Das Oktoberfest – wie kam es zu dem bekanntesten Deutschen Volksfest?
- Von svenja
Die Geschichte des Oktoberfestes: Ein Blick auf das größte Volksfest der Welt
Das Oktoberfest in München ist längst mehr als nur ein lokales Ereignis – es ist ein weltweites Symbol für Geselligkeit, Tradition und bayerische Lebensart. Jedes Jahr zieht das Fest rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt auf die Theresienwiese, wo sie in Bierzelten feiern, Fahrgeschäfte genießen und bayerische Kultur erleben. Doch das Oktoberfest hat eine lange und faszinierende Geschichte, die tief in der bayerischen Tradition verwurzelt ist.
Die Ursprünge: Eine königliche Hochzeit
Der Anfang des Oktoberfestes liegt in einer königlichen Feier. Im Jahr 1810, am 12. Oktober, heiratete der bayerische Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Es war eine der bedeutendsten gesellschaftlichen Veranstaltungen der damaligen Zeit. Das Volk war eingeladen, an den Feierlichkeiten teilzunehmen, und so entstand die Idee, die Hochzeit mit einem großen öffentlichen Fest zu krönen.
Den Höhepunkt dieser Festlichkeiten bildete ein Pferderennen, das auf einer großen Wiese vor den Toren Münchens stattfand. Diese Wiese, die heute als „Theresienwiese“ bekannt ist, wurde nach der Braut benannt und entwickelte sich in den folgenden Jahren zum festen Veranstaltungsort des Oktoberfestes.
Wiederkehr und erste Erweiterungen
Das Pferderennen, das so gut bei der Bevölkerung ankam, wurde im Folgejahr wiederholt. Damit war der Grundstein für eine jährliche Tradition gelegt. Doch schon bald kamen neue Elemente hinzu. Bereits 1811 wurde eine landwirtschaftliche Ausstellung integriert, die bis heute – wenn auch seltener – ein Teil der Festlichkeiten ist. Ziel dieser Ausstellung war es, die bayerische Landwirtschaft zu fördern und moderne Techniken vorzustellen.
Über die Jahre hinweg wuchs das Fest stetig. Es wurden zunehmend Buden und Schausteller hinzugefügt, die das Fest für die Besucher noch unterhaltsamer machten. Im Jahr 1818 tauchten die ersten Karussells und Schaukeln auf, die das Fest zu einer echten Attraktion machten, besonders für Familien. Ab den 1870er Jahren kamen dann auch die berühmten Bierzelte hinzu, in denen die Besucher traditionelle bayerische Gerichte und natürlich Bier genießen konnten.
Das Bier: Herzstück des Oktoberfestes
Ein zentraler Bestandteil des Oktoberfestes war schon immer das Bier. Doch das Oktoberfestbier, das heute in den riesigen Zelten ausgeschenkt wird, hat eine lange Entwicklung hinter sich. Die Münchner Brauereien spielten von Beginn an eine wichtige Rolle im Festgeschehen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Bier zu einer Attraktion, die immer mehr Besucher anzog.
1896 wurden erstmals feste Bierhallen gebaut, was das Fest revolutionierte. Die Hallen, die Platz für Tausende boten, ermöglichten es den Brauereien, ihre Biere direkt den Besuchern anzubieten. Heute gehören die sechs großen Münchner Brauereien – Augustiner, Paulaner, Spaten, Löwenbräu, Hofbräu und Hacker-Pschorr – zu den Hauptakteuren des Festes. Jede Brauerei hat ihr eigenes Zelt, in dem Tausende von Besuchern feiern.
Vom Oktoberfest zum Septemberfest
Eine interessante Entwicklung in der Geschichte des Oktoberfestes ist die Tatsache, dass es heute überwiegend im September stattfindet, obwohl es „Oktoberfest“ heißt. Dies liegt hauptsächlich an den klimatischen Bedingungen. Um die milderen Temperaturen des Spätsommers auszunutzen, wurde das Fest Ende des 19. Jahrhunderts vorverlegt und endet traditionell am ersten Sonntag im Oktober.
Dennoch erinnert der Name „Oktoberfest“ an die Ursprünge des Festes und an die erste königliche Hochzeit, die im Oktober 1810 stattfand. Heute dauert das Fest 16 bis 18 Tage und bietet Besuchern aus aller Welt die Möglichkeit, an einem Stück bayerischer Geschichte und Kultur teilzuhaben.
Ein Fest mit Unterbrechungen
Das Oktoberfest ist eine beständige Tradition, doch es wurde in seiner Geschichte auch mehrfach unterbrochen. Besonders in Kriegszeiten musste das Fest abgesagt werden. Während der beiden Weltkriege fand das Oktoberfest nicht statt, und auch in den Jahren der Inflation und wirtschaftlichen Krisen, wie 1923 und 1924, musste das Fest pausieren. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es dann zunächst als „Herbstfest“ wiederbelebt, bevor es seinen heutigen Namen und seine vollständige Form wieder annahm.
Auch 2020 und 2021 wurde das Oktoberfest aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt. Diese Absagen unterstrichen die Bedeutung des Festes für die Münchner Wirtschaft und Kultur, da viele Arbeitsplätze und Unternehmen vom Erfolg des Oktoberfestes abhängen.
Das moderne Oktoberfest: Tradition und Moderne vereint
Heute hat sich das Oktoberfest zu einem globalen Ereignis entwickelt, das nicht nur von Einheimischen, sondern auch von internationalen Touristen besucht wird. Während die traditionellen Elemente wie Trachten, Blasmusik und bayerische Schmankerl erhalten geblieben sind, hat sich das Fest in vielen Bereichen modernisiert. So gibt es neben den klassischen Bierzelten und Fahrgeschäften auch internationale Speisen, moderne Technologien und neue Unterhaltungsangebote.
Trotz der Internationalisierung und Modernisierung bleibt die Kernidee des Festes unverändert: Es ist ein Fest der Gemeinschaft, des Feierns und der bayerischen Lebensfreude. Die besondere Mischung aus Tradition und Moderne macht das Oktoberfest einzigartig und zieht jährlich Besucher aus aller Welt an.
Fazit: Ein Fest für die Ewigkeit
Die Geschichte des Oktoberfestes zeigt, wie sich eine bescheidene königliche Feier in ein weltbekanntes Ereignis verwandeln konnte. Es spiegelt die Entwicklung der bayerischen Kultur wider und bietet gleichzeitig einen Einblick in die Modernisierung und Internationalisierung von Volksfesten. Das Oktoberfest ist nicht nur ein Fest des Bieres, sondern auch ein Symbol für Tradition, Geschichte und vor allem Lebensfreude.
Mit seiner einzigartigen Mischung aus Tradition und Moderne wird das Oktoberfest auch in Zukunft Millionen von Menschen begeistern und bleibt ein Herzstück der bayerischen Kultur und des weltweiten Feierns.