DIY-Leitfaden zum Erstellen eines eigenen Familiengeschichtsvideos

DIY-Leitfaden zum Erstellen eines eigenen Familiengeschichtsvideos

Heute haben wir für euch ein Gastbeitrag von Dr. Clinton Moore, Gründer von Long Yarn Films. Nachdem er jahrelang als Psychologe die verschiedensten Menschen interviewt hat, verlagerte Clinton seine Fähigkeiten, um Videos über Familiengeschichte in Sydney zu produzieren. Seine Genealogie-Reise begann, als er realisierte, dass seine 90-jährige Großmutter über eine Fülle an Familiengeschichten verfügte, die nie aufgezeichnet worden waren.

Ihr habt Tage, wenn nicht Monate gearbeitet, um durch eure MyHeritage-Forschung einen umfassenden Stammbaum zu erstellen. Viele eurer Verwandten haben auch einen DNA-Test gemacht, um wirklich eine Vorstellung davon zu bekommen, woher sie stammen. Was jetzt? Wie wollt ihr nun diese unbezahlbare Familiengeschichte bewahren?

Viele Menschen halten an diesem Punkt an, mit unzähligen Namen und Daten, die über den Tisch gestreut oder in ein Sammelalbum zu finden sind. Aber wie ein alter Freund von mir zu sagen pflegte: „die Forschung ist erst beendet, wenn sie veröffentlicht ist“. Sicher, es gibt immer die klassischen Updates aus der Familiengeschichte, die in der Familie rum geschickt werden, aber werden die jemals gelesen?

Heute möchte ich eine alternative und ansprechende Möglichkeit vorstellen, um eure Familiengeschichte darzustellen, bei der auch die Enkelkinder bereit sind, zuzuschauen – ein Familiengeschichtsvideo.

Was ist ein Familiengeschichtsvideo?

Ein Familiengeschichtsvideo ist ein gefilmtes Interview, in dem ihr die Geschichten teilt, die ihr durch eure Ahnenforschung entdeckt habt. Wenn man diese Geschichten von euch seht und hört, kann sich das Publikum mit eurer Leidenschaft identifizieren. Ähnlich wie das Zuhören von Geschichten am Lagerfeuer.

Wie baue ich meine Forschung ein?

Die erste Aufgabe besteht darin, alle eure erstaunlichen Ahnenforschungsergebnisse zu etwas zusammenzustellen, das sich gut in Videos umsetzen lässt. Seien wir aber klar: Dies bedeutet nicht, Namen und Daten 20 Minuten lang aufzuzählen! Denkt daran, dass wir euer Familiengeschichtsvideo ansprechend machen wollen, und das bedeutet, eine Geschichte erzählen. Geschichten sind die Art, wie wir mit unserer Welt kommunizieren. Sie erlauben uns, langweilige Fakten in faszinierende Geschichten zu verwandeln. Es ist diese lustige Anekdote, die ihr mit eurem Nachbarn gegenüber teilt. Um mit der Erstellung eurer Familiengeschichten zu beginnen, öffnet ihr euren Stammbaum. Dieser gibt euch einen guten Überblick. Als Nächstes wählt ihr die interessantesten Charaktere oder Momente aus. Zerlegt schließlich jeden dieser interessanten Abschnitte in die DNA einer guten Geschichte:

Wie ihr sehen könnt, gibt es fünf Schritte, um eine Geschichte zu erzählen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Die besten Geschichten:

Haben einen Hauptcharakter, der
vor einem Problem steht, welches
er/sie versuchen muss zu lösen, bevor
er/sie Maßnahmen ergreift und schließlich
das Ergebnis präsentiert.

Natürlich wird nicht jede Geschichte, die ihr erzählen möchtet, diesem Format folgen. Manchmal müsst ihr einige einfache Fakten übermitteln. Versucht jedoch, Anekdoten mithilfe der Story-DNA-Technik so oft wie möglich zu erzählen, um wirklich mit eurem Publikum in Einklang zu stehen.

