Zu Geburtstagen gratuliert man für gewöhnlich, gerade im Familienkreis. Wir von MyHeritage wollen es uns nicht nehmen lassen, dem sogenannten “Vater Europas” alles Gute zu seinem (wahrscheinlichen) 1275. Geburtstag zu gratulieren.
Viele werden den Namen “Karl der Grosse” oder Charlemagne wie er im englischen und französischen genannt wird schon gehört haben. Doch wer war dieser Mann, der vor mehr als 1.200 Jahren geboren wurde und von dem so gut wie jedes Adelsgeschlecht und Königshaus Europas abstammt.
Unsere Hauptquelle zum Leben Karls ist die ”Vita Caroli magni”, die von seinem Vertrauten Einhard verfasst wurde, einem Laienabt und Leiter der Hofschule Karls.
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Karl wurde wohl 747 als ältester Sohn des damals noch als Hausmeier agierenden Pippin III. von Franken geboren, den man auch “den Jüngeren” oder “den Kurzen” nannte. Die Hausmeier waren zu diesem Zeitpunkt schon die faktischen Herrscher des Frankenreiches, ohne sich jedoch selbst Könige zu nennen. Schon Pippins Vater, ebenfalls ein Karl und Namensgeber der Karolinger-Dynastie, war Hausmeier unter den Merowinger-Königen. 751 jedoch übernahm Pippin mit dem Segen des Papstes die Königswürde, was Karl faktisch zu einem Kronprinzen des Reiches machte. Nachdem sein Vater 768 starb, wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann zu einem fränkischen König gesalbt. Ab 771 regierte er alleine das gewaltige Reich, da sein Bruder unter mysteriösen Umständen ums Leben kam.
Karl und das Reich
Als Alleinherrscher über das Frankenreich gelang es ihm, in einer Reihe von Feldzügen sein Land zu sichern und seinen Machteinfluss erheblich nach außen zu erweitern. Im Jahre 774 zog er mit seinem Heer nach Italien und eroberte das Langobardenreich, das Königreich seines ehemaligen Schwiegervaters Desiderius. Damit setzte er sich auch die eiserne Krone der Langobarden aufs Haupt, die seither untrennbar mit dem fränkischen Königstum verbunden war. Besonders bekannt sind Karls Kriege gegen die Sachsen, die mit Unterbrechungen von 772 bis 804 gefochten wurden und die die komplette Christianisierung der Sachsen zum Ziel hatte. Als sein Gegenspieler trat hier Widukind auf, ein dux aus einem westfälischen Adelsgeschlecht. Als dieser im Jahre 785 die Waffen streckte und sich taufen ließ, war Karl sein Taufpate. Das Pferd Widukinds soll heute noch im Wappen von Nordrhein-Westfalen verewigt sein.
Fun fact:
Als kleiner ironischer Seitenschlag der Geschichte sei hier noch gesagt, dass anderthalb Jahrhunderte später ein Nachkomme Widukinds und Karls das Erbe des Frankenreichs antreten sollte – Otto der Große.
Karl war jedoch auch während der Sachsenkriege nicht untätig und führte Kriege und Feldzüge in anderen Gebieten und verleibte diese teilweise seinem wachsenden Reich ein. Zwar scheiterte sein Feldzug gegen die Mauren in Nordspanien kläglich, doch konnte er schon einige Jahre später die Unabhängigkeit des Herzogtums Baiern beenden und dieses seinem Reich anschließen.
Genealogy fact:
Der damalige Herzog von Baiern war Tassilo III., ein Sohn der Schwester von Pippin und somit ein Cousin 1. Grades von Karl. Blut war also damals nicht immer dicker als Wasser.
Karl war jedoch nicht nur “Kriegstreiber”. Er trieb eine für die damalige Zeit sehr fortschrittliche Bildungsreform voran, die als die “karolingische Renaissance” bekannt wurde. Er versammelte viele Gelehrte an seinem Hof und gründete eine Hofschule, deren Vorsteher erst der Gelehrte Alkuin und später sein Vertrauter Einhard war.
Er sicherte die Grenzen seines wachsenden Reiches durch Grenzmarken und ermöglichte es so dem Frankenreich, zu einer Großmacht aufzusteigen, die es durchaus mit dem byzantinischen Reich aufnehmen konnte. Der Weihnachtstag des Jahres 800 war ein Wendepunkt in Karls politischer Laufbahn. In der Kapelle des heiligen Petrus (diese lag ungefähr dort, wo heute der weltbekannte Petersdom steht) wurde Karl von Papst Leo III. zum römischen Kaiser gekrönt. Einige bezweifelten schon damals, ob der Papst überhaupt das Recht hatte, diese Krönung durchzuführen, denn eigentlich gab es schon einen römischen Kaiser. Der saß in Byzanz, auch wenn er faktisch “nur” über das oströmische Reich regierte. Man konnte sich sicherlich darüber streiten, ob nach dem Untergang des weströmischen Reiches die gesamte Staatsgewalt wieder an den verbleibenden Kaiser überging.
