Die Frau hinter dem Muttertag – und die Verwandten, die ihr Erbe weitertragen

Die Frau hinter dem Muttertag – und die Verwandten, die ihr Erbe weitertragen

Jeden zweiten Sonntag im Mai halten Millionen Menschen inne, um Mütter zu feiern. Doch kaum jemand kennt die bewegende Geschichte der Frau, die diesen Tag ins Leben gerufen hat – oder dass ihre nächsten lebenden Verwandten erst vor Kurzem gefunden wurden.

Durch Recherchen des MyHeritage-Teams wissen wir heute: Anna Jarvis, die Begründerin des Muttertags in den USA, hatte keine eigenen Nachkommen. Und doch lebt ihr Vermächtnis weiter – durch eine Linie von Cousins, von deren Existenz sie vermutlich nie erfahren hat.

Ein Versprechen an die Mutter

Anna Maria Jarvis wurde 1864 in Grafton, West Virginia geboren. Ihre Mutter, Ann Reeves Jarvis, engagierte sich viele Jahre lang für die Gesundheit ihrer Gemeinde und gründete sogenannte Mothers’ Day Work Clubs – lokale Initiativen für bessere Hygiene, Gesundheitsversorgung und das Überleben von Kindern.

Als Ann 1905 starb, fasste Anna den Entschluss, ihrer Mutter ein dauerhaftes Andenken zu schaffen. Was als kleine Gedenkfeier in einer Methodistenkirche begann, entwickelte sich rasch zu einer nationalen Bewegung. Nur drei Jahre später, am 10. Mai 1908, organisierte Anna die erste offizielle Muttertagsfeier in Grafton. 1914 erklärte Präsident Woodrow Wilson den Muttertag zum nationalen Feiertag.

„Für die beste Mutter, die je gelebt hat – deine eigene.“
– Motto von Anna Jarvis zum Muttertag

Spartenburg Weekly Herald and Herald-Journal, 10. Mai 1914, OldNews.com.

Spartenburg Weekly Herald and Herald-Journal, 10. Mai 1914, OldNews.com.

Anna hatte ganz klare Vorstellungen davon, wofür der Muttertag stehen sollte. In ihren eigenen Worten – nachzulesen im Artikel unten – sei es „kein Tag für leeres Sentimentalitätsgetue“, sondern ein Moment, um sich „den höchsten Idealen von Weiblichkeit“ zu widmen und „die Heiligkeit von Zuhause und Mutterschaft“ zu stärken. Ein Tag also, der auf Werten beruhen sollte – nicht auf Konsum.

Avon Sentinel, 18. April 1918, über OldNews.com.

Avon Sentinel, 18. April 1918, über OldNews.com.

Ein Feiertag, den sie am Ende bereute

Obwohl Anna den Muttertag als persönliche, ehrliche Würdigung jeder einzelnen Mutter gedacht hatte, entwickelte sich der Tag rasch in eine andere Richtung. Floristen, Süßwarenhersteller und Grußkartenfirmen sprangen auf – sehr zu Annas Entsetzen.

Sie verbrachte Jahrzehnte damit, gegen die Kommerzialisierung des Tages zu kämpfen, führte sogar Klagen und startete öffentliche Protestaktionen. Ihr gesamtes Erbe setzte sie schließlich dafür ein, den Muttertag zurückzuholen – weg von Profitinteressen, hin zu seinen ursprünglichen Werten.

Anna starb 1948 – ausgerechnet kinderlos – und ihr Einsatz geriet zunächst in Vergessenheit.
Doch die Geschichte endet hier nicht.

Eine fast vergessene Familienlinie – wiederentdeckt

Anna Jarvis stammte aus einer großen Familie – sie war eines von 13 Kindern. Doch nur vier ihrer Geschwister erreichten das Erwachsenenalter, und nur eines von ihnen bekam selbst Kinder. Diese Linie starb schließlich in den 1980er-Jahren aus.
Das weckte die Neugier des MyHeritage-Teams: Gab es vielleicht doch noch lebende Verwandte?

