MyHeritage und das Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes veröffentlichen exklusive Sammlung von jüdischen Aufzeichnungen aus Wien
- Von Silvia


Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes eine exklusive Sammlung digitalisierter Anträge jüdischer Emigranten aus dem Wien der Zwischenkriegszeit veröffentlicht haben. Die Sammlung, die 228.250 Datensätze umfasst, enthält auch gescannte Bilder der Originaldokumente. Diese wertvollen Aufzeichnungen bieten bemerkenswerte Einblicke in das Leben der blühenden jüdischen Gemeinde von Wien, Österreich, in dieser entscheidenden Zeit der Weltgeschichte, von 1938 bis 1939.
Durchsuchen Sie die Anträge jüdischer Emigranten von 1938-1939
Die blühende jüdische Gemeinde im Wien der Zwischenkriegszeit beherbergte rund 200.000 Juden. Der „Anschluss“ – die Angliederung Österreichs an Nazi-Deutschland im März 1938 – setzte dem Wohlstand der Gemeinde ein jähes Ende. Im Mai 1938 meldeten sich die in Österreich lebenden Juden bei der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien an, wenn sie beabsichtigten, das Land zu verlassen und der nationalsozialistischen Verfolgung zu entkommen.
Jeder Haushaltsvorstand musste einen detaillierten Fragebogen ausfüllen, der folgende Angaben enthielt: Name des Antragstellers, Adresse, Geburtsdatum, Geburtsort, Familienstand, Staatsangehörigkeit, Aufenthaltsstatus in Wien und ob und wie lange sich der Antragsteller anderswo aufhielt, Angaben zum Beruf und zur zuletzt ausgeübten beruflichen Position, eventuell neu erlernte Berufe, Sprachkenntnisse, wirtschaftliche Situation und monatliches Einkommen sowie weitere umfassende Informationen im Zusammenhang mit der Auswanderung.
Zu diesen auswanderungsbezogenen Daten gehören Informationen über die Möglichkeit des Antragstellers, die für die Auswanderung erforderlichen Papiere zu erhalten, das Auswanderungsziel, persönliche Pläne im Ausland, finanzielle Mittel für die Auswanderung, Verwandte und Freunde im Ausland, insbesondere im Zielland (einschließlich Name, Adresse und Verwandtschaftsgrad), Referenzen und Passinformationen. Zusätzlich zu den Angaben über den Antragsteller enthalten die Fragebögen Informationen über etwaige Familienangehörige, einschließlich Verwandtschaftsgrad, Name, Geburtsorte, Geburtsdaten und Beruf. In einigen Fällen enthalten die Fragebögen auch Informationen über die Eltern des Antragstellers.
Diese „Auswanderungsbögen“ bilden eine der informativsten Sammlungen über österreichische Juden aus den Jahren 1938-39. Die Formulare werden oft durch zusätzliche Dokumente ergänzt, darunter Briefe, eidesstattliche Erklärungen, amtliche Papiere und Korrespondenz sowie Stempel und handschriftliche Notizen, die im Rahmen der Aktenbearbeitung hinzugefügt wurden.
Leider wurden die in diesen Formularen enthaltenen Informationen später von den Nationalsozialisten für ihre systematische Vertreibung der Juden aus Österreich verwendet.
Die Auswanderungspapiere sind Teil des umfangreichen Gemeindearchivs der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde, das einen Teil der Bestände des Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) in Jerusalem bildet.
Beispiel
Die Sammlung enthält die Emigrationsblätter des Soldaten Menachem Baumgarten, der aus Wien geflohen war und sich nach seiner Auswanderung nach Palästina mit 138 seiner jüdischen Kameraden zum Kampf an der Seite der Briten meldete. Baumgarten gelang die Flucht aus Wien, doch später ereilte ihn ein schreckliches Schicksal.
Baumgarten war auf der S.S. Erinpura stationiert, die mehr als tausend Soldaten und Besatzungsmitglieder an Bord hatte. Deutsche Bomber entdeckten das Schiff und griffen es an. Dabei kamen 664 Soldaten ums Leben, darunter 139 Soldaten aus Palästina, die sich in der britischen Armee verpflichtet hatten.
Dieser Auswanderungsfragebogen enthält das Geburtsdatum von Baumgarten: 3. Dezember 1923.
Die zweite Seite enthält Informationen über Menachems Familienmitglieder: seine Mutter Irma, seinen Bruder Josef und seine Schwester Edith.
Der folgende handschriftliche Text in deutscher Sprache befindet sich auf der letzten Seite:
„Achtung Endbearbeitung!
Menachem (Leopold) Baumgarten, ein Jude, so sein Glaube. Völlig mittellos, hat sich an das Sozialamt seines Wohnortes gewandt, sein Vater ist verstorben.
Der Antragsteller reist mit der jungen Aliyah am 15.8.1939 nach Palästina.
Da er die Reisekosten nicht selbst bezahlen kann, leitet er die Kosten des (Einwanderungs-)Vertrages an das Palästina-Büro weiter (RM 166,35 + £ 1,14).
(RM – deutsche Währung, £ – Pfund Sterling)
Der Antragsteller wird an die Endbearbeitung verwiesen.
25.7.1939”
Zusammenfassung
Mehr als 80 Jahre nach seiner Entstehung ist dieser historisch bedeutsame Datensatz von Auswanderungsakten nun zum ersten Mal online verfügbar und bietet unserer Generation einen detaillierten Einblick in die jüdische Gemeinde in Wien kurz vor dem Zweiten Weltkrieg.
Das Durchsuchen dieser Sammlung auf MyHeritage ist kostenlos. Um die Aufzeichnungen anzusehen oder um Aufzeichnungen in Ihrem Familienstammbaum zu speichern, benötigen Sie ein Daten- oder Komplettabo.
Wenn Sie einen Familienstammbaum auf MyHeritage haben, werden Sie von unserer Record Matching-Technologie automatisch benachrichtigt, wenn Aufzeichnungen aus diesen Sammlungen mit Ihren Verwandten übereinstimmen. Sie können dann den Datensatz überprüfen und entscheiden, ob Sie die neuen Informationen zu Ihrem Familienstammbaum hinzufügen möchten.
Wir hoffen, dass diese Sammlung wertvoll für die Familiengeschichtsforschung unserer Nutzer ist.