Weihnachten 1914: Ein kleines Weihnachtswunder

Weihnachten 1914: Ein kleines Weihnachtswunder

Es war das Weihnachten 1914, ein Jahr des Krieges, wo mehr Böses als Schönes auf der Welt zu sehen war. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz ist in diesem Jahr ein Wunder geschehen.

In einem stürmischen Winter hörte der Kampf zwischen den Soldaten plötzlich auf. Es war eine inoffizieller und ungewöhnlicher Waffenstillstand, der eine Woche vor Heiligabend anfing und während der gesamten Weihnachtszeit anhielt. Deutsche und britische Soldaten begannen, sich gegenseitig Frohe Weihnachten zu wünschen und sie sangen ihre traditionellen Weihnachtslieder in ihren Schützengräben.

An Heiligabend und den folgenden Weihnachtstagen vergaßen die Soldaten ihre Differenzen. Viele von ihnen – von beiden Seiten – wagten das „Niemandsland“ zu betreten, wo sie sich trafen, Lebensmittel und Souvenirs tauschten und Weihnachtslieder zusammen sangen.

Bild: Deutsche und britische Soldaten treffen sich im Niemandsland - 26. Dezember 1914

Bild: Deutsche und britische Soldaten treffen sich im Niemandsland - 26. Dezember 1914

Es heißt, dass beim ersten Licht der Morgendämmerung des Weihnachtstages einige deutsche Soldaten aus ihren Gräben gingen und sich den alliierten Linien näherten, um „Frohe Weihnachten“ zu rufen. Die alliierten Soldaten waren erstmal vorsichtig und dachten, es könnte eine Falle sein. Aber als sie sahen, dass die Deutschen unbewaffnet kamen, kletterten auch sie aus ihren Gräben heraus und schüttelten die Hände der Feinde.

Der zukünftige Schriftsteller Henry Williamson, damals ein 19-jähriger Soldat der Londoner Schützenbrigade, schrieb an seine Mutter am zweiten Weihnachtstag:

„Liebe Mutter, ich schreibe aus den Schützengräben. Es ist 11 Uhr morgens. Neben mir ist ein kleines Feuer, mir gegenüber ein (nasser) Schützengraben mit Stroh ausgekleidet. Der Boden ist schlammig in dem Graben, aber ansonsten eingefroren. In meinem Mund ist eine Pfeife – ein Geschenk von der Prinzessin Mary. In der Pfeife ist Tabak. Natürlich würdest du sagen, aber warte mal ab. In der Pfeife ist deutscher Tabak. Haha, würdest du sagen, von einem Gefangenen oder in einem Graben gefunden. Aber nein Mutter! Er kommt von einem deutschen Soldaten. Ja, ein deutscher Soldat, der am Leben ist, und der es mir selber geschenkt hat. Gestern trafen sich britische & deutsche und gaben sich im Niemandsland zwischen den Gräben die Hände, um kleine Geschenke auszutauschen. Ja, den ganzen Tag am Weihnachtstag, und auch jetzt während ich dies schreibe. Herrlich, nicht wahr? „

Ein ikonisches Bild des Weihnachtswaffenstillstands zeigt ein Fußballspiel zwischen Deutschen und Alliierten. Es gibt Berichte über ziemlich viele Fußballspiele zwischen den gegenüberliegenden Seiten direkt an der Front.

Es ist schwer zu schätzen, wie viele Soldaten an den Fußballspielen oder an der Waffenruhe teilgenommen haben. Aber manchen behaupten dass es ca. 100.000 britische und deutsche Soldaten waren, die sich an dem inoffiziellen Waffenstillstand an der Front beteiligten. Viele Briefe, die nach Hause von den Soldaten verschickt wurden, erzählten über die Waffenruhe und die Spiele.

Das war nicht der erste inoffizielle Waffenstillstand im Krieg, aber er war symbolisch wegen der Jahreszeit und zeigte, dass man „leben und leben lassen“ sollte. Näher betrachtet konnten die Soldaten die Menschlichkeit der anderen Seite erkennen. Manchmal gab es Verbrüderung zwischen den Seiten. Manchmal war es nur eine kurze Pause, um Verwundete zu versorgen oder tote Kameraden zu ehren.

Der Weihnachtsfrieden von 1914 war ein kurzer und bemerkenswerter Moment der Ruhe inmitten eines der gewalttätigsten und tödlichen Zeiten in der Geschichte. Er zeigte einen Hoffnungsschimmer in den dunklen Zeiten. Obwohl niemals auf der gleiche Weise wiederholt – und spätere Versuche zukünftiger Waffenstillstände waren nicht erfolgreich – zeigte dieser kurze Moment, dass die Menschlichkeit eine Chance hat und dass es doch Weihnachtswunder gibt.

Bemerkungen

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  • Buerger

    9. September 2016

    Es zeigt, dass Menschen (Gladiatoren) vorher und danach aufeinander gehetzt wurden, Die eigentlich gleiche menschliche Interessen haben. Wer oder Was hat den Nutzen?