Mit Hilfe von Volkszählungsdaten, historischen Dokumenten und Stammbaum-Recherchen machten sich die Forscher*innen daran, Annas erweiterte Familie zu kartieren – über ihre direkte Linie hinaus. Die Spur führte zu Nachfahren ihrer Cousins ersten Grades – und schließlich zu zwei heute lebenden Verwandten im US-Bundesstaat Maryland.

Richard Talbott Miller Jr. (50) und seine Schwester Elizabeth Burr (52) sind Cousin und Cousine dritten Grades, jeweils dreimal entfernt, von Anna Jarvis. Bis zu einem unerwarteten Anruf von einer MyHeritage-Forscherin wussten beide nichts von dieser Verbindung.

„Ich dachte erst, das sei ein Scam“, erzählte Elizabeth in einem Interview. „Aber als ich merkte, dass es echt war, war es einfach unglaublich.“

Ihre Familienlinie geht zurück auf Annas Tante, Margaret Jane Jarvis Strickler, die Schwester von Annas Vater.

Erinnern – so, wie Anna es wollte

Eine besondere Wendung: Elizabeth Burr erzählte, dass Muttertag in ihrer Familie früher kaum gefeiert wurde – eine stille Hommage an Anna Jarvis und ihren ursprünglichen Wunsch.

„Unsere Mutter sagte immer so etwas wie: *‚Jeder Tag ist Muttertag‘,“ erinnert sich Elizabeths Tante Jane Unkefer.
„Wir haben nie viel Aufhebens darum gemacht – kein großes Essen, keine Blumensträuße.“

Heute hat ein Teil der Familie den Muttertag auf ganz eigene Weise wieder angenommen – nicht als kommerziellen Feiertag, sondern als Moment der Wertschätzung, des Innehaltens und des ehrlichen Dankes an Mütter und Fürsorgepersonen.

Ein Vermächtnis, das weiterlebt

Anna Jarvis selbst erlebte nie, dass sich ihre eigentliche Vision erfüllte. In ihren letzten Lebensjahren war sie fast blind und lebte in einem Sanatorium in Philadelphia, wo sie die letzten sechs Jahre ihres Lebens verbrachte. Ihr gesamtes Erbe – über 100.000 Dollar – hatte sie dafür aufgewendet, gegen die Vereinnahmung des Muttertags durch die Industrie zu kämpfen.

Als sie im November 1948 starb, war sie mittellos – und wurde weitgehend vergessen.
Doch heute lebt ihre Geschichte weiter.

Sun Journal, 25. November 1948, über OldNews.com

Sun Journal, 25. November 1948, über OldNews.com

Es war ein stilles und trauriges Ende für eine Frau, die ihr Leben der Würdigung anderer gewidmet hatte.

Und doch wird heute weltweit Millionen von Müttern gedacht – dank Annas unermüdlichem Einsatz. Auch wenn ihr Name nicht jedem geläufig ist, spürt man ihren Einfluss in jedem Anruf, jeder Umarmung und jeder liebevollen Nachricht, die zum Muttertag verschickt wird.
So bleibt Anna Jarvis für viele die wahre „Mutter des Muttertags“.

Muttertag in Deutschland

Auch in Deutschland hat sich der Muttertag fest etabliert – wenn auch mit einem etwas anderen Ursprung.
Am 13. Mai 1923 wurde der Muttertag hier erstmals gefeiert, initiiert vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber als „Tag der Blumenwünsche“. Auch wenn er kein gesetzlicher Feiertag ist, wird er bis heute jedes Jahr am zweiten Sonntag im Mai gefeiert – eine Gelegenheit, Danke zu sagen, Blumen zu verschenken oder einfach Zeit miteinander zu verbringen.

Vielleicht mit dem Wissen um Anna Jarvis und ihren ursprünglichen Gedanken jetzt ein kleines bisschen bewusster. 💐