Toller Artikel, super gemacht Tina! 🙂


Ich freue mich sehr, hier im Blog eine neue Kategorie vorstellen zu dürfen: Geschichte. Seit einem halben Jahr erfreuen wir uns an der Mitwirkung von einem Historiker, der Beiträge schreibt, wobei Themen der Ahnenforschung und Geschichte kombiniert werden. Herr Hans-Peter Geis hat erst über seine eigene Familiengeschichte erzählt und seitdem schreibt er regelmäßig für unseren Blog.
Und da wir denken, dass Familienforschung und Geschichte wunderbar zusammenpassen, freuen wir uns, dass Frau Christina Rajkovic ebenfalls mitwirken möchte! Die Geschichtsstudentin beabsichtigt, kleinere Beiträge zu verschiedenen Ereignisse zu schreiben, inklusive Literaturvorschläge, falls man sich tiefer mit der Thematik beschäftigen möchte.
Das heutige Thema wird vielen von euch ansprechen: Migration und Ahnenforschung. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
Migration und Ahnenforschung
Migration ist ein Schlagwort unserer Zeit und wir werden immer und überall damit konfrontiert, im Fernsehen, in Zeitungen, auf Werbe- und Wahlplakaten…
Migration ist aber kein Phänomen des 20. und 21. Jahrhundert. In jeder Epoche finden sich mehrere unterschiedliche Gründe zur Abwanderung von Menschen: Arbeitsmangel, Naturkatastrophen, Kriege, etc. sind heute und auch schon früher
Gründe für das Verlassen der Heimat gewesen.
Dies zeigt allein schon ein kurzer Blick in die Geschichte, neben Auswanderungswellen nach Amerika fanden auch
zahlreiche Wanderbewegungen innerhalb Europas statt. Arbeitswanderer, Wanderhändler, Künstler, Experten, Söldner, Verfolgte und Vertriebene,…1
Parallel fanden auch gezielte Ansiedlungen statt, so machten etwa Preußen, Russland und die Habsburgermonarchie größere Bevölkerungsgruppen zu Kolonisten.2 Die Migration des 18. Jahrhunderts beispielsweise wurde in vielen Fällen durch das
mangelnde Arbeitsangebot, u.a. auch wegen dem starken Bevölkerungswachstum, ausgelöst. 3
Ahnenforschern können diese Hintergrundinformationen helfen, die persönliche Geschichte der Ahnen besser nachzuvollziehen. Mit folgenden Kurzbeiträgen möchte ich Wanderungswege der Menschen nachzeichnen. Vielleicht findet der eine oder andere eine Erklärung für die Abwanderung eines Familienmitglieds aus dem eigenen Stammbaum.
Kroaten in Wien im 19. Jahrhundert
In diesem ersten Beispiel möchte ich mich auf die Zuwanderung der Kroaten im 19. Jahrhundert nach Wien beschäftigen.
Zur Zeit der Auflösung der Agrargesellschaften und dem Aufkommen der Industriegesellschaft, waren Wanderungen innerhalb Europas, sowie die Abwanderung von Europa sehr weit verbreitet. Die breite Verarmung der Bevölkerung, löste diese „Wanderungsströme“ aus und so sprach man um die Jahrhundertwende von einer regelrechten Völkerwanderung.4
Wien befand sich wie auch andere Hauptstädte Europas in einem technologische, wirtschaftlichen und dadurch auch einem sozialen Wandel. Das Aufkommen der industriellen Produktion rief nicht nur die Arbeiterklasse hervor, sondern forderte
auch viele Arbeitskräfte. Arbeiter wurden unter anderem in den Entstehenden Fabriken gebraucht, aber auch für den Bau von Gebäuden und den Ausbau des Eisenbahnnetzes. Damit hängt auch die Abwanderung von ländlichen Gebieten
zusammen.5
Die kroatische Bevölkerung zog es aus dem Burgenland, angrenzenden ungarischen kroatischen Gemeinden und aus Kroatien und Bosnien nach Wien. Während der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zählten auch Zuwanderer aus kroatischen
Siedlungen aus dem Marchfeld dazu. „Stadtbekannt“, wie es in der Beschreibung von Michael John und Lichtblau Albert
heißt, waren die kroatischen Gemüsehändlerinnen der Wiener Märkte.
In den 1880er Jahren fand eine große Zuwanderungswelle statt. Von 328 Menschen mit einer „kroatischen Umgangssprache“, waren laut John und Lichtblau 100 aus„Croatien-Slavonien“ und 114 aus den Ländern Ungarns. Darunter befanden sich 92
Studierende und 85 Personen, die im Handel tätig waren, ebenso 58 Hausierer und 19 Kaufleute.
Haben Sie Verwandte, die im 19. Jahrhundert aus dem Burgenland, Kroatien oder Bosnien nach Wien ausgewandert sind?
Literaturvorschlag:
Michael John, Albert Lichtblau, Schmelztiegel Wien- Einst und jetzt. Zur Geschichte und Gegenwart von Zuwanderung und Minderheiten (Wien/Köln 1990).
1Achim Landwehr, Stefanie Stockhorst, Einführung in die Europäische Kulturgeschichte (München/Wien/Zürich 2004), S.339.
2 Landwehr, Stockhorst, Einführung in die Europäische Kulturgeschichte, S.339.
3 Landwehr, Stockhorst, Einführung in die Europäische Kulturgeschichte, S.340
4 Michael John, Albert Lichtblau, Schmelztiegel Wien- Einst und jetzt. Zur Geschichte und Gegenwart
von Zuwanderung und Minderheiten (Wien/Köln 1990), S.11.
5 John, Lichtblau, Schmelztiegel Wien- Einst und jetzt, S.11
Zu der Authorin: Christina Rajkovic wurde 1989 in Bregenz, Österreich geboren. Derzeit studiert sie Geschichte und Slawistik an der Universität Wien. Während des Studiums absolvierte sie zwei Praktika im Landesarchiv Vorarlberg in Österreich. Als Tochter einer österreichischen Mutter mit deutschen Wurzeln und einem kroatischen Vater, kann sie sich in der Erforschung ihrer Familiengeschichte bestens austoben.
Siegfried Wiedenmann
8. März 2013
Ein interessanter Artikel, weiter so!