Film vorbereiten

Die Vorbereitung auf euer Video ist wohl wichtiger als das Filmen selbst. Ich benutze den CLIPS-Ansatz gerne mit meinen Kunden, so dass nichts vergessen wird:

Lasst uns die Abschnitte anschauen.

Kleidung (Clothing) – Was ziehst du an? Es scheint eine einfache Frage zu sein, kann jedoch zu Problemen führen, wenn sie bis zur letzten Minute nicht berücksichtigt wird. Denkt daran, dass ihr ein Archivdokument für zukünftige Generationen erstellt. Tragt daher Kleidung, die euer wahres Ich reflektiert.

Ort (Location) – Wo wird gefilmt? Hier geht es um das Abwägen von Praktikabilität und Gefühl. Ihr könnt draußen filmen, was jedoch zu einer Reihe an Umwelteinflüssen führen kann. Sucht stattdessen nach einem ruhigen Ort, an dem ihr euch wohl fühlt.

Moderator (Interviewer) – Wer wird euch interviewen? Ihr könnt es selbst versuchen, aber die meisten Menschen finden es einfacher, mit einer anderen Person zu sprechen. Wählt eine Person aus, mit der ihr problemlos sprechen könnt. Überraschenderweise ist dies oft nicht immer ein enger Verwandter.

Teilnehmer (Participants) – Wer wird interviewt? Ihr könnt euch für ein Einzelinterview entscheiden, was die einfachste Option ist. Ihr könnt jedoch auch andere Familienmitglieder dazu bringen, ihre Geschichten zu erzählen, Paare, die sich gegenseitig interviewen oder sogar die Enkelkinder mit einbinden.

Geschichten (Stories) – Welche Geschichten wollt ihr erzählen? Wenn ihr die oben beschriebene Story-DNA-Technik verwendet, habt ihr alle Geschichten, die ihr erzählen möchtet aufgeschrieben, bevor ihr vor die Kamera tretet.

Interviewfragen erstellen

Der erste Schritt besteht darin, den Fokus eures Videos zu bestimmen. Euer Familiengeschichtsvideo kann sich auf eure Herkunft, eure eigene Lebensgeschichte oder etwas von beidem konzentrieren. Wenn ihr euch für ein bestimmtes Thema entschieden habt, nehmt euch etwas Papier und beginnt mit Brainstorming-Themen wie Vorfahren, Schulwesen, Anfangsjahren, Karriere usw. Nachdem ihr nun eine Liste möglicher Themen habt, kehrt zu euren besten Story-DNA Charakteren/Momenten zurück und fangt an, Fragen zu stellen, die dann euer Moderator stellen kann.

Ziel ist es, offene Fragen zu stellen. Dies sind Fragen, die die Dinge so formulieren, dass ihr gezwungen seid, mit mehr als nur „Ja“ oder „Nein“ zu antworten. Diese Fragen beginnen oft mit „Was“, „Wie“ und „Warum“. Wenn ihr weitere Ideen benötigt, findet ihr hier eine Liste (auf Englisch) mit 117 Fragen, die ihr mitnehmen solltet, wenn ihr Verwandte interviewt. Denkt daran, eure Auswahl auf das zu beschränken, was ihr beschränken möchtet.

Familiengeschichtsvideo filmen

Da dies ein Do-it-yourself-Leitfaden ist, gehen wir davon aus, dass ihr höchstwahrscheinlich entweder ein Mobiltelefon oder eine Digitalkamera verwendet, um euer Familiengeschichtsvideo zu erstellen. Dies sind großartige Tools für alle, die über ein begrenztes Budget verfügen, aber sie erfordern etwas zusätzliche Arbeit, um eine gute Qualität zu erzielen.

