

Erinnerungen, Fotos und Dokumente bieten eine Fülle von wertvollen Informationen über die Familiengeschichte. Familienmitglieder zu interviewen ist ein sehr guter Weg, um über die früheren Generationen und mehr über die Ereignisse in der Familie zu erfahren.
Fangt mit den älteren Verwandten an. Sie sind eventuell die einzigen Menschen, die noch Bescheid wissen, aus welchem Land oder aus welcher Stadt eure Vorfahren stammen, wie die ursprünglichen Nachnamen tatsächlich geschrieben wurden oder wie sich die Namen im Laufe der Generationen verändert wurde (mehr dazu hier). Wenn diese Informationen nicht dokumentiert werden, bevor sie sterben, wird ihr Wissen für immer verloren sein.
Der Zweck von Geschichtenerzählen in der Genealogie ist der, dass man weitere Einzelheiten zu dem Stammbaum hinzufügen kann. Damit eure Ahnenforschung noch besser gelingt, sind hier einige Tipps für die Befragung von Verwandten.
Nützliche Tipps, um die Familienangehörigen zu befragen:
1. Planen. Seid euch über eure Ziele klar. Welche Art von Informationen sucht ihr? Über wen möchtet ihr mehr erfahren, aus welcher Familienlinie? Bitte immer eine Kamera dabei haben, um die Familienangehörigen zu fotografieren. Ebenfalls fotografiert werden sollten Artefakte und ältere Fotos, die die Verwandten euch zeigen. Diese sind großartige Erinnerungen.
2- Erstellt eine Liste von Fragen oder Themen, die ihr abdecken möchtet. Die Fragen hängen davon ab, wie gut ihr die Familienmitglieder und diese Seite der Familie schon kennt. Versucht mal, die Fragen so zu stellen, dass die Verwandten zunächst über die engere Familienmitglieder und dann über die entfernte Verwandtschaft reden. Beispielsweise könnt ihr als erstes nach den Kindern, Geschwistern und Eltern fragen. Danach fragt nach ihren Großeltern und Urgroßeltern. Letztlich fragt nach anderen Verwandten wie Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen und nach der entfernten Verwandtschaft.
3. Das Gespräch aufzeichnen. Auf jeden Fall ein Blatt Papier und Stifte mitbringen, um sich Notizen machen zu können. Fragt die Verwandten, ob sie etwas dagegen hätten, wenn ihr das Interview mit einem Diktiergerät oder einer Videokamera aufnehmt.
4. Vorher anrufen. Genügend Zeit einplanen – es dauert immer etwas länger, als man denkt. Sucht euch eine Zeit und Ort aus, die bequem für eure Verwandten ist. Schon am Telefon erzählen, dass es schön wäre, wenn sie Familienfotos, Urkunden oder andere Papiere der Familie dabei hätten, wenn ihr euch trefft.
5. Mit einem Familienfoto anfangen. Falls die Familienangehörigen Familienfotos dabei haben, fangt das Gespräch mit diesen Fotos an. Sprecht darüber. Ihr könnt selber Familienfotos zum Gespräch mitbringen, und sie benutzen, um das Gespräch anzufangen. Stellt sicher, dass in diesen Fotos eine oder zwei Personen dabei sind, die eure Verwandten erkennen werden und fragt, ob sie über diese Personen sprechen möchten. Hochzeitfotos oder Familienporträts eignen sich sehr gut dafür.
6. Offene Fragen stellen. Damit die Befragten mehr sprechen, stellt „offene“ Fragen, wie z. B.: „Woran kannst du dich bei deinen Großeltern erinnern?“ oder „Wie war es, in Berlin aufzuwachsen?“ Fragt sie, ob sie irgendwelche interessante Familiengeschichten haben. Am Ende des Interviews „geschlossene“ Fragen stellen, um mehr spezifische Details zu erhalten, wie z. B.: „Wo wurde deine Großmutter begraben?“.
