

Liebe Leser, auch heute stellen wir Ihnen wieder eines der deutschen Adelsgeschlechter vor, deren Stammburg wohl fast noch bekannter ist als das Adelsgeschlecht an sich:
die Hohenzollern
Malerisch vor der Schwäbischen Alb gelegen, liegt die Burg Hohenzollern auf dem Gipfel des Berges gleichen Namens. Schon seit annähernd 1000 Jahren steht hier eine Burg, die jedoch im Laufe der Geschichte mehrmals besetzt, zerstört und neu aufgebaut wurde. Und seit fast ebenso langer Zeit ist sie die Stammburg des Geschlechts der Zollern, die sich ungefähr ab dem 14. Jahrhundert die Hohenzollern nannten.
Aufgrund ihrer immensen Bekanntheit wollen wir zunächst einen kleinen Exkurs durch die Geschichte der Burg machen, bevor wir uns ihren nicht minder bekannten Abkömmlingen widmen.
Die drei Burgen Hollenzollern
Die Geschichte der Burg lässt sich in drei klare Phasen unterteilen. Die “erste Burg” hat ihren Ursprung wahrscheinlich im Hochmittelalter. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahre 1267, ihren Ursprung hat sie vermutlich aber schon im 11. Jahrhundert. 1423 wurde sie nach fast einjähriger Belagerung durch den Schwäbischen Bund völlig zerstört.
Nachdem man bereits 1454 mit dem Wiederaufbau begonnen hatte, wurde die Burg Hohenzollern schon zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges zu einer Festung ausgebaut. Zu diesem Zeitpunkt war Eitel Friedrich II. Fürst von Hohenzollern. Nachdem die protestantischen Streitkräfte dank der Schweden bis nach Bayern vorgedrungen waren, versprach der Schwedenkönig dem Herzog von Württemberg die in Schwaben eroberten Gebiete. Dieser machte sich sogleich daran, zum Angriff zu rüsten. Nach fast zweijähriger Belagerung musste die Burg kapitulieren und die Hohenzollern mussten den Württembergern huldigen. Nachdem sich ein Jahr später das Kräfteverhältnis wieder geändert hatte, konnte die Burg wieder zurückerobert werden. Nach dem Westfälischen Frieden war sie größtenteils im Besitz der Habsburger, die diese jedoch verfallen ließen, bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nur noch Ruinen übrig waren.
Die dritte Burg entstand, da ein berühmter Sproß aus dem Hause Hohenzollern gerne das Erbe seiner Familie wiederhergestellt sehen wollte: König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Er beauftragte den Architekten Friedrich August Stüler mit dem Bau, der schon 1842 zum Architekten des Königs ernannt wurde. Die Burg verkörpert also, ähnlich wie Neuschwanstein, die Idealvorstellung einer mittelalterlichen Ritterburg, obwohl sie selbst nur knapp 170 Jahre alt ist.
Die Dynastie Hohenzollern
Kommen wir nun zu der Dynastie, die vor fast 1000 Jahren in der ersten Burg ihren Ursprung hatte: Die Hohenzollern gelten bis heute als eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter Deutschlands und haben im Laufe der Jahrhunderte eine beispiellose Karriere hingelegt. Die Zollern, wie sie noch in ihren Anfängen hießen, begannen als Vögte der Reichenauer Kirchengüter und zwei Namen gelten gemeinhin als die ersten Stammväter des Geschlechts: Burkhard und Werner von Zollern.
Im Laufe des 12. Jahrhunderts wurden die Hohenzollern mit der Burggrafschaft Nürnberg bedacht, worauf sich die früher fränkische, heute brandenburg-preußische Linie spaltete.
Die fränkische Linie war auch diejenige, die später den Aufstieg in die höchsten Adelskreise schaffte. Diese fränkische Linie hatte bis 1427 die Herrschaft über die Burggrafschaft Nürnberg inne. Nachdem die Burggrafenburg Nürnberg in einem Konflikt zwischen den Hohenzollern und den bayerischen Wittelsbachern zerstört wurde, wurde diese von den Hohenzollern mitsamt dem Burggrafenamt verkauft. Aus diesem Territorium gingen die Markgrafentümer Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach hervor, die noch bis zum 19. Jahrhundert unter hohenzollerischer Verwaltung stand.
Nürnberg war ein leicht zu verschmerzender Verlust, wenn man bedenkt, dass schon im Jahre 1415 Burggraf Friedrich VI. vom römisch-deutschen König und späteren Kaiser Sigismund von Luxemburg als Markgraf und Kurfürst von Brandenburg eingesetzt wurde.

Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg. Quelle: Wikipedia. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported Lizenz.
Damit hatten die Hohenzollern nun aktiv ein Mitspracherecht bei der Königswahl erhalten. Doch das war nicht alles, was die weitverzweigte Familie auf die Beine stellte. Denn der ehemals fränkische, jetzt brandenburgische Zweig der Familie unterteilte sich noch weiter in eine Ansbacher und eine Bayreuther Linie.
Aus der Ansbacher Linie entstammte bspw. der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, der im Jahre 1525 den Deutschordensstaat in das Herzogtum Preußen umwandelte. Etwa 100 Jahre später fiel dieses Herzogtum zurück an die brandenburgische Linie, die dieses nun in Personalunion mit der Markgrafschaft Brandenburg regierte, wodurch dieser Zweig der Familie den Namen erhielt, den er heute noch führt: Brandenburg-Preußen.
Nachdem im Jahre 1701 Friedrich III. von Brandenburg sich selbst zum König von Preußen krönte, wandelte sich das Herzogtum in ein Königreich und es war möglich, die verstreuten Besitztümer der Familie zu einen. Sein Enkel Friedrich II., der vielen aus dem Geschichtsunterricht noch als der “alte Fritz” bekannt sein dürfte, erkämpfte für Preußen einen Platz in der Pentarchie, den fünf europäischen Großmächten, zu denen auch Großbritannien, Frankreich, Österreich und Russland gehörten.
Wiederum fast 100 Jahre später, nach Ende des deutschen Krieges im Jahre 1866, löste Preußen Österreich als vorherrschende Macht auf deutschem Boden ab und das Haus Hohenzollern war endlich in den höchsten Kreisen angekommen. Preußens König Wilhelm I. wurde Kaiser des neuen Deutschen Reiches.
Doch lange währte diese Freude nicht. Schon sein Enkel Wilhelm II. sollte nach der Novemberrevolution im Jahre 1918 abdanken und bis zu seinem Tod im Exil leben.
Genealogy fun fact: Die Hohenzollern hatten nicht nur in den deutschen Gebieten die höchsten Ämter inne. Auch das Königreich von Rumänien, das aus dem gleichnamigen Fürstentum hervorging, wurde von einem Hohenzollern regiert. König Karl I. wurde von Napoleon III. für die Königwürde vorgeschlagen und das rumänische Volk stimmte zu. Zumindest, bis sie die Hohenzollern im Jahr 1947 wieder aus dem Amt jagten.
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