Seltsamerweise ist es das Audio, durch das euer Video beschädigt werden kann. Wenn die Leute euch nicht hören können, wie ihr über eure Familiengeschichte sprecht, dann zählen alle schönen Kinematografien der Welt für nichts. Macht daher die aufgenommene Audioqualität zu eurer ersten Priorität. Die zwei verfügbaren Optionen sind entweder so nah wie möglich an der Kamera zu sitzen oder etwas Geld für ein Mikrofon auszugeben. Sogar ein günstiges 20€-Mikro wird eine bessere Audioqualität erzeugen als das Mikrofon an der Kamera.

Der zweitwichtigste Faktor ist die Beleuchtung. Wir möchten, dass eure Urenkel die Ausdrücke in eurem Gesicht sehen können. Da ein professionelles Beleuchtungssetup sowohl teuer ist als auch viel Übung erfordert, verlassen wir uns auf natürliches Licht mit einer Technik, die als “feathering“ bezeichnet wird. Der einfachste Weg, “feathering“ zu erzeugen, besteht darin, ein schönes großes Fenster in eurem Zuhause zu finden. Setzt euch direkt am Fensterrand und lasst euren Stuhl etwa einen Meter von der Wand entfernt stehen, wie ihr auf dem Foto unten sehen könnt:

Wenn ihr die Kamera jetzt gegenüberstellt, erhaltet ihr ein wunderschönes, weiches Licht auf euer Gesicht.

Stellt sicher, dass ihr eure Kamera stabilisiert. Wenn ihr ein Mobiltelefon verwendet, ist ein günstiges Mini-Stativ ein absolutes Muss. Bei einer größeren Kamera könntet ihr entweder in ein leichtes Stativ investieren oder zumindest versuchen, es auf einer flachen Oberfläche in der gleichen Höhe wie euer Gesicht auszubalancieren.

Familiengeschichtsvideo persönlicher machen

Um eurem Film etwas Besonderes zu geben, solltet ihr wichtige Objekte aus eurer Geschichte zeigen. Dies kann ein Familienerbstück oder sogar das Familienhaustier sein. Es ist eine wunderbare Ergänzung. Ein weiteres tolles Extra ist, einige Fotos zu zeigen. Wenn ihr technisch ein bisschen mehr versiert seid, könnt ihr eure Bilder auch scannen und mit Bearbeitungssoftware in das endgültiges Video einfügen.

Video finalisieren

Wenn ihr es vermeiden möchtet, euer Familiengeschichtsvideo bearbeiten zu müssen, solltet ihr euer Interview in einer einzigen Sitzung filmen und akzeptieren, dass es möglicherweise einige Pausen und „ähms“ gibt. Habt jedoch keine Angst, euer Video zu bearbeiten. Die meisten Computer werden mit einer mitgelieferten Videobearbeitungssoftware geliefert, mit der ihr grundlegende Bearbeitungen vornehmen und Titel einfügen könnt. Es gibt auch zahlreiche Handy-Apps, mit denen ihr direkt auf eurem Telefon bearbeiten könnt. Während das Bearbeiten mehr Aufwand erfordert, sieht das Endprodukt viel besser aus und wird auch eure Zuschauer garantiert mehr ansprechen.

Zusammenfassung

Das Erstellen eines eigenen Familiengeschichtsvideos ist für jeden möglich, der sich etwas vorbereiten möchte. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, all eure MyHeritage-Forschung in einem Paket zusammenzustellen, das mit Verwandten auf der ganzen Welt geteilt werden kann.

Denkt dran:

• Bereitet euch mit CLIPS auf alle praktischen Aspekte vor.
• Zerlegt eure Story-DNA.
• Stellt offene Interviewfragen.
• Nehmt euch die Zeit, euren Audio- und Lichtspot durchzugehen. Es ist immer eine gute Idee ein kurzes Probegespräch zu führen.

Vor allem: habt viel Spaß beim Erstellen dieses zeitlosen Andenkens. Es ist wirklich etwas, das ihr und eure Angehörigen für die kommenden Generationen schätzen werdet.

Bemerkungen

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  • W. Christl

    28. Mai 2019

    Ein sehr interessates Webinar an dem man teilnehmen sollte.