Wie ich mit MyHeritage ein Familiengeheimnis über meine Großmutter gelöst habe
- Von corinna


Ich stamme aus einer großen italienisch-amerikanischen Familie. Wie in vielen Familien lebte meine Großmutter Filomena in meiner Kindheit bei uns im Haus. Wir hatten ein enges Verhältnis – und trotzdem gab es immer wieder Lücken, wenn es um ihre Vergangenheit ging.
Ich wusste, dass drei meiner Großeltern aus Abruzzen stammten. Aber Filomena blieb immer ein kleines Rätsel.
Auf Spurensuche in meiner Familiengeschichte
Filomena wurde in einem kleinen Ort in der Nähe von Neapel geboren – mehr wusste ich lange Zeit nicht über ihre Kindheit. Sie kam als Kind in die USA, und nein: Ich spreche kein Italienisch. Sie sagte immer:
„Wir sind in Amerika – wir sprechen Englisch.“
Doch je älter ich wurde, desto stärker wurde der Wunsch, mehr über ihre Herkunft zu erfahren. So begann 2016 meine Ahnenreise – mit einem ersten DNA-Test bei MyHeritage.
Das Ergebnis hat mich überrascht: Ich hatte mit einem überwiegend südeuropäischen Erbe gerechnet, doch ein signifikanter Anteil kam aus dem Nahen Osten.
Der griechische Historiker Herodot erzählte einst von König Atys aus Lydien (dem heutigen Teil der Türkei), der in einer Hungersnot Teile seines Volkes nach Italien schickte. Vielleicht steckt in dieser Legende ja doch ein Funken Wahrheit – und einige dieser Menschen könnten tatsächlich meine Vorfahren gewesen sein.
Ich konnte meinen Stammbaum bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen, und durch die Kombination der MyHeritage-Daten mit alten Volkszählungen begannen die Personen auf einmal „lebendig“ zu werden.
So fand ich Stück für Stück mehr über das Leben meiner Großmutter Filomena heraus.


Die Reise der Familie Bucci nach Amerika
Maria Filomena Bucci wurde 1889 in Alife, in der Provinz Caserta in Italien geboren. Ihr Vater, Pietro Bucci, starb bereits 1890, als meine Großmutter gerade ein Jahr alt war.
Damit war meine Urgroßmutter, Maria Carolina Bucci (geb. Perfetto), früh verwitwet. Filomena hatte drei ältere Schwestern: Maria Vincenza, Maria Antonia (genannt Antonetta) und Maria Giovanina (genannt Jennie).
Vincenza, die älteste, war bereits mit Giuseppe d’Amico verheiratet und nach Buenos Aires in Argentinien ausgewandert.
1897 – Ein Jahr voller Veränderungen
Drei große Ereignisse prägten dieses Jahr entscheidend für die Familie:
Im Januar 1897 traf meine Urgroßmutter Carolina eine mutige Entscheidung: Sie verließ Italien als Witwe und nahm ihre drei jüngsten Töchter mit in die Vereinigten Staaten. Sie ließen sich in Philadelphia nieder, in der Clymer Street Nr. 608.
Damals war Filomena gerade einmal sieben Jahre alt.
Im August desselben Jahres heiratete Carolinas zweite Tochter, meine Großtante Antonetta Bucci, Michael Guglielmo. Die beiden zogen direkt gegenüber ein – in die Clymer Street Nr. 609, nur wenige Schritte von ihrer Familie entfernt.
Das dritte einschneidende Ereignis: Maria Carolina heiratete erneut.
Direkt neben dem Haus der Guglielmos lebte ein ebenfalls verwitweter Familienvater namens Berardino Martino. Noch im selben Jahr heirateten die beiden, und Berardino zog zu Carolina und ihren Töchtern.
So wurde Berardino zum Stiefvater von vier Mädchen.
Auch Vincenza und ihr Mann Giuseppe d’Amico kehrten 1899 Argentinien den Rücken und kamen zu ihrer Familie nach Philadelphia. Sie zogen zu Antonetta und Michael Guglielmo ins Haus.
Ein neues Familienbild
Um 1900 hatte sich die Familie Bucci komplett verändert:
Die beiden ältesten Töchter waren verheiratet und lebten gemeinsam im Haus der Guglielmos, während Carolina – inzwischen unter dem Namen Caroline Martino – mit Berardino eine neue Patchwork-Familie bildete, nur ein paar Schritte entfernt in der Clymer Street.

