Typisch deutsche Redewendungen und ihre Bedeutung

Typisch deutsche Redewendungen und ihre Bedeutung

Fragen Sie sich manchmal auch, warum wir unser Licht nicht unter den Scheffel stellen sollten und weshalb wir eigentlich blaumachen? Viele Redewendungen gibt es bereits seit Großmutters Zeiten – und weit darüber hinaus. Ihre Bedeutung hinterfragen wir in der Regel allerdings nicht, schließlich haben diese Floskeln seit Generationen einen festen Platz in unserem Wortschatz. Aber woher kommen deutsche Redewendungen und was steckt dahinter? Dem wollen wir hier nachgehen.

Sind deutsche Redewendungen und Sprichwörter das Gleiche?

Die deutsche Sprache besitzt einen großen Schatz an Sprichwörtern und Redewendungen – ungefähr 250.000 an der Zahl. Häufig werden die beiden Begriffe allerdings synonym verwendet. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Sprichwörtern und Redewendungen, auf die wir zum Verständnis an dieser Stelle kurz eingehen möchten.

Bei einem Sprichwort handelt es sich um einen bekannten, feststehenden Satz mit belehrendem Inhalt. Ein Sprichwort ist immer ein ganzer Satz, der wenig Spielraum zur sprachlichen Anpassung bietet. Inhaltlich drücken Sprichwörter immer eine allgemeine, oft sogar überkulturell gültige Lebensweisheit aus – mitunter wie eine Art Gebrauchsanleitung fürs Leben.

Hier ein paar Beispiele für Sprichwörter:

  • „Stille Wasser sind tief.“
  • „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“
  • „Steter Tropfen höhlt den Stein.“

Eine Redewendung ist hingegen eine feste Verbindung aus mehreren Wörtern, die oft bildlich oder metaphorisch verwendet wird. Häufig ist eine Redewendung ein Teil eines Satzes und dabei besonders anpassungsfähig. So kann man zum Beispiel die Zeitformen im Satz verändern, Subjekt oder Objekt austauschen, Adjektive oder Adverbien ergänzen. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf typisch deutsche Redewendungen und ihre Bedeutung.

Viele deutsche Redewendungen gehen auf Martin Luther zurück

deutsche Redewendungen Martin Luther

Vor mehr als 500 Jahren übersetzte Martin Luther das Neue Testament ins Deutsche. Aber was viele vielleicht noch nicht wissen, auch diverse deutsche Redewendungen gehen auf ihn zurück. Denn Martin Luther war ein Pionier der deutschen Sprache. Er brachte Ordnung in das Chaos der zahllosen Mundarten und etablierte eine überregionale, allgemein verständliche Sprache. Als Sprachschöpfer liebte er klangvolle Alliterationen wie „böse Buben“ oder „Leib und Seele“. Zudem erfand er zahlreiche Sprachbilder wie „Herzenslust“, „Lästermaul“ oder „Lückenbüßer“. Für seine Texte entnahm Martin Luther Redewendungen aus dem Volksmund und verlieh ihnen den richtigen Schliff. Redewendungen, die heute noch im deutschen Sprachgebrauch sind:

  • „Ein Herz und eine Seele“
  • „Ein Buch mit sieben Siegeln“
  • „Die Zähne zusammenbeißen“
  • „Im Dunkeln tappen“
  • „Auf eigene Faust“
  • „Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“

Jeder von uns kennt diese deutschen Redewendungen, die von Generation zu Generation weitergetragen werden. Aber woher sie kommen und was sie genau bedeuten, bleibt häufig unbeantwortet. Aus diesem Grund möchten wir einen Blick auf typische deutsche Redewendungen mit ihrer Erklärung werfen.

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Was bedeutet die deutsche Redewendung „alle Register ziehen“?

Wer „alle Register zieht“ möchte damit auszudrücken, dass er nichts unversucht lässt und alle Möglichkeiten ausschöpft, um ein Ziel zu erreichen. Es wird vermutet, dass der Ursprung dieser deutschen Redewendung in der Welt der Musik zu finden ist. Die einzelnen Pfeifengruppen einer Orgel werden Register genannt. Um ein Register zu aktivieren, muss dessen Registerzug gezogen werden. Je mehr Register gezogen werden, desto kraftvoller ertönt die Orgel. Sind alle Register gezogen, entsteht der maximale Klang.

Was steckt hinter der deutschen Redewendung „alles über einen Kamm scheren“?

„Alles über einen Kamm scheren“ bedeutet, dass jemand keine Unterscheidung zwischen zwei Dingen vornimmt, obwohl ein Unterschied besteht. In diesem Fall entsteht der Eindruck, als würde die Person etwas verallgemeinern und sich nicht dafür interessieren, dass zwei Dinge unterschiedlich zu betrachten sind. Diese deutsche Redewendung stammt vermutlich aus dem altgermanischen Strafrecht. Verbrechern wurde zu dieser Zeit der Kopf geschoren. Dies geschah zur Bestrafung und Entehrung der Person. Menschen mit kurzem Haar oder einem kahlen Schädel wurden daher allgemein als Verbrecher abgestempelt – obwohl dem nicht immer so war.

Welche Herkunft hat die deutsche Redewendung „auf keinen grünen Zweig kommen“?

