1816: Das Jahr ohne Sommer

April ist schon langsam in Sicht, aber leider nicht der Frühling. Im Radio hier im Norden ist von „Weißen Ostern“ die Rede und da draußen haben wir tatsächlich immer noch Schnee!

Da fragt man sich schon, ob es so was schon jemals gab. Oder ob wir doch mit der Klimaveränderung zu tun haben. Und siehe da, vor knapp 200 Jahren war es sogar etwas schlimmer.

1816 ging als das Jahr ohne Sommer in die Geschichte ein, vor allem in Amerika und im Westen und Süden Europas. Hier in Deutschland bekam das Jahr den Spitznamen „Achtzenhundertunderfroren“.

"Feierlicher Einzug des ersten Erndte-Wagens in Heilbronn im Jahr 1817" nach einer Lithografie von Franz Friedrich Schmidt - Wikipedia.de

"Feierlicher Einzug des ersten Erndte-Wagens in Heilbronn im Jahr 1817" nach einer Lithografie von Franz Friedrich Schmidt - Wikipedia.de

Erst 1920 fanden US-amerikanische Forscher eine Erklärung für die ungewöhnlich kalte Zeit: Der Ausbruch des Vulkans Tambora auf der Insel Sumbawa im heutigen Indonesien. Der Vulkanausbruch mit einer Stärke 7 auf dem Explosivitätsindex hatte 150 km² Staub, Asche und Schwefelverbindungen hoch in die Atmosphäre geschleudert, wo sie sich verteilten und wie ein Schleier um den gesamten Erdball legten. Es war der stärkste Vulkanausbruch seit 22.500 Jahren. Etwa 100.000 Personen sollen als direkte Folge des Ausbruchs ihr Leben verloren haben.

Im Mitteleuropa kam es zu schweren Unwettern: Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer und in der Schweiz fiel im Juli noch Schnee. Die Folge waren katastrophale Missernten, so dass Hungersnöte ausbrachen. Tausende der zusätzlich noch unter den Folgen der Napoleonischen Kriege leidenden Europäer wanderten schließlich in die Vereinigten Staaten aus. Das war insbesondere in Württemberg der Fall, wo 1816 das Auswanderungsverbot aufgehoben wurde. Nachdem Werber der russischen Krone Auswanderungswillige eingeladen hatten, hatte die Auswanderung nach Südrussland ihren Höhepunkt um 1817/18.

Hungertaler

Hungertaler

Zur Erinnerung an diese Zeit wurden in Deutschland sogenannte Hungetaler geprägt.

Die Daheimgebliebenen setzten auf die Technik. Weil wegen des Futtermangels die Pferde starben, entwickelte der Badener Karl Drais die Draisine, einen Vorläufer des Fahrrads, das er 1817 zum Patent anmeldete. Der Chemiker Justus von Liebig entwickelte die organische Chemie und führte die Mineraldüngung ein, die zu einer Steigerung der Erträge der Landwirtschaft führten.

Sind Mitglieder eurer Familie im Folge dieser klimatischen Katastrophe ausgewandert? Oder zählen eure Ahnen eher zu den Daheimgebliebenen? Habt ihr vielleicht im Laufe eurer Forschung Hungertaler gefunden?

Quelle: Welt.de und Wikipedia.de