Eintrag aus der US-Volkszählung von 1900: Berardino und Caroline Martino (geb. Perfetto), wohnhaft in der Clymer Street 608, Philadelphia, Pennsylvania

Eintrag aus der US-Volkszählung von 1900: Berardino und Caroline Martino (geb. Perfetto), wohnhaft in der Clymer Street 608, Philadelphia, Pennsylvania
Ein Rätsel in der US-Volkszählung von 1950
Während ich tiefer in meine Familiengeschichte eintauchte, war ich besonders gespannt auf die US-Volkszählung von 1950 – das Jahr, in dem ich geboren wurde. Ich fand meine Eltern und mich, wie erwartet, in der Mifflin Street in Philadelphia, meinem Geburtsort.
Und ich war sicher: Auch meine Großmutter Filomena müsste dort mit aufgelistet sein. Doch ihr Name tauchte nicht auf.
Wo war sie?
Ich wusste, dass sie seit den 1920er-Jahren ein eigenes Haus in der McKean Street besaß – und genau dort war sie laut der Volkszählung von 1950 auch offiziell gemeldet.
Aber ich war mein ganzes Leben davon ausgegangen, dass sie zwischen 1950 und 1952 bei uns in der Mifflin Street lebte. Die offiziellen Daten erzählten jedoch eine andere Geschichte:
Laut Volkszählung lebte sie zu dieser Zeit bei einer Familie namens Biasiello – ein Name, der mir völlig unbekannt war.
Noch merkwürdiger: Ein gewisser Antonio Biasiello war im Eintrag sogar als „Haushaltsvorstand“ in Filomenas eigenem Haus in der McKean Street vermerkt!
Wer war Antonio Biasiello – und was hatte er mit meiner Großmutter zu tun?
Warum wurde meine Großmutter in der Volkszählung als „Cousine“ des Haushaltsvorstands Antonio Biasiello aufgeführt?
Wie waren die Biasiellos überhaupt mit ihr verbunden?
Ich durchforstete die Datensätze auf MyHeritage – fast 8.000 Familienverbindungen habe ich geprüft. Doch nicht ein einziges Mal tauchte der Name Biasiello auf.
Wer waren diese Leute? Und wie passten sie in unsere Familiengeschichte?

Filomena – eingetragen als „Philomena“ – in der US-Volkszählung von 1950, zusammen mit der Familie von Anthony Biasiello
Der Biasiello-Zweig – eine Spurensuche
Um das Rätsel um die Familie Biasiello zu lösen, musste ich erneut tief in die Vergangenheit eintauchen – und genauer hinsehen. Ich konzentrierte mich auf den Stammbaum meiner Großtante Maria Giovanina „Jennie“ Bucci.
Jennie heiratete 1902 Vincenzo James Cialella und nahm fortan den Namen Jennie Cialella an. Die beiden bekamen 1906 in Philadelphia einen Sohn: Peter James Cialella.
Mein Onkel Peter James Cialella – also Filomenas Neffe – heiratete dann im Jahr 1928 Carmela De Luca. Und damit war ein neuer Faden gesponnen:
Wer waren die De Lucas?
Ich begann, Carmelas Familie zu recherchieren – und entdeckte, dass sie eine Schwester namens Anna De Luca hatte. Beide waren Töchter von Luigi De Luca.
Und genau hier lag der Schlüssel zum Rätsel.
Luigi De Luca – das fehlende Bindeglied
Luigi De Luca wurde 1868 in Alife, Caserta (Italien) geboren – demselben Ort wie viele meiner Vorfahren. Wie auch Giuseppe d’Amico (der Mann meiner Großtante Vincenza) wanderte Luigi zunächst nach Buenos Aires, Argentinien aus. Wahrscheinlich kannten sich die beiden sogar schon, da sie im gleichen Jahr am gleichen Ort geboren wurden.
Später entschied sich Luigi, weiter in die USA zu ziehen. Laut seinen Einwanderungsunterlagen aus dem Jahr 1899 kam er über Rio de Janeiro aus Argentinien in die Vereinigten Staaten.
Sein Ziel?
Er reiste zu einem Freund: B. Martino – niemand Geringeres als Berardino Martino, der zweite Ehemann meiner Urgroßmutter Carolina und damit der Stiefvater meiner Großmutter Filomena und ihrer Schwestern.
Luigi De Luca kehrte für kurze Zeit nach Alife zurück, um zu heiraten. Um 1904 heiratete er Mariangela Sansone, und gemeinsam bekamen sie mehrere Kinder – darunter meine angeheiratete Tante Carmela, geboren 1910, sowie ihre Schwester Anna Maria, die 1918 in Philadelphia zur Welt kam.
Und genau diese Anna Maria De Luca, Carmelas Schwester, heiratete später den bislang rätselhaften Antonio Biasiello, der 1911 in Philadelphia geboren wurde.

Eintrag aus der US-Volkszählung von 1930 für Louis De Luca und seine Familie; der Eintrag für Peter Cialella folgt auf der nächsten Seite
Die Puzzlestücke fügen sich zusammen
Nach wochenlangem Durchforsten von Einwanderungs- und Volkszählungsunterlagen sowie Geburts- und Heiratsdokumenten begann sich das Rätsel endlich zu lösen.
Luigi De Luca war ein Freund von Giuseppe D’Amico (Filomenas Schwager) und von Berardino Martino, dem zweiten Ehemann ihrer Mutter und damit Filomenas Stiefvater.
Luigis Tochter Carmela heiratete Peter Cialella, den Neffen von Filomena – über ihre Schwester Jennie.
Carmelas jüngere Schwester Anna heiratete Antonio Biasiello, der später eine wichtige Rolle im Leben von Filomena spielen sollte.
So entstand ein netzartiges Geflecht zwischen den Familien De Luca, Biasiello, Bucci und Cialella. Und genau deshalb wurde in der Volkszählung vermutlich der Begriff „Cousins“ verwendet – denn auf verschlungenen Wegen waren sie tatsächlich Familie für Filomena.
All die Recherchearbeit – das Durchsehen alter Dokumente, das Nachvollziehen von Adressen, Geburten und Ehen innerhalb der De-Luca-Linie – hat sich gelohnt:
Endlich fügten sich alle Puzzleteile zu einem klaren Bild zusammen.


Und das Rätsel um die Biasiellos?
Am Ende stellte sich heraus: Das große Rätsel war gar keines.
Meine Großmutter Filomena hatte nach dem Auszug ihres jüngsten Sohnes – meines Vaters Joseph Carlucci, der 1947 geheiratet und in die Mifflin Street (mein Elternhaus) gezogen war – schlicht ein freies Zimmer.
Ganz im Sinne der damals üblichen Mehrgenerationenhaushalte zog die Familie Biasiello ein – verwandt durch Heirat mit Filomenas Neffen, also ihre „Cousins“.
Doch Filomena blieb nicht lange.
Noch im Jahr 1950 verkaufte sie das Haus an die Biasiellos und zog zu meinen Eltern und mir.
👉 Rätsel gelöst.
Was diese Geschichte für mich bedeutet
Es hat eine Weile gedauert, bis ich alle Dokumente und Zusammenhänge zu den Familien De Luca und Biasiello finden konnte – aber es hat sich gelohnt.
MyHeritage war mir dabei eine riesige Hilfe.
Vielleicht klingt das für andere wie nur eine weitere Familiengeschichte – eine von vielen.
Aber für mich ist es etwas Besonderes.
Ich war sehr eng mit meiner Großmutter Filomena verbunden, und ich wollte die Erinnerung an sie bewahren und vertiefen.
Abgesehen von einem Cousin bin ich der einzige Mensch, der sie heute noch persönlich kannte.
Diese Reise durch meine Familiengeschichte hat mir auch gezeigt, wie wichtig kleine Details in alten Volkszählungen sein können.
Wer mit wem wohnte, wer nur ein paar Häuser weiter lebte – das alles kann entscheidend sein, wenn man Familienzusammenhänge aufdecken will.
Wenn zum Beispiel ein „Johann Schmidt“ eine „Maria Müller“ heiratet – und ihre Familien in der gleichen Straße wohnten – ist das vielleicht kein Zufall.
Natürlich gibt es noch immer offene Fragen:
Zum Beispiel tauchen meine Großmutter Filomena und meine Großtante Jennie – damals 11 und 13 Jahre alt – in der Volkszählung von 1900 nicht auf, weder unter 608 noch unter 609 Clymer Street.
Bis jetzt habe ich sie nirgends finden können.
Ein neues Kapitel, das es noch zu entdecken gilt.
Vielen Dank an Melanie für diese spannende und persönliche Geschichte!
Wenn auch du eine besondere Entdeckung mit MyHeritage gemacht hast, freuen wir uns, davon zu hören.
Teile deine Geschichte gern über dieses Formular oder per E-Mail an stories@myheritage.com.