Ludwig, der Deutsche

Ludwig, der Deutsche

Liebe Leser, heute gedenken wir wieder einem Mann aus Deutschlands Geschichte, der als erster König über das Reich regierte, welches in seinen Grundzügen schon dem heutigen Deutschland ähnelte: Ludwig, dem Deutschen. Er starb vor 1146 Jahren.

Ludwig, der Deutsche

History fun fact: Den Beinamen “der Deutsche” erhielt Ludwig erst im 18. Jahrhundert. Er wird zwar in den zeitgenössischen Quellen auch als “rex germaniae” bezeichnet, jedoch wird Germanien hier noch nicht als Deutschland verstanden, sondern einfach als die rechtsrheinischen Gebiete außerhalb des alten römischen Reiches. 

Wandalbert von Prüm überreicht einem König – vermutlich Ludwig dem Deutschen – sein Martyrologium. Quelle: Wikipedia

Wandalbert von Prüm überreicht einem König – vermutlich Ludwig dem Deutschen – sein Martyrologium. Quelle: Wikipedia

Zunächst wollen wir hier etwas zur familiären Einordnung erzählen. Er war ein Sohn Ludwigs des Frommen und somit ein Enkel Karls des Großen. Aus den zwei Ehen seines Vaters gingen insgesamt vier Söhne und zwei Töchter hervor, die das Erwachsenenalter erreichten. 

Insgesamt gesehen also nicht die besten Voraussetzungen für eine friedliche Zeit, wenn ein König mehrere erbberichtigte erwachsene Erben hatte. Die Geschichte sollte zeigen, das die Brüder (und später auch die jeweiligen Söhne und Neffen) nicht wirklich gut miteinander auskamen, was immer wieder in wechselseitigen Kämpfen und Bündnissen endete.

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Knackpunkt des Ganzen waren die alten salischen Gesetze, die auch noch Jahrhunderte später für Kriege, wie dem Hundertjährigen Krieg, sorgen sollten. Doch das ist eine andere Geschichte. Der wichtigste Teil der salischen Gesetze in diesem Fall war die gleichberechtigte Landteilung unter allen lebenden männlichen Erben. So verfuhr auch Kaiser Ludwig, auch wenn das Wort “gleichberechtigt” von einem Kaiser vielleicht auch anders interpretiert werden kann. Ludwig der Fromme verfügte schon vor seinem Tod, welcher Sohn über welche Teile seines Reiches herrschen solle. Diese Verordnung hieß “ordinatio imperii”. Ludwig (der Deutsche) sollte dabei Baiern und weitere östliche Grenzgebiete erhalten, sein Bruder Lothar als ältester Sohn den größten Teil des Reiches und sein Bruder Pippin sollte in Aquitanien herrschen. Dies alles hätte zu einem wackeligen Frieden führen können, wäre nicht 823 noch ein weiterer Sohn aus Kaiser Ludwigs (des Frommen) zweiter Ehe hinzugekommen: Karl der Kahle.

Genealogy fun facts: Auch schon vor den Habsburgern gab es familiäre Verbindungen,  bei denen man sich heutzutage fragen würde: “Darf man das überhaupt?” So auch bei den frühen Karolingern. Ludwig entstammte der ersten Ehe seines Vaters mit Irmingard von Haspengau. Nach deren Tod heiratete der Vater nochmal, und zwar Judith, die Tochter des Grafen Welf…und eine Schwester von Ludwigs eigener Frau. 

Graf Welf ist übrigens auch der älteste Stammvater des Geschlechts der Welfen, dem Adelsgeschlecht, das uns die meisten der englischen Könige mit Namen George, die berühmte Königin Victoria und einen von Deutschlands “auffälligsten” Adeligen, Prinz Ernst August von Hannover, beschert hat.

Ludwig der Deutsche

Karolingische Reiterei aus dem Psalterium aureum. Quelle: Wikipedia

Kaiser Ludwig (der Fromme) änderte daraufhin die Aufteilung des Reiches, um auch seinem jüngsten Sohn ein Erbe zu hinterlassen, was seine drei ältesten Söhne zur Rebellion auf stachelte, um ihre Gebiete zu sichern. Sie konnten sich im Juni 833 kampflos gegen ihren Vater durchsetzen und von diesem Zeitpunkt an, nannte Ludwig (der Deutsche) sich offiziell “König des Ostfrankenreichs”. Im Oktober des gleiches Jahres wurde der Vater von den Bischöfen abgesetzt und ein erneutes Gerangel um das Erbe begann. Da Lothar, der dem Vater als Kaiser folgen sollte, sich gegenüber seinen Brüdern eine Vormachtstellung erhoffte, betrieben diese wiederum die Wiedereinsetzung ihres Vaters, die ein halbes Jahr später gelang.