Kommt man in einer bestimmten Angelegenheit auf keinen grünen Zweig, bedeutet das, keinen Erfolg oder kein Glück zu haben. Die Redewendung kann auch zum Ausdruck bringen, dass es jemand grundsätzlich im Leben bisher zu nichts gebracht hat – diese Person kommt einfach auf keinen grünen Zweig. Der Theorie nach, stammt diese deutsche Redewendung von einem heidnischen Brauch. Nach diesem Brauch überreicht ein Verkäufer dem neuen Besitzer eines Grundstückes oder eines Hauses einen Zweig der immergrünen Bäume, beispielsweise von einem Nadelbaum oder Buchsbaum. Dem Glauben nach zieht mit dem Ast des immergrünen Baumes ein guter Geist in das Haus ein, der auf diesem Zweig wohnt. Wer zu arm war, um sich ein Haus oder Grundstück zu kaufen, der kam nie auf einen grünen Zweig – und somit auch nicht zu einem guten Geist, der Glück und Erfolg mit sich bringt.

Woher kommt die deutsche Redewendung „aus dem Nähkästchen plaudern“?

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Wer aus dem Nähkästchen plaudert, gibt etwas Privates oder Intimes preis. Man geht davon aus, dass diese Redewendung ganz offensichtlich aus dem Nähhandwerk stammt. Beim gemeinsamen Nähen, teilten Frauen oft Intimitäten und vertrauliche Informationen miteinander. Weil das Nähkästchen damals ein Gegenstand war, der generell von der Frau genutzt wurde, bot er sich außerdem an, geheime Dinge darin zu verstecken. So bewahrten früher die Frauen wohl auch Liebesbriefe darin auf, die beim gemeinsamen Nähen dann aus dem Nähkästchen hervorgeholt wurden. Hierbei ist die Redewendung „aus dem Nähkästchen plaudern“ geboren.

Was meint die deutsche Redewendung „den Faden verlieren“?

„Wo war ich gleich stehengeblieben? Ich befürchte, ich habe den Faden verloren.“ Diese Redewendung bedeutet, den Zusammenhang oder die Kontrolle über eine Situation zu verlieren. Auch für diese Redewendung liegt eine Erklärung im Nähhandwerk. Wer beim Nähen oder Stricken den Faden verliert, muss die Arbeit unterbrechen und den Faden wiederfinden, bevor weitergemacht werden kann.

Gemäß einer anderen Theorie ist der Ursprung für diese Redewendung in der griechischen Sagenwelt zuhause. Ariadne, die Tochter von König Minos auf Kreta, war in Theseus verliebt. Wer Ariadne heiraten wollte, musste eine Prüfung ihres Vaters bestehen. Theseus musste in ein finsteres Labyrinth steigen und dort das Stierkopfmonster Minotaurus töten. Um einen Weg durch das Labyrinth zu finden, gab Ariadne Theseus ein rotes Wollknäuel. Das konnte er im Labyrinth abrollen und dem Weg wieder nach draußen folgen. Theseus hat den Faden nicht verloren und konnte seine Geliebte für sich gewinnen.

Wie erklärt sich die deutsche Redewendung „blaumachen“?

Wer blau macht, geht nicht zur Arbeit – allerdings nicht krankheitsbedingt, sondern weil man keine Lust hat und sich eine Auszeit gönnen möchte. Eine Erklärung für diese Redewendung hat mit dem Färben von Stoffen zu tun. Beim Färben mit Färberwaid, einer Pflanzenart mit der sich lichtechtes Blau färben lässt, vergeht viel Zeit, die die Färbergesellen gern für eine ausgedehnte Pause nutzten. Bei diesem Vorgang werden die Stoffe durch Oxidation zunächst gelb bis sie nach einiger Zeit den gewünschten blauen Farbton annehmen. Dann erst konnten die Färbergesellen weiterarbeiten. Heute gehen wir daher davon aus, dass sich daraus die deutsche Redewendung „blaumachen“ entwickelt hat.

Was bedeutet die deutsche Redewendung „Dreck am Stecken haben“?

Wer redensartlich Dreck am Stecken hat, hat etwas zu verbergen. Das ist der Fall, wenn sich jemand etwas zu Schulden kommen lassen hat oder unmoralisch gehandelt hat. Die Herkunft ist nicht eindeutig geklärt, aber es spricht vieles dafür, dass diese deutsche Redewendung aus der Zeit stammt, in der nur sehr wenige Wege gepflastert waren und Fußgänger um dreckige Schuhe nicht herumkamen. Vor dem Betreten eines Hauses wurden die Schuhe üblicherweise mit dem Spazierstock (Stecken) gesäubert. Das Ergebnis: Die Schuhe waren wieder sauber, aber der Dreck befand sich noch am Stecken. Weil Dreck mit Schuld und Sünde in Verbindung gebracht wurde und somit im Kontrast zur Reinheit steht, die die Unschuld verkörpert, entstand die Redewendung Dreck am Stecken haben, wenn jemand eine Untat verbergen möchte.

Für was steht die deutsche Redewendung „sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“?

Diese deutsche Redensart steht bereits in der Bibel. Sie besagt, dass jemand seine Fähigkeiten oder Talente nicht verstecken sollte und nicht zu bescheiden sein sollte. In Jesus‘ berühmter Bergpredigt heißt es „man zünde auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestellt, und sie leuchtet allen, die im Hause sind“ (Matthäus 5:14). Ein Scheffel ist ein Behälter, mit dem damals Getreide abgemessen und transportiert wurde. Stellt man eine Lampe unter den Scheffel, ist von dem Licht nichts mehr zu sehen. Jesus wollte mit dieser Aussage seine Zuhörer dazu bewegen, seine Botschaft weiterzugeben und nicht „unter den Scheffel“ zu stellen.

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