

Heute möchten wir uns wieder in die Tiefen des deutschen Adels wagen und in diesem Zuge gleich über mehrere Dinge sprechen: Deutschlands wohl bekanntestes Schloss (Neuschwanstein), den Märchenkönig, der es erbaut hat (Ludwig II. von Bayern) und seine Familie (die Wittelsbacher).
Schloss Neuschwanstein
Das heutige Neuschwanstein liegt oberhalb der Gemeinde Hohenschwangau im bayerischen Allgäu und ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Erbaut wurde es von König Ludwig II., der auch als Märchenkönig bekannt ist. Vielen ist sicherlich bekannt, dass Ludwig nur wenige Monate vor seinem Tod hier wohnte, aber die Fertigstellung seines Schlosses 1886 nicht mehr erlebte. Doch eher wenigen dürfte die wechselvolle Geschichte der Vorgängerbauten von Neuschwanstein und der tiefer gelegenen Burg Hohenschwangau bekannt sein.
Am Platz des heutigen Neuschwanstein wurde schon um 1090 das “Castrum Swangowe” erwähnt, das aus der Burg “Vorderhohenschwangau” und “Hinterhohenschwangau” bestand. Hier hatten die Herren von Schwangau ihren Sitz, bis das Gebiet 1363 unter die Habsburger Herrschaft gestellt wurde.
Im Jahre 1397 hört man erstmals vom Schwanstein, was das heutige Schloss Hohenschwangau bedeutet. Dieses Gebiet fiel schon im 16. Jahrhundert an die Wittelsbacher, die die Burg zur Jagd benutzten.
Im 19. Jahrhundert, als beide Burgen schon lange zu Ruinen verfallen waren, baute der Vater des “Märchenkönigs”, Maximilian II. von Bayern, die alte Burg Schwanstein zu einem Schloss um. Im Laufe des Umbaus wurde sie als Schloss Hohenschwangau bekannt.
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An der Stelle der alten Burgen Hohenschwangau wiederum errichtete Ludwig II. später das berühmte Schloss Neuschwanstein. Die beiden Schlösser tauschten also im Laufe der Zeit ihre Namen.
Der Märchenkönig Ludwig II. von Bayern
Ludwigs voller Name lautete Otto Friedrich Wilhelm Ludwig, sein Rufname sollte aber auf Drängen des Großvaters Ludwig sein. Der kleine Prinz wurde am Todestag des Heiligen Ludwigs IX. von Frankreich geboren, am 25. August 1845 . Auch der Großvater, gleichzeitig sein Taufpate, hieß Ludwig und dessen Taufpate wiederum war Ludwig XVI. von Frankreich, Urenkel des berühmten Sonnenkönigs. So fühlte sich Ludwig (der Prinz) auch in späteren Jahren noch dem Hause der Bourbonen verbunden.
Genealogy fun fact: Ludwig empfand diese Verbindung zum Haus der Bourbonen als eine Art “Taufpatengenealogie”.
Nachdem sein Großvater 1848 als König von Bayern abdankte, wurden Ludwigs Vater Maximilian König und er selbst Kronprinz. Sein Vater starb nach kurzer Krankheit bereits 1864 und machte damit den jungen Ludwig im Alter von gerade einmal 18 Jahren zum König von Bayern.

Ludwig mit seinen Eltern und dem Bruder Otto (ca. 1860). Quelle: wikipedia. BIld wurde mit MyHeritage verbessert und koloriert.
Zwei Jahre später erlitt er die größte Niederlage seines Lebens. Im Deutschen Krieg besiegte das aufstrebende Preußen die Koalition aus Bayern und Österreich und seitdem war Bayern abhängig von Preußen.
Schon in frühen Jahren begeisterte sich Ludwig für Architektur und Theater und wurde dahingehend von seinem Großvater gefördert. Als er selbst König wurde, war er besessen von der Idee eines Königstums von Gottes Gnaden und so erschuf sich unter anderem mit seinen Prachtbauten Herrenchiemsee, Linderhof und Neuschwanstein eine Welt, in der er diese Idee ausleben konnte. Doch diese “Traumwelten” waren auf Dauer nicht zu halten und zu finanzieren und Ludwigs Weigerung, auf die Pfändungsdrohungen der Banken ab 1885 einzugehen, führten letztendlich zu seiner Entmündigung. Einen Tag nachdem er in Schloss Berg interniert wurde, kam er zusammen mit dem Psychiater, der ihm die Unmündigkeit bescheinigte, im Starnberger See um.
Genealogy fun fact: Obwohl Ludwig nie verheiratet war, hatte er sich doch spontan verlobt, und zwar mit der jüngsten Schwester von Kaiserin Sissi, deren Mutter eine Halbschwester von Ludwigs Großvater war. Die Verlobten waren also Halb-Tante/Neffe 2. Grades
Die Wittelsbacher
Die Wittelsbacher sind eines der ältesten deutschen Adelsgeschlechter und stellten fast über 800 Jahre lang die bayerischen Herzöge, aber auch Könige und Kaiser(innen). Ihre Stammburg war die Burg Wittelsbach in Aichach, die jedoch schon 1209 zerstört wurde. Als Stammvater der Wittelsbacher wird heute gemeinhin Otto I. von Scheyern angenommen.

Die Eiche symbolisiert die Machtübernahme der pfälzischen Linie der Dynastie Wittelsbach sowie das Aussterben aller anderen Familienzweige.
Wie bei vielen alten Adelsgeschlechtern haben auch die Wittelsbacher viele berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht und einen immensen Einfluss auf ihr Land gehabt.
Der Wittelsbacher Herzog Wilhelm IV. führte bspw. im Jahre 1516 das Reinheitsgebot ein, das noch heute die bayerische Bierkultur bestimmt.
Sophie von der Pfalz, die väterlicherseits von den Wittelsbachern abstammte und über die wir schon im Beitrag über die deutschen Vorfahren von Königin Elizabeth II. gehört haben, wurde 1710 durch den Act of Settlement zur Erbin des britischen Throns, den sie an ihren Sohn George I. weitergab. Das heutige britische Königshaus gehört somit auch entfernt zum Haus Wittelsbach.
Die weltberühmte Kaiserin Sissi stammte ebenfalls aus einer Nebenlinie des Hauses Wittelsbach.
Außerdem sind die blau-weissen Rauten des Wappens der Wittelsbacher heute noch die Hausfarben von Bayern.
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