin gefahren und von Ost Berlin nach West Berlin zu Fuß über die Grenze gelaufen. Es waren viele Menschen unterwegs und wir sind einfach nur noch gelaufen und irgendwann, so weit ich mich noch erinnern kann, sind zwei Menschen gekommen und haben meine Mutti gedrückt und haben auch geweint. Meine Mutter sagte zu mir, dass es ihre Schwester sei. Die Schwester von meiner Mutti ist über die Grenze geflüchtet, was mir meine Mutter später erzählt hatte…
Frank Körner: Am Tag nach dem Mauerfall, ich arbeitete zu dieser Zeit in einem Postamt meiner Heimatstadt, fuhr ein Trabi auf den Parkplatz und ein älteres Ehepaar kam an meinem Schalter. Sie waren auf der Suche nach der Schwester der Frau, die sie nun seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen hatten und von denen sie auch keine aktuelle Adresse hatten. Durch verschiedene Anrufe beim Rathaus, bei der Kreisverwaltung und schließlich bei der Tochter der Schwester konnte ich in Erfahrung bringen, dass die Familie mittlerweile in einem Nachbarort lebte. Das hatte zwar relativ viel Zeit in Anspruch genommen, aber das war es mir wert. Ich rief dann im Nachbarort bei der Schwester an und durfte die Adresse weitergeben.
Die Freude bei der „Trabi“-Familie war groß und sie machten sich auf dem Weg. Am nächsten Tag bekam ich dann noch einmal einen Besuch im Postamt: Das Ehepaar, die Schwester und die Nichte bedankten sich mit einer Flasche Sekt für die Hilfe bei der Recherche.
Merle Salamon: Mein Opa ist im heutigen Polen geboren worden und ist nach der Öffnung in seine Geburtsstadt gereist, um sein Elternhaus zu besuchen. Er hat viele Fotos gemacht und die heutigen Bewohner des Elternhaus besucht. Leider kann ich ihn dazu nicht mehr befragen da er nicht mehr lebt. Aber es soll ihm sehr viel bedeutet haben. Als ich ihn das letzte mal besuchte, schenkte er mir einen Kettenanhänger den er dort gekauft hat. Ich war erst 4 und habe davon nix mitbekommen! Aber die Öffnung hat meinem Opa die Reise in die alte Heimat erleichtert. Ich kann mir heut zu tage nicht mehr vorstellen nicht reisen zu können!
Hans Kormann: Ich war damals 42 Jahre alt und kann mich noch sehr genau daran erinnern, da ich in jener Nacht 1989 als Polizeibeamter Nachtdienst hatte und mit meinem Kollegen auf der A 9 zwischen Pegnitz und Bayreuth unterwegs war, als uns ein Lichtermeer (Scheinwerfer entgegenkommender Trabis) begegnete. Dazu muss man wissen, dass vor dieser Nacht auf der BAB A 9 kaum einmal ein höheres Verkehrsaufkommen zu registrieren war.
Auf der Rückfahrt hielten wir an einem Parkplatz an, der von Trabis fast voll zugeparkt war. Dort sprachen wir einige der “DDR”-Bürger an und fragten, ob wir helfen könnten. Fast unisono wurde geantwortet: “Wir konnten es nicht glauben, dass wir tatsächlich so ohne weiteres “rüber” durften. Wir wollten es nur ausprobieren und fahren morgen wieder nach Hause!”
Einem Ehepaar, dessen Kleinkind auf dem Rücksitz schlief, schenkte ich eine Mandarine für ihre Tochter, die ich als “Brotzeit” dabei hatte. Darüber freuten sie sich so, dass sie mir um den Hals fielen. Das war mein überwältigendes Erlebnis an diese Nacht der Grenzöffnung.
Brigitte Neumann: Ich war sehr glücklich denn meine Mutter wurde am 11.11. 1989 – 60 Jahre. Die Ausreise von der Schwester meines Papas wurde zu diesem Fest verweigert. Als am 09.09.1989 die Mauer fiel habe ich Stundenlang damit verbracht meine Tante telefonisch zu erreichen (die hatten Telefon ) was mir am 10.11. in den frühen Morgenstunden dann auch gelang, somit war es nicht nur für meine Mutter, sondern auch für meinen Vater eine super große Überraschung und somit auch ein besonderes Geburtstagsfest und ich konnte dann die ganze Familie von meinem Papa endlich kennen lernen.
Wir bedanken uns bei unseren Nutzern für ihre Geschichten und wünschen nun allen einen schönen Feiertag.
Ihr habt übrigens noch bis Montag Zeit an unserem Gewinnspiel zum Tag der Deutschen Einheit teilzunehmen. Viel Glück!