Meine Familiengeschichte: Sebastian’s Erfahrungsbericht, Teil I

Meine Familiengeschichte: Sebastian’s Erfahrungsbericht, Teil I

Zum Anfang der Woche haben wir direkt eine tolle und spannende Familiengeschichte, erzählt von unserem Nutzer Sebastian Gansauer. Aufgrund der Größe dieser Geschichte, habe ich zwei Teile verfasst. Morgen geht es um Sebastian’s amerikanische Verwandtschaft und seine Reise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Seid gespannt! Wir freuen uns natürlich schon heute über eure Meinungen und Kommentare!

Nun gebe ich das Wort an Sebastian weiter:

Gansauer? Klingt wie so ein Hobbitname aus Herr der Ringe.” Dieser Satz einer Kollegin vor mehreren Jahren war für mich mehr Kompliment als sie es vielleicht gemeint hatte, denn wie Tolkien sagte:

Überhaupt waren alle Hobbits sehr sippenbewußt und rechneten mit großer Sorgfalt ihre sämtlichen Verwandten zusammen. Sie zeichneten lange und ausführliche Stammbäume mit unzähligen Verzweigungen. Wenn man sich mit Hobbits befasst, ist es wichtig sich zu erinnern, wer mit wem verwandt war und in welchem Grade.
(J.R.R Tolkien, Herr der Ringe Band 1: Die Gefährten, S.22)

Und genau wie die Hobbits betreibe ich das Hobby nun auch schon mit Unterbrechungen seit meinem 17.Lebensjahr!

Vielleicht recht ungewöhnlich sich schon für seine Vorfahren zu interessieren, wenn man gerade mal der Pubertät entwachsen ist. Aber ich erinnere mich noch genau an das Schlüsselerlebnis:

Meine Familie war zwar insgesamt gesehen nicht sonderlich klein, doch wurde der Kontakt untereinander mit der Zeit immer weniger als die Bindeglieder, die die Familie zusammenhielten nach und nach starben. Damit hatte ich mich aber eigentlich abgefunden, da an eigenständige Vergrößerung der Familie mit 17 Jahren noch nicht zu denken war und man in diesem Alter eigentlich auch andere Interessen hat als die “bucklige Verwandtschaft” zusammenzuhalten.

Nun fand ich eines Abends im Arbeitszimmer meines Vaters ein Buch mit dem Titel “Meine Vorfahren” zusammen mit einem Wust alter Urkunden und einem Stammbaum in seiner nicht gerade druckreifen Handschrift. Mäßig interessiert verglich ich den handgeschriebenen Baum mit den Urkunden und war erstaunt, wie viel mein Vater da doch übersehen hatte. Hier konnte man noch die Eltern von XY herausfinden, dort sogar noch die Großeltern usw. usw. Bald war das DIN A3 Blatt nicht mehr ausreichend und ich war infiziert vom Fieber und wollte das Ganze fortführen. Vielleicht würde sich dann auch endlich herausstellen, woher mein Nachname kam. Auf die Tatsache, dass ich “ganz sauer” sei, wie meine Freunde manchmal scherzhaft behaupteten, wollte ich mich nun doch nicht beschränken lassen.

Meine engere Familie im Jahre 1980 - ich bin der Kleine im rot-weiß gestreiften Kaputzenjäckchen.

Meine engere Familie im Jahre 1980 - ich bin der Kleine im rot-weiß gestreiften Kaputzenjäckchen.

1980 - Meine Taufe

1980 - Meine Taufe

Ina – erster Erfolg: Einer meiner ersten Amtshandlungen als frischgebackener Familienforscher war ein Serienbrief. Wenn ich heute mit mehr Erfahrung zurückblicke, muss ich allerdings feststellen das es wirklich recht wahllos zuging, was ich da veranstaltet habe. Ich wollte alles auf einmal und das möglichst auch sofort. Geduld ist ja eine Tugend, die man erst lernen muss und ich bin meinen Eltern heute dankbar, dass sie mich mehrmals gebremst haben. Mein erster Serienbrief ging also an alle meine Namensvettern mit dem Namen Gansauer und deren “Abarten” Gansäuer und Ganseuer. Dank dem Jugendbonus war die Rückmeldung überwältigend und ich bekam viele Briefe mit Dankschreiben und gezeichneten Stammtafeln über die Familie. Da ich aber in meiner eigenen Gansauer-Linie erst bis zu meinem Ururgroßvater vorgedrungