125. Todestag von Ludwig II.

Er war ein großer König, keine Frage. Über 1,90 Meter maß Ludwig II., so stattliche Männer gab es im 19. Jahrhundert selten. Doch auch wenn die Körpergröße des gestern vor 125 Jahren verstorbenen Bayern-Monarchen unumstritten ist – von der Geburt mit einem womöglich fingierten Datum bis hin zu seinem unaufgeklärten Tod am 13. Juni 1886 im Starnberger See ranken sich zahlreiche Mythen um den „Kini“.

Für den 25. August 1845, um 28 Minuten nach Mitternacht, notierte der Hof die Geburt Ludwigs im Schloss Nymphenburg zu München. Doch ob dieser Geburtstermin wirklich stimmt, wird angezweifelt: Angeblich verlegten die Wittelsbacher den veröffentlichten Geburtstag um ein oder zwei Tage nach vorne, damit Ludwig II. am selben Tag wie sein beliebter Großvater Ludwig I. Geburtstag hat.

Der älteste Sproß von Maximilian II. wuchs im Schloss Hohenschwangau bei Füssen auf. Schnell zeigte sich der Junge musisch interessiert. Doch an der Münchner Universität verschrieb sich Ludwig dann doch den Naturwissenschaften. Dieses Studium musste er mit gerade mal 18 Jahren abbrechen, als sein Vater am 4. Mai 1864 plötzlich starb.

Bei der Trauerfeier für Maximilian II. bekamen die Münchner Bürger zum ersten Mal den Mann zu sehen, den sie bis heute so verehren wie keinen anderen Monarchen: Der zum Todeszeitpunkt durch viel Alkohol aufgeblähte Körper war damals noch schlank. Der große und hübscher Jüngling wurde bald die Zierde vieler Gemälde.

Die Mythen um Bayerns weltweit berühmtesten König wirken bis heute fort – ebenso seine architektonischen Hinterlassenschaften. Was die einen als Bauwahn bezeichnen, lockt ungezählte Touristen nach Bayern. Dabei ist Schloss Linderhof – hier festlich illuminiert – das einzige wirklich von Ludwig bewohnte Schloss. König Ludwig II. von Bayern kostete zu Lebzeiten die bayrische Staatskasse Unsummen, nachdem er als 18-Jähriger den Thron von seinem Vater Maximilian erbte. Als Toter füllt er die Staatskassen: Musical, Schlossvisiten, Merchandising – der unglückliche junge König lässt sich gut vermarkten. Allerdings kostet es auch viel Geld die Prachtbauten des Kini zu erhalten. 2007 war in Linderhof die Terasse abgesackt. Sanierungsarbeiten verschlangen 650.000 Euro.

Doch Ludwig II. hatte einen verhängnisvollen Hang, mit vollen Händen das Geld auszugeben. Kurz nach seiner Thronbesteigung überschüttete er Richard Wagner mit Geld aus der Staatskasse, so dass der Komponist zwar seinen Ring der Nibelungen schreiben konnte. Aber des Komponisten Leben in Saus und Braus schadete Ludwigs Ruf und führte schließlich dazu, dass er Wagner aus München weg komplimentieren musste.

Der Krieg ging sang- und klanglos verloren, Bayern verlor Macht und Geld und später auch seine Eigenständigkeit. Erst kürzlich ließ Herzog Franz von Bayern, das heutige Oberhaupt der Wittelsbacher, einen Stoßseufzer über seinen Vorfahren aus: „Wenn man sich bewusst macht, was in seiner Regierungszeit an politischen Möglichkeiten für Bayern verloren gegangen ist.“

Insgesamt fünf Todestheorien können Ludwig-Fans über das Ableben des „Kini“ aufzählen – auch eine Vergiftung gehört dazu oder ein Herzinfarkt des nach viel Bier, Wein und Schnaps zum Todeszeitpunkt Volltrunkenen. Ein für Verschwörungstheoretiker wichtiges Detail sind Reifenspuren am Todesort – sie gehörten angeblich zu einer Kutsche, die Ludwigs Cousine, die als Sisi zur Filmfigur gewordene österreicherische Kaiserin Elisabeth, als Fluchtfahrzeug gestellt haben soll.

„Ein ewiges Rätsel will ich bleiben mir und anderen“, schrieb Ludwig wenige Wochen vor seinem Tod. Das hat er geschafft. Und der Märchenkönig hat es geschafft, Bayern ein großes bauliches Erbe zu hinterlassen. Sein Schloss Neuschwanstein ist bis heute das deutsche Touristenziel schlechthin, auch die beiden Schlösser Herrenchiemsee und Linderhof besuchen jedes Jahr zehntausende Menschen. Im Linderhof wurde neulich gefeiert, dass dort noch vor Edisons Glühbirnen-Erfindung elektrisches Licht installiert wurde – eine mal wieder kostspielige Idee Ludwigs, aber auch eine, die noch 125 Jahre nach seinem Tod in Erinnerung ist.

Quelle: fr-online.de