Wilhelm Tell: Wer war der Schweizer Nationalheld?

Wilhelm Tell: Wer war der Schweizer Nationalheld?

Die Geschichte vom Freiheitskämpfer Wilhelm Tell gehört zur Schweizer Geschichte wie Schoggi und hohe Berge. Nicht zuletzt, weil das Streben nach Freiheit, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit fest in der Schweizer DNA verankert ist. Doch was ist dran an dem Mythos rund um den Schweizer Nationalhelden? Wer war Wilhelm Tell? War er womöglich einer der drei Eidgenossen beim legendären Rütlischwur? Oder ist er letztendlich nur eine Kunstfigur?

Der Rütlischwur: Die Gründungslegende der Alten Eidgenossenschaft

Um die Geschichte von Wilhelm Tell zu verstehen, muss vorab die Legende rund um den sagenumwobenen Rütlischwur erzählt werden.

Wir befinden uns im Jahr 1291, auf dem Grund und Boden der heutigen Schweiz. Damals herrschten die Habsburger über die Region und unterdrücken die einheimische Bevölkerung mit allen Mitteln. Um ihre Unabhängigkeit gegenüber den Habsburgern zu wahren, leisten die lokalen Adligen der Urkantone (Uri, Schwyz, Unterwalden) am 1. August 1291 einen Schwur – den legendären Rütlischwur. Die namensgebende Rütli ist eine Bergwiese im Kanton Uri, die am westlichen Ufer des Urnersees (einem Teil des Vierwaldstättersees) liegt. An diesem Ort vereinbaren die drei Eidgenossen Walter Fürst von Uri, Werner Stauffacher von Schwyz und Arnold von Melchtal von Unterwalden ihr geheimes Treffen, um sich gegenseitige Unterstützung im Kampf gegen die Habsburger zu schwören. Seither gilt dieses historische Ereignis als Ursprung der heutigen Schweiz.

Wann der Rütlischwur aber tatsächlich geleistet wurde, ist bis heute unklar. So nennt der Gelehrte Aegidius Tschudi in seinem Werk „Chronicon Helveticum“ aus den 1530er Jahren den 8. November 1307 als den Tag des Rütlischwurs – und nicht den 1. August 1291, der heute das Gründungsdatum der Schweiz darstellt. Und obwohl Wilhelm Tell laut Ursprungsmythos auf dem Rütli nicht anwesend war, gibt es eine Konstellation der drei Eidgenossen, bei der Wilhelm Tell anstelle von Walter Fürst genannt wird. Aber wer war Wilhelm Tell eigentlich? Lassen Sie uns dieser Frage nachgehen.

Wilhelm Tell: Die Legende um den Apfelschuss

Wilhelm Tell

Wilhelm Tell – legendärer Volksheld der Schweiz. Stahlstich nach einem Gemälde von Friedrich Pecht (deutscher Lithograf, Autor und Maler, 1814 – 1903), erschienen 1859.

Die Legende um Wilhelm Tell wird auf das Jahr 1307 datiert. Der Erzählung nach ist Wilhelm Tell ein guter Familienvater, Jäger und der beste Armbrustschütze im Land. Er lebt im Kanton Uri mit seiner Frau und seinen Söhnen Walter und Wilhelm. Hier regierte der Landvogt Hermann Gessler ganz im Sinne der Habsburger. So nutzt er jede Gelegenheit, um die einheimische Bevölkerung zu demütigen. Als Bürgermeister von Altdorf, dem Hauptort des Schweizer Kantons Uri, lässt Gessler auch eine Stange auf dem Altdorfer Marktplatz errichten, auf deren Spitze ein Hut steckt. Jeder, der daran vorbeikommt, soll sich vor dem kaiserlichen Hut verbeugen. Wer den Hut nicht grüsst, der riskiert sein Leben oder die Beschlagnahmung von Hab und Gut.

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Als Wilhelm Tell am 18. November 1307 mit seinem Sohn Walter den Dorfplatz von Altdorf überquert, denkt er gar nicht daran, sich vor dem Hut zu verbeugen. Zur Strafe muss Wilhelm Tell mit seiner Armbrust den Apfel auf dem Kopf seines Sohnes treffen. Trifft er, verspricht Gessler ihm das Leben. Wilhelm Tell gelingt der Apfelschuss. Jedoch entdeckt Gessler den zweiten Pfeil, den Tell unter seiner Jacke versteckt hält, um Gessler zu töten, sollte etwas schief gehen. Daraufhin wird Tell verhaftet und mit einem Schiff ins Gefängnis nach Küssnacht gebracht. Doch er kann sich während der Überfahrt aufgrund eines Unwetters befreien. Er springt vom Wasser auf die „Tellplatte“, die noch heute dort zu besichtigen ist und versteckt sich im Wald. An der „Hohlen Gasse“ wartet er auf den Tyrannen Hermann Gessler und tötet ihn aus dem Hinterhalt.

Wilhelm Tell

Wilhelm Tells Sohn mit dem Apfel nach dem Schuss. Szene aus dem legendären Mythos Schweiz von Friedrich Schiller. Stahlstich nach einem Gemälde von Friedrich Pecht (deutscher Lithograf, Autor und Maler, 1814 – 1903), erschienen 1859.

Wilhelm Tell: Das letzte Drama von Friedrich von Schiller

Das Schauspiel Wilhelm Tell von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1804 handelt von dem eidgenössischen Widerstand der drei Schweizer Waldkantone Uri, Schwyz und Unterwalden gegen die Habsburger, für die Befreiung der Schweiz von der österreichischen Herrschaft. Im Mittelpunkt steht die Sage um Wilhelm Tell mit dem Apfelschuss. Auch die Liebesgeschichte von Berta von Bruneck mit Ulbricht von Rudenz ist Teil des Dramas. Friedrich Schiller zeigt mit seinem Werk, dass jeder Mensch das Recht hat, frei zu sein und dafür Widerstand zu leisten. Durch das Werk von Friedrich von Schiller wird der Freiheitskämpfer Wilhelm Tell einem breiten Publikum bekannt gemacht.

Ist die Geschichte von Wilhelm Tell wirklich wahr?

Hat Wilhelm Tell wirklich gelebt? Historiker haben tatsächlich einiges unternommen, um die Existenz Wilhelm Tells zu beweisen bzw. zu widerlegen. Aber der Name Tell lässt sich in keinen Aufzeichnungen dieser Zeit finden. Erst im Jahr 1472 tritt der Namen Tell im „Weissen Buch von Sarnen“ als „Thall“ in Erscheinung. Zur selben Zeit wird er im Lied von der Entstehung der Eidgenossenschaft erwähnt. Somit ist es eher unwahrscheinlich, dass Wilhelm Tell wirklich gelebt hat. Der Nationalheld der Schweiz scheint also eher einer Legende, als historischen Tatsachen zu entspringen. Aber er erfüllt noch heute als Schweizer Patriot eine symbolische Aufgabe: Wilhelm Tell steht für ein Volk, das Herrschaft anerkennt, sich aber mit aller Kraft gegen Unterdrückung und Freiheitsberaubung auflehnt.

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