Das Signum Ludwigs des Deutschen unter einer Urkunde, die am 22. Mai 859 in Frankfurt für Paderborn, St. Maria und Kilian (Domstift) ausgestellt wurde. Quelle: Wikipedia

Das Signum Ludwigs des Deutschen unter einer Urkunde, die am 22. Mai 859 in Frankfurt für Paderborn, St. Maria und Kilian (Domstift) ausgestellt wurde. Quelle: Wikipedia

Die Verhältnisse änderten sich erneut, als Pippin I., Ludwigs Bruder, im Jahr 838 starb und die Mutter des Halbbruders nun versuchte, für ihr Kind einen möglichst großen Anteil am Reich zu sichern. 

Nach dem Tod des alten Kaisers Ludwig versuchte der nun neue Kaiser Lothar alle Ansprüche durchzusetzen, die sein Vater mehr als 20 Jahre zuvor verordnet hatte. Dies wiederum veranlasste Ludwig, mit seinem Halbbruder Karl ein Bündnis einzugehen. Lothar indes zog seinen Neffen Pippin II. auf seine Seite. Die wechselseitigen Kämpfe wurden als eines der schlimmsten Blutbäder geschildert, die die Franken seit langem erlebt hatten. 

Im Jahr 842 bekräftigten Ludwig und Karl durch wechselseitige Heereseide ihre Treue zueinander, wobei jeder Herrscher in der Sprache des jeweils anderen Volksstammes sprach. Im folgenden Jahr wurde endlich durch Friedensverhandlungen der Vertrag von Verdun aufgesetzt, der eine Dreiteilung des Reiches vorsah. 

Siehe hier die Gebietsaufteilung im Vertrag von Verdun 843.

Ludwigs Anteil ist hier in der Karte blau markiert. Sein Bruder Lothar erhielt das Mittelreich, was die beiden Kaiserstädte Aachen und Rom enthielt, Karl das Westreich, das schon den Merowingern als Herrschaftsgrundlage diente. Da Ludwigs Anteil wirtschaftlich weitaus weniger entwickelt war, erhielt er auch noch einige Besitzungen links des Rheins, wie Mainz, Worms und Speyer.  

Der “Friede” war jedoch nicht von Dauer. Nachdem es Karl dem Kahlen endlich gelungen war, seinen Neffen Pippin II gefangen zu setzen, hoffte er nun auch endlich in Aquitanien anerkannt zu werden. Als er jedoch einen der Grafen enthaupten ließ, schwoll die Rebellion gegen ihn erneut an. Die aquitanischen Adligen trugen daraufhin Ludwig die Herrschaft an, die dieser nur zu gern von seinem Sohn entgegennehmen ließ. Damit brach er jedoch die Eide, die er sich mit seinem Bruder Karl geschworen hatte. 

Die folgenden Jahre waren durch weitere Konflikte der Erben Karls des Großen gekennzeichnet, in den nun auch noch eine neue Generation hinein wuchs. Auch die Kinder Ludwigs waren nun schon erwachsen und stritten sich mit ihren Onkeln und Cousins um verschiedene Erbteile.

Siegel Ludwigs des Deutschen. Quelle: Wikipedia

Siegel Ludwigs des Deutschen. Quelle: Wikipedia

Zum Ende der “alten Generation”, der die Söhne Ludwigs des Frommen angehören, wird es noch einmal spannend im Kampf um das Erbe. Hierzu müssen wir ein paar Jahre hin und herspringen.  Nach dem Tod Ludwigs des Deutschen am 28. August 876 versuchte Karl der Kahle nun auch das Ostreich unter seine Kontrolle zu bringen, wurde jedoch von Ludwigs Sohn ( wieder ein Ludwig) besiegt. 

Kaiser Lothar hatte zwar ebenfalls Söhne und wiederum unter ihnen sein Reich (das Mittelreich)  aufgeteilt, jedoch hatten die erbberechtigten Söhne keine oder keine erbberechtigten Kinder. Nach dem Tod Lothars II. (ein Sohn Lothars I.) schritt Karl der Kahle ein und ließ sich im Mittelreich zum Herrscher ausrufen. Ludwig drohte ihm daraufhin mit Krieg und die beiden Halbbrüder einigten sich schließlich auf die Aufteilung des Mittelreichs. Nachdem auch Ludwigs älteste Söhne starben, wurde schließlich unter Ludwigs jüngstem Sohn Karl III. noch einmal kurzzeitig das alte Reich KarlsKarls des Großen vereint, was jedoch wenige Jahre später schon wieder zerfiel.

Letztendlich führte die lange Herrschaftszeit Ludwigs des Deutschen zum Niedergang der Karolinger, da hierdurch dessen Söhne erst in hohem Alter die Herrschaft übernehmen konnten und sich dieses durch die folgenden Generationen fortsetzte.

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