Deutschlands Adel: Jacob Fugger und seine Familie

Deutschlands Adel: Jacob Fugger und seine Familie

Heute möchten wir uns wieder dem Adel zuwenden. In diesem Bericht möchten wir zum ersten Mal eine Familie vorstellen, die nicht dem Uradel angehört, sondern durch einen Adelsbrief erhoben wurde und damit dem “Briefadel” angehörten: Die Fugger.

Die Familie Fugger

Der Stammsitz der Familie ist von jeher der Landkreis Augsburg. In Graben, einem kleinen Ort auf dem berühmten Lechfeld, begann mit Johann Fugger die Geschichte einer der einflussreichsten und reichsten Familien Deutschlands und Europas. Sein Sohn Hans folgte dem Beruf seines Vaters und arbeitete als Weber in Augsburg, bevor er sein Geschäft in Richtung des Textilhandels ausbaute und damit so erfolgreich wurde, dass er Leinentuch sogar bis nach Italien exportierte. Nach Hans spaltete sich die Familie in zwei Zweige auf. Sein Sohn Andreas wurde der Stammvater der “Fugger vom Reh” und Jakob begründete die “Fugger von der Lilie”.

Die Fugger vom Reh gerieten mit ihrer Firma Ende des 15. Jahrhunderts in Zahlungsunfähigkeit und stellten keine Mitglieder mehr von nationaler Bedeutung. Die Fugger von der Lilie verstanden es jedoch scheinbar sehr viel besser mit dem väterlichen Erbteil umzugehen. Schon acht Jahre vor seinem Tod zählte Jakob Fugger zu den Top 10 der reichsten Bürger Augsburgs. So konnte er der Tatsache, dass seine Frau ihm zwölf Kinder geschenkt hatte, relativ gelassen entgegen blicken.

Haben Sie ebenfalls Vorfahren in Augsburg? Durchsuchen Sie noch heute die historischen Aufzeichnungen auf MyHeritage.

Jakob Fugger

Porträt des Jakob Fugger, Albrecht Dürer (um 1519). Quelle: Wikipedia

Jakob Fugger, der Reiche

Als zehntes der besagten 12 Kinder kam Jakob Fugger auf die Welt, den man später “den Reichen“ nennen sollte. Er sollte das Unternehmen seines Vaters, das man zu diesem Zeitpunkt noch ein “konventionelles Handelsunternehmen mittlerer Reichweite” nannte, zu einem “europaweit agierenden Konzern mit ausgeprägten Schwerpunkt im Montan- und Banksektor” ausbauen. Viele seiner Geschwister arbeiteten selbst im Unternehmen, doch Jakob war derjenige, der die Richtung vorgab. Seine Brüder begannen Bankgeschäfte mit den Habsburgern und der Kurie und stiegen danach in den Abbau von Bodenschätzen ein. Zeitweise nahmen die Fugger sogar eine Monopolstellung auf dem europäischen Kupfermarkt ein.

Durch seine Kontakte zum Hause Habsburg finanzierte er z.B. den Aufstieg des Kaisers Maximilian I. und sicherte damit langfristig den Aufstieg seiner Familie in den Adel. Als Maximilian noch als römisch-deutscher König das Herzogtum Tirol übernahm, war Jakob Fugger der Geldgeber, der es ihm ermöglichte, die hohen Schulden seines Vorgängers, Herzog Sigmund, zurückzuzahlen. Dadurch geriet Maximilian in finanzielle Abhängigkeit der Fugger, aber auch diese mussten ihn immer weiter unterstützen, um zu gewährleisten, dass er imstande war, seine Schulden auch begleichen zu können. Von 1507 bis 1514 verkaufte Maximilian diverse Graf- und Herrschaften an Jakob Fugger und erhob ihn 1511 sogar in den Reichsgrafenstand.

Genealogy fun fact: Durch seine vielen Reisen blieb die Ehe Jakob Fuggers mit seiner Frau Sibylla Artzt kinderlos und seine Neffen Raymund und Anton erbten das gewaltige Vermögen des Onkels. Von diesen beiden stammen die meisten der noch heute lebenden “Fugger von der Lilie” ab.

Fugger Wappen

Wappen der Fugger von der Lilie, verliehen 1473. Quelle: Wikipedia**

Doch auch mit der Kirche verkehrten die Fugger. Durch die Geldmittel des Bankhauses wurde z. B. die heute noch immer bestehende Schweizer Garde finanziert und bis 1524 betrieben sie eine der Münzprägestätten des Vatikans. Denkt man an die Kirche des frühen 16. Jahrhunderts, so kommt einem bestimmt das Wort “Ablasshandel” in den Sinn, der Martin Luther zu seinen 95 Thesen veranlasste. Und damit liegt man gar nicht falsch. Die Fugger beteiligten sich am Ablasshandel, der damals noch zur Finanzierung von Kirchen und wichtiger noch Spitälern genutzt wurde. In die Kritik geriet der Ablasshandel erst durch die pompösen und baulustigen Renaissance-Päpste.

Als baulustig konnte man Jakob Fugger allerdings auch bezeichnen. Er und seine Brüder stifteten zahlreiche Kirchenbauten, aber auch die Augsburger Fuggerei, eine Siedlung für bedürftige Augsburger Handwerker und Tagelöhner.

History fun fact: In den Fuggerhäusern, die sowohl Wohn- und Firmensitz, sowie später noch Herbergen illustrer Gäste waren, wurde Martin Luther 1519 einem Verhör unterzogen. Sicher auch ein Grund dafür, dass Luther in seinem Aufsatz “An den christlichen Adel deutscher Nation” Jakob Fugger ganz persönlich angriff. Ein anderer mag sein, dass Luther der Meinung war, die Fugger hätten sich den Kaiser mit ihrem Geld gekauft.

Brunnen in der Fuggerei.

Brunnen in der Fuggerei. Quelle: Wikipedia.

Die Fuggerei

Die Fuggerei wird zurecht als die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt bezeichnet. Sie war gedacht für verarmte Familien, die sich aus eigener Kraft wieder ein Leben außerhalb der Sozialsiedlung aufbauen wollten. Zu diesem Zweck betrug die Jahresmiete einen rheinischen Gulden, sowie das tägliche Gebet des Vaterunser, des Glaubensbekenntnisses und des Ave Marias für den Stifter und seine Familie. Die Fuggerei existiert noch heute und wie vor 500 Jahren dürfen ausschließlich katholische, bedürftige Bürger Augsburgs bewohnen. Die Jahres(kalt)miete erscheint mit 0,88 Euro noch geradeso erschwinglich und auch heute noch werden die drei Gebete gesprochen. Finanziert wird das Ganze aus der Stiftung Jakob Fuggers, über die Mitglieder aus den fürstlichen und gräflichen Linien der Fugger von der Linie wachen, namentlich die “Fugger von Kirchberg und Weißenhorn”, “Fugger-Babenhausen” und “Fugger von Glött”.

Haben Ihre Vorfahren vielleicht in der Fuggerei gelebt? Bewahren Sie ihre Geschichte auf MyHeritage.

Jakob Fugger starb am 30. Dezember 1525 als reichster Unternehmer Europas. Zahlreiche Experten haben versucht, sein Vermögen auf heutige Verhältnisse umzurechnen und kamen dabei auf eine Summe von unglaublichen 300-400 Milliarden US-Dollar, was Jakob zur reichsten Privatperson in der Menschheitsgeschichte machen würde. Würden wir in Entenhausen leben, könnte er sich wohl als reichste Ente der Welt bezeichnen.

**Quelle Bild: Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert und wurde nicht geändert.