Historische Berufe – Unehrenhaft und ausgestorben

Historische Berufe – Unehrenhaft und ausgestorben

In Teil 2 unseres Blogbeitrags wollen wir auf die weniger bekannten historischen Berufe in Deutschland eingehen. Diese Berufe mögen heute in Vergessenheit geraten sein, hatten aber trotzdem ihre eigene Bedeutung. Desweiteren wollen wir auch die sogenannten “unehrenhaften” Berufe einmal unter die Lupe nehmen. Diese waren zwar für das Leben im Mittelalter essentiell, jedoch wollte sich niemand so recht mit den Ausführenden dieser Handwerke abgeben.

Die ausgestorbenen Berufe

  1. Draufschläger: Als Draufschläger bezeichnete man einen Handwerker, der in der Textilindustrie tätig war. Er hatte die Aufgabe, mit einem Holzhammer das Garn auf den Spinnrocken zu schlagen, um es zu verdichten. Dies war ein wichtiger Schritt bei der Herstellung von Textilien. 
  2. Klageweib: Klageweiber wurden bei Beerdigungen engagiert, um lauthals zu klagen und zu trauern. Dies sollte die Trauernden in ihrem Schmerz unterstützen und wurde in einigen Kulturen als wichtiger Bestandteil des Bestattungsrituals angesehen. 
  3. Harzer: Im Mittelalter war der Harzer jemand der Baumharz sammelte, das für die Produktion von Teer und Terpentin notwendig war. 
  4. Laternenanzünder: Bevor die elektrischen Laternen Einzug in unsere Straßen hielten, gab es den Laternenanzünder. Diese ging mit einer Hakenstange durch die Straßen und benutzte diese um ohne Leiter die Laternen zu öffnen und anzuzünden. 
  5. Lumpensammler: Der Lumpensammler sammelte alte Kleidungsstücke und Stofffetzen um daraus Papier herzustellen. Durch die vorherrschende mangelnde Hygiene konnte er sich leicht mit Krankheiten infizieren, die den Stoffen noch anhafteten.

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Die unehrenhaften Berufe

1. Scharfrichter: Mit der bekannteste unter den unehrenhaften Berufen ist der Scharfrichters. Der Beruf war nicht nur unehrenhaft, sondern auch von gesellschaftlicher Ablehnung geprägt. Scharfrichter waren für die Vollstreckung von Todesurteilen verantwortlich, sei es durch Enthauptung, Erhängen oder andere Methoden. Sie wurden oft als „Henker“ bezeichnet und mussten sich mit dem Makel der Exekutionen auseinandersetzen. Dies führte oft dazu, dass sie in der Gesellschaft gemieden und isoliert wurden. Ihre Arbeit war notwendig, aber dennoch ein Tabuthema.

Genealogy fun fact: Aufgrund der “Unehrenhaftigkeit” heirateten Scharfrichterfamilien meist nur untereinander. Der Sohn des einen Scharfrichters heiratete die Tochter des Anderen. So entstanden ganze Dynastien dieses Berufes, die sich über zahlreiche Familienzweige in viele Generationen erstreckte. 

2. Abdecker: Sie waren für das Einsammeln und die Entsorgung von Tierkadavern sowie Tierabfällen in städtischen Gebieten verantwortlich. Dies war ein unangenehmer und unsauberer Beruf, der mit Gerüchen und Gesundheitsrisiken verbunden war. Abdecker wurden oft gemieden und als unehrlich betrachtet, obwohl ihre Arbeit zur Aufrechterhaltung der Hygiene in den Städten notwendig war.

3. Totengräber: Totengräber hatten die Aufgabe, Gräber für Verstorbene auszuheben und die Leichen zu beerdigen. Obwohl dies ein wichtiger Dienst war, wurden Totengräber oft als gruselige oder düstere Gestalten angesehen, die sich mit dem Tod beschäftigten. Die Arbeit war oft schlecht bezahlt und mit wenig sozialer Anerkennung verbunden.

4. Schausteller: Im Vergleich zu den anderen ehrlosen Berufen waren Schausteller möglicherweise weniger stigmatisiert, aber dennoch wurden sie oft als unzuverlässig oder betrügerisch angesehen. Schausteller reisten von Ort zu Ort und führten verschiedene Unterhaltungsshows, Jahrmärkte oder Zirkusse auf. Einige von ihnen könnten betrügerische Praktiken angewendet haben, um das Publikum anzulocken. Dies führte dazu, dass sie von Teilen der Gesellschaft skeptisch betrachtet wurden.

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5. Prostituierte: Die Prostitution wurde im Mittelalter oft mit Sittenlosigkeit und unmoralischem Verhalten in Verbindung gebracht. Frauen, die als Prostituierte arbeiteten, wurden oft sozial ausgegrenzt und diskriminiert, obwohl die Nachfrage nach ihren Diensten in der Gesellschaft hoch war.

6. Büttel: Der Büttel diente als Gehilfe der jeweilig zuständigen Amtsperson. Er übermittelte Befehle, u.a. auch an die Henker und deren Gehilfen und war dafür zuständig die Steuern einzutreiben. Die Büttel standen in dem Ruf auch Aufträge zu ihren eigenen Nutzen auszuführen.

7. Kesselflicker: Der Kesselflicker gehörte zu den fahrenden Berufen und zog mit seiner Familie von Ort zu Ort um beschädigte Kessel, Töpfe und Pfannen zu reparieren. Die Menschen des Mittelalters waren oft Fremden gegenüber skeptisch und verjagten daher den Handwerker meist als Störenfried und Dieb. Da er als fahrender Handwerker mit vielen verschiedenen Dialekten und Ausdrücken vertraut war, dankte er es den Menschen meist mit einer Reihe von verschiedenen Verwünschungen. Daher kommt heute noch der Ausdruck “Er flucht wie ein Kesselflicker!”

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Auch andere Berufe wurden als unehrenhaft angesehen. Darunter zählten z. B. die Handwerksberufe, bei denen sich der Handwerker selbst einen Vorteil erschleichen konnte, indem er Rohmaterial unterschlug. Ganze vorne stehen hierbei natürlich die Müller, denn niemand konnte ihnen nachweisen, wie viel Mehl jetzt tatsächlich aus einem Sack Korn gewonnen wurde. 

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