Vorstellung des Heimatbildarchivs des Oberbergischen Kreises

Vorstellung des Heimatbildarchivs des Oberbergischen Kreises

Rund 35 000 Fotografien und Dias lagern im Heimatbildarchiv. Sie geben einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des Oberbergischen Landes seit 1925. In den vergangenen Jahren haben viele namenhafte Heimatforscher und Historiker um Hilfe gebeten.

Birgit Behrendt öffnet eine Schublade. Aus dem großen Aktenfach lugen tausende Karteikarten hervor. „Das hier könnte passen“, sagt Behrendt und zieht aus dem Wust ein Foto heraus. Im Heimatbildarchiv des Oberbergischen Kreises sucht die studierte Bibliothekarin das Foto eines Kalkofens. Der Nümbrechter Heimatverein möchte über den Ortsteil Kalkofen berichten und seinen Aufsatz illustrieren.

Im zweiten Untergeschoss des Hauses Moltkestraße 34 lagern in mehreren mannshohen Aktenschränken rund 35 000 Fotografien und Dias. Sie geben einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des Oberbergischen Landes in den vergangenen 86 Jahren.

Im Jahre 1925 gründete der Kreis Gummersbach das Heimatbildarchiv als Teil der damaligen Kreisbildstelle, dem heutigen Medienzentrum. Seitdem ist hier das Leben in der Region abgelichtet: Die Fotos zeigen das bäuerliche Leben in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, den Aufmarsch der Nationalsozialisten, zerbombte Dörfer und das Leben zu bundesrepublikanischer Zeit.

Und das Archiv wächst stetig, betont Behrendt: „Jede Woche kommen bis zu drei neue Fotos dazu.“ Ins Archiv kommt alles, was die Entwicklung des Kreises zeigt: größere Projekte, bedeutende Ehrungen, neue Industriegebiete.

Nicht nur der Nümbrechter Heimatverein ist ein Stammkunde des Heimatbildarchivs. In den vergangenen Jahren hat fast jeder namhafte Heimatforscher und Historiker Birgit Behrendt um Hilfe gebeten. Gummersbachs Stadtarchivar Gerhard Pomykaj nutzt regelmäßig den Riesenfundus. Auch Autoren aus Meinerzhagen oder Köln melden sich bei der Kreisstelle. „Doch zu mir dürfen nicht nur Forscher kommen, sondern jedermann. Schließlich soll das Archiv nicht nur gepflegt, sondern auch genutzt werden.“ Wer zum Beispiel eine historische Fotografie seines Heimatorts sucht, dem hilft Behrendt bei der Recherche.

Gemeinsam wird dann das Archiv durchstöbert. Ist das passende Bild vorhanden, kann es als Datei auf CD-Rom mitgenommen werden – und erst dann wird eine Gebühr fällig. „Wer das Foto privat nutzt, zahlt 2,50 Euro. Wer es publizieren will, den kostet es 15 Euro.

Das Heimatbildarchiv hat unzählige Schriften mit Fotos gespeist. Viele Bände der „Oberbergischen Geschichte“, das Buch „900 Jahre Lindlar“ oder die Dokumentation „Glocken und Geläute im Oberbergischen“ bauen auf den Archivbildern auf. Die Glocken-Bilder stammen noch von Fritz Rau persönlich. Der Windhagener Volksschullehrer gründete das Archiv, erzählt Behrendt: „Und er lichtete so viele Kirchenglocken wie möglich ab, bevor sie von den Nazis zur Einschmelze abtransportiert wurden.

Bis 1936 arbeitete der fest angestellte Fotograf Kurt Grote für das Heimatbildarchiv. In den damaligen Kreisen Gummersbach und Waldbröl nahm er vor allem Schulen, Fabriken und Landschaften auf, dokumentierte den Bau der Aggertalsperre. Von ihm stammen noch eine Reihe Glasnegative, die sicher verpackt im benachbarten Hohenzollernbad ausgelagert sind.

Die ältesten Fotografien stammen von 1882 und zeigen mehrere Orte des Kreises Gummersbach. „Sie wurden anlässlich der Hochzeit des damaligen Landrates Friedrich von Sybel als Geschenk aufgenommen.“ Momentan digitalisiert Behrendt das komplette Archiv. Foto für Foto scannt sie ein, bearbeitet es nach und legt es auf einem sicheren Server ab. Damit Geschichte auch für kommende Generationen erhalten bleibt.

Quelle: Kölnische Rundschau