7. Ein Teil des Familienstammbaums zusammen erstellen. Wenn möglich, den Stammbaum dabei haben (z.B. mit der MyHeritage App). Werden neue Individuen während des Gesprächs erwähnt, könnt ihr die Namen und Daten sofort zu dem Stammbaum hinzufügen. Das Schöne daran ist, dass eure Verwandten sehen können, wie der Stammbaum wächst und es ist einfacher herauszufinden, wer mit wem verwandt ist. Anbieten, ob die Verwandten eine aktualisierte Kopie des Stammbaums erhalten möchten, nachdem ihr die neuen Informationen eingefügt habt. Stammbaum-Software wie der Family Tree Builder ermöglichen es euch, den Stammbaum zu bearbeiten und auszudrucken. Noch einfacher ist es natürlich, den Stammbaum direkt vor Ort mit der App zu bearbeiten und zu ergänzen und Fotos direkt hochzuladen.
8. Das Gespräch gezielt führen. Ihr solltet die Richtung des Interviews geben, damit es beim Thema bleibt, aber nicht zu strikt werden. Ihr riskiert dadurch, wirklich interessante Geschichten zu verpassen. Wenn die Verwandten z.B. erzählen, dass der Vater in der Armee war, ist es interessant, Fragen zu stellen, die einen Bezug dazu haben, selbst, wenn diese nicht auf eurer ursprünglichen Liste von Fragen standen. Wenn ihr spürt, dass die Verwandten nicht unbedingt über ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Person sprechen möchten, einfach zu dem nächsten Thema bewegen. Ihr könnt immer wieder zu dem ursprünglichen Thema zurückkommen, sei es zu einem späteren Zeitpunkt des Gespräches oder an einem anderen Datum, oder ihr fragt einen anderen Verwandten, der bereit ist, darüber zu sprechen. Es ist wichtig, dass das Interview eine angenehme Erfahrung für euch und für die Familienangehörigen ist.
9. Irgendwas mitbringen und da lassen. Bringt eine Kopie eines Familienfotos oder ein Teil des Stammbaums, der ihr bei den Verwandten hinterlassen könnt. Dran denken, dass Kontaktdaten ausgetauscht werden sollten, damit die Verwandten euch kontaktieren können, falls sie sich an etwas anderes erinnern, oder etwas hinzufügen möchten.
10. Weiterverfolgung – Originalnotizen und Audio- oder Videodateien mit Namen und Kontakdaten der befragten Personen inkl. Datum, Uhrzeit und Ort beschriften. Falls ihr das Gespräch aufgenommen habt, ein Wort-für-Wort-Transkript vorbereiten. Falls ihr handschriftliche Notizen gemacht habt, am besten abtippen. Nachdem die Notizen zusammengestellt wurden, genealogische Angaben sortieren und zu dem Stammbaum oder Ahnenblatt hinzufügen. Achtet ihr darauf, entsprechende Angaben über die Quelle der einzelnen Daten hinzufügen. Es passiert oft, dass dieser Prozess im Nachhinein neue Ideen für die Forschung bringt. Stellt fest, welche Punkte noch geklärt werden müssen, schreibt sie auf und verfolgt das Thema weiter, indem ihr die Familienangehörigen nochmal anruft. Vergesst nicht, euch für das Gespräch zu bedanken, das könnte zu einer Einladung für ein weiteres Gespräch führen. Dann habt ihr die Chance, all das zu fragen, was ihr im ersten Interview nicht gefragt habt!
Wir wünschen euch viel Erfolg bei euren Familieninterviews und wir hoffen, sie bringen euch interessante Familiengeschichten und -Informationen.
Habt ihr weitere Tipps für ein Interview von Familienmitgliedern? Oder habt ihr etwas entdeckt, als ihr eure Familienangehörige interviewt habt? Teilt eure Geschichte mit uns unten in den Kommentaren, oder auf Facebook, Twitter und Google+.
Laurence Harris, UK-Genealoge von MyHeritage
Joachim Krüger
19. Juni 2013
… wichtig ist,
die alten Frauen zu befragen.
Die ollen Zausels wissen immer nix …!