Die deutschen Wurzeln von Königin Elizabeth II.
- Von Silvia
Kaum ein Ereignis war in den letzten anderthalb Wochen so Schlagzeilen füllend wie der Tod von Königin Elizabeth II. von Großbritannien.
Wir von MyHeritage wollen der britischen Monarchin, die mit vollem Namen Elizabeth Alexandra Mary hieß, mit einem kurzen Auszug ihrer Familiengeschichte, insbesondere der deutschen Vorfahren, gedenken.
Um zu verstehen, wie deutsche Adlige auf dem Thron Großbritanniens landeten, muss man – wie bei allem in der Familienforschung – weit in der Geschichte zurückgehen.
Und zwar ca. 450 Jahre, zur letzten Regentin aus dem Hause Tudor: Königin Elizabeth I.
Viele geschichtlich Interessierte kennen Sie wegen des Konflikts mit ihrer Großcousine Maria Stuart, die sie letzten Endes hinrichten ließ. Da Elizabeth, die auch als die jungfräuliche Königin bekannt war, keine eigenen Kinder hatte, erbte Marias Sohn, Jakob VI. von Schottland, den Thron und nannte sich fortan Jakob I. Dessen Thronanspruch resultierte daraus, dass er der Urenkel der Schwester von Heinrich VIII. war, Elizabeths Vater. Er begründete damit die britische Stuart-Dynastie, die für vier Generationen die Herrscher des Reichs stellen sollte.
Und nun nähern wir uns langsam dem Machtwechsel im britischen Königshaus, denn nun kommt das Haus von Hannover ins Spiel. König Jakob II., der letzte römisch-katholische Monarch des Inselreichs, wurde 1688 in der „Glorious Revolution“ abgesetzt, da seine Gegner ihm vorwarfen, Großbritannien zurück zum Katholizismus führen zu wollen.
Geschichtszwischenspiel: Wir erinnern uns entweder aus dem Geschichtsunterricht oder vielen gängigen Fernseh-Formaten, an Heinrich VIII. Dieser hat sich explizit vom Katholizismus abgewandt, um sich von seiner ersten Ehefrau scheiden lassen zu können.
Jakobs Tochter Anne, die letzte Herrscherin der Stuart-Dynastie, starb kinderlos. Um die Rückkehr von Jakob II. und seiner Nachkommen auf den Thron zu verhindern, regelte das Parlament durch den „Act of Settlement“ die Nachfolge insoweit, dass nur die protestantischen Nachkommen von Annes entfernter Verwandter Prinzessin Sophie von der Pfalz dafür in Frage kämen.
History fun fact: Mit dem Act of Settlement überging das Parlament 57 Thronfolger mit einem größeren Anspruch als Sophia.
Sophia, die Tochter einer Stuart-Prinzessin, heiratete mit Ernst-August von Braunschweig-Lüneburg in das Haus Hannover ein. Ihr erstgeborener Sohn Georg Ludwig sollte als König George I. der erste „deutsche“ König Großbritanniens sein. Fortan wurden die Königreiche Großbritannien und Hannover in Personalunion regiert. Diesem ersten George folgten noch drei weitere, sowie König William IV., der Vater der berühmten Königin Victoria.
Genealogy fun fact: Das Haus Hannover entstammt der jüngeren Linie der Welfen, eines der ältesten deutschen bzw. fränkischen Adelsgeschlechter. Schon eine der Frauen Karls des Großen war eine Welfin.
Die Personalunion endete mit der Thronbesteigung Victorias, da in Hannover noch die salischen Gesetze galten, nach denen nur ein männlicher Nachfolger erben konnte.
Victoria heiratete Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der der folgenden Dynastie nun seinen Namen gab. So hieß die königliche Familie bis 1917 und würde es wahrscheinlich immer noch, wenn nicht König George V., der Großvater Elizabeths II., den antideutschen Strömungen während des Ersten Weltkriegs nachgegeben hätte und seine Familie umbenennen ließ. Bei dieser Entscheidung half wohl auch die Tatsache, dass die deutschen Bomber, die London attackierten, den gleichen Namen trugen wie das Königshaus.
Ein Berater des Königs, Lord Stamfordham, wurde nun beauftragt, nach einem britischen Namen für das Königshaus zu suchen. Nachdem Namen wie Plantagenet, Stuart, Tudor oder Fitzroy abgelehnt wurden, fiel die Wahl auf den Namen eines Stammsitzes der königlichen Familie, das seit den Zeiten Wilhelms des Eroberers im Familienbesitz war: Windsor Castle. Seitdem trug das britische Königshaus den Namen Windsor.
Genealogy fun fact: Nach Elizabeths Heirat mit Prinz Philipp, der ebenfalls einen fast deutschen Stammbaum hatte, ließ sie zwar 1952 verlauten, dass der Haus- und Familiennamen weiterhin Windsor bleiben solle, revidierte dies aber 1960 leicht und gestattete allen Familienmitgliedern die nicht den Titel „Ihre königliche Hoheit“ innehatten, den Namen Mountbatten-Windsor zu verwenden.
Elizabeths Stammbaum ist damit auf der Seite ihres Vaters fast ausschließlich deutsch, da auch die Frauen der Könige deutscher Abstammung waren. Ihre väterliche Großmutter, Maria von Teck, entstammte z.B. dem Haus Hessen und dem Haus Württemberg.
Wie geht es aber nun nach Elizabeths Tod mit dem Hause Windsor weiter? König Charles III. und seine Nachkommen entstammen weiterhin dem Haus Windsor, könnten aber als Familiennamen Mountbatten-Windsor führen. Weiterhin – würde man nach traditioneller Sicht argumentieren – ist seit Charles III. Amtsantritt als König das Haus Windsor eine Nebenlinie des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, aus dessen Familie ja Charles Vater stammt. Da der Name der Königsfamilie nicht gesetzlich geregelt ist, ließe sich dieser mit einem einfachen „Letter Patent“ ändern.
Genealogy fun fact: Es gibt noch einen anderen Stammbaum im Buckingham Palace, der für die Queen vielleicht fast genauso wichtig war wie der eigene. Und zwar der ihrer geliebten Corgis. Mit 18 Jahren bekam sie die „Stammmutter“ des königlichen Corgi-Stammbaums als Geburtstagsgeschenk. Ihr Name war Susan. In über 14 Generationen stellten Susans Nachkommen die königlichen Corgis der Queen, bis im Jahre 2018 Willow, der letzte von Susans Nachkommen, starb.
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