Verschollene Briefe: Ein flüchtiger Blick in die Vergangenheit

Verschollene Briefe: Ein flüchtiger Blick in die Vergangenheit

Stellt euch vor, ihr könnt zu einer beliebigen Zeit und zu einem beliebigen Ort zurückreisen und ihr habt die Chance, einen Blick auf das Leben von damals zu werfen … Wäre das nicht großartig? So eine Zeitreise ist praktisch gerade im Gange, als jetzt Tausende von Briefen aus dem 17. Jahrhundert, die in Holland gefunden wurden, analysiert werden.

Bild: Die Truhe, wo die Briefe aufbewahrt wurden (Quelle: Den Haag Museum für Kommunikation)

Bild: Die Truhe, wo die Briefe aufbewahrt wurden (Quelle: Den Haag Museum für Kommunikation)

In einem vor kurzem erschienenen Artikel in The Guardian wurde berichtet, dass eine Truhe mit ungeöffneten Briefen aus dem 17. Jahrhundert, die seit mehreren Jahrhunderten in den Niederlanden versteckt wurde, jetzt untersucht wird.

Die Briefe wurden von dem niederländischen Postmeister Simon de Brienne und seiner Frau Maria Germania in Den Haag verstaut. Damals wurden Gebühren beim Empfang von Briefen bezahlt und es wird angenommen, dass diese nicht zugestellten Briefe aufbewahrt wurden, in der Hoffnung, dass die Empfänger später gefunden und das Briefentgelt entrichtet würden.

1926 wurde die Ledertruhe mit 2.600 Briefen dem niederländischen Postmuseum präsentiert. Ungefähr 600 Briefe wurden noch nie geöffnet. Aber jetzt werden alle 2.600 Briefe aus der Truhe von einem internationalen Team von Wissenschaftlern untersucht. Spezielle Scan-Techniken ermöglichen, die Inhalte der Briefe zu überprüfen, ohne sie zu öffnen.

Die Briefe wurden zwischen 1680 und 1706 verschickt, einer Zeit, wo Krieg und politische Unruhe in Europa herrschte. Diese Sammlung wirft Licht auf verschiedene Aspekte des Lebens in dieser Zeit, denn sie wurden auf Französisch, Spanisch, Italienisch, Holländisch und Latein von Menschen aus sehr unterschiedlichen sozialen Schichten verfasst: Adeligen, Spionen, Kaufleuten, Verlegern, Schauspielern, Musikern, Bauern, Semi-Analphabeten und Gelehrten mit wunderschöner Handschrift. Es ist alles dabei.
Normalerweise wurden Briefe von sozial benachteiligten Familien nicht so gut aufbewahrt. Umso spannender ist dieser Fund, denn er ermöglicht einen Blick in das Leben einfacher Leute.

Bild: Eine Papiertaube, die in einem Brief gefunden wurde (Quelle: Den Haag Museum für Kommunikation)

Bild: Eine Papiertaube, die in einem Brief gefunden wurde (Quelle: Den Haag Museum für Kommunikation)

Ein Brief, der bereits analysiert und übersetzt wurde, wurde von einer Opernsängerin geschrieben, die aus Den Haag stammt, aber in Paris wohnte. Eine Freundin schrieb den Brief, um Kontakt mit einem jüdischen Kaufmann aufzunehmen, der angeblich der Vater des Kindes der Opernsängerin war: „Sie können ohne Schwierigkeiten die wahren Ursachen ihrer Verzweiflung erahnen. Ich kann es nicht in so viele Worte fassen, was ich zu sagen habe, ist zu überwältigend. Denken Sie darüber nach, und versuchen Sie sie ins Leben zurück zu bringen, in dem Sie sie wieder zurückholen.“ Der Brief wurde mit niet hebben markiert, was bedeutet, dass es abgelehnt wurde, wahrscheinlich weil der Empfänger schon etwas ahnte…

Laut Daniel Starza Smith aus der Oxford University:

Etwas in diesem Brief gibt uns das Gefühl, dass wir einen Augenblick der Geschichte überrumpeln. Viele der Personen, die diese Briefe verfasst haben, oder die Empfänger, sind quer durch Europa gereist, wie Musiker oder Personen, die wegen ihrer Religion vertrieben wurden. Die Truhe erzählt ihre Geschichte. Die Geschichte von Frauen und Männer mit verschiedenen sozialen Hintergründen.

Wenn ihr die Macht hättet, solch eine Truhe aus einem beliebigen Zeitraum zu finden, welchen Zeitraum würdet ihr wählen?

Bemerkungen

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  • Aranka Mahly-Husagh

    5. Januar 2016

    Ich hätte die Jahre 1600 gewählt weil meine vorfahren kommen von diese zeit.Eine Onkel oder Großvater von Meinem Vater hat von I Lipot König eine Wappen bekommen am 12. Juli. 1667 –