Diese Krönung schuf außerdem die Grundlage für das mittelalterliche Kaisertum; die Erben Karls aus den verschiedenen Königshäusern Europas bekleideten bis 1806 das Amt des (heiligen) römischen Kaisers (deutscher Nationen). Die Kaiserkrönung erfolgte meist in Rom und die Krönung der römisch-deutschen Könige fand bis zum 16. Jahrhundert in Karls Hauptresidenz Aachen statt. Hier errichtete er auch den Dom, der bis heute eines der Wahrzeichen der Stadt ist. Zumeist war Karl eigentlich ein “Reisekaiser” und reiste mit seinem Gefolge von Pfalz zu Pfalz, doch für Aachen hatte er eine besondere Vorliebe, da er gerne in den heißen Quellen der Umgebung badete.
Karl der Große starb im Jahre 814 und hinterließ seinem Nachfolger Ludwig ein Reich, das von der Bretagne bis Kroatien und von der dänischen bis zur spanischen Grenze reichte. Schon unter seinen Enkeln wurde das Reich nach salischem Gesetz geteilt und es entwickelte sich langsam zu den Ländern, die wir heute als Deutschland, Frankreich, Italien und BeNeLux-Staaten kennen.
Karl und die Familie:
Ein Blog auf MyHeritage wäre nicht komplett ohne eine kurze Erwähnung von Karls Stammbaum und Ahnentafel. Auch wenn er vor über 1.200 Jahren gelebt hat, so weiss man doch einiges über seine Ahnen. Die Stammväter der Karolingerdynastie waren Karls Urururgroßväter, Bischof Arnulf von Metz und Pippin, der Ältere; einer auch bekannt als der Schutzpatron der Bierbrauer, der andere als der Hausmeier des merowingischen Austrien. Deren Enkel, Pippin der Mittlere, Karls Urgroßvater, brachte es durch geschickte Ränke zum höchsten aller politischen Ämter der drei merowingischen Teilreiche, Austrien, Neustrien und Burgund, und regierte faktisch als Stellvertreter der Merowingerkönige. Sein Sohn wiederum, den wir als Karl Martell kennen, setzte nicht nur dem Marsch der Sarazenen nach Europa ein Ende, sondern erlangte darüber hinaus auch das Hausmeieramt des gesamten Merowingerreich und hätte sich eigentlich de facto schon zum König ausrufen lassen können. Doch ob es der Respekt vor der Blutheiligkeit des Königtums oder Zweifel über den eigenen Anspruch waren, Karl blieb bis zu seinem Tod der “Verwalter” und er legte dieses Amt in die Hände seines Sohnes Pippin des Jüngeren, der schlussendlich im Jahre 751 den letzten Merowingerkönig scheren und in ein Kloster sperren ließ und sich vom Papst den Segen einholte, das doch derjenige, der die Macht inne hätte, König sein sollte. So ebnete er den Weg für seinen Sohn Karl, der im Laufe seiner Herrschaft das größte Reich des frühen Mittelalters schaffen sollte.
Doch auch Karl selbst sorgte für genug Nachwuchs, um seine Dynastie bestehen zu lassen. Der Forschung sind fünf Ehefrauen und mindestens genauso viele Nebenfrauen bekannt, mit denen er mindestens 18 Kinder zeugte. Natürlich waren hier nur die ehelich gezeugten Söhne als Prätendenten für die Krone auserwählt. Überliefert von Einhard ist, das Karl alle seine Kinder liebte und er besonders seinen Töchtern sehr nahe stand. Trotz seiner vielen Kinder gab es am Ende nur einen Sohn, der die Königs- und Kaiserkrone erbte und so blieb das riesige Frankenreich noch für eine weitere Generation ungeteilt.
Genealogy fun fact:
Mehr uneheliche Kinder als Karl hatte wohl nur der englische König Henry I., Sohn von Wilhelm dem Eroberer. Von ihm sind mindestens 20 Bastarde bezeugt und nur ein ehelicher Sohn und eine Tochter. Henry war natürlich auch Nachfahre von Karl.
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Warum wir in der Theorie alle von Karl abstammen:
Wie wir schon gelernt haben, gab es eine Menge Frauen in Karls Leben und noch mehr Kinder. Und auch diese hatten wiederum eine Menge Kinder, sieht man von denen ab, die eine kirchliche Laufbahn eingeschlagen haben. Also gehen wir das Ganze mal mathematisch an. Jeder Familienforscher kennt den Fakt, dass sich mit jeder zusätzlichen Generation in der Ahnentafel die Anzahl der Personen verdoppelt, da jede Person logischerweise zwei Elternteile hat. Gehen wir von uns aus in die Zeit Karls des Großen sind wir ca. in der 38. Generation und haben es dort schon mit ungefähr 600 Milliarden Menschen in der obersten Ahnenreihe zu tun. Da es in der Zeit um 800 allerdings nur um die 50 Millionen Menschen in Europa gab, muss theoretisch jeder dieser Menschen mehrere Tausend mal in der 38. Generation vertreten sein. Die Chance das sich darunter nicht wenigstens einmal Karl der Grosse befindet geht gegen 0.
Heike Raudies
8. April 2022
Ganz toller Betrag!! Ich wünschte mir mehr Berichte über die Herrscher, Herzöge, Grafen und ihre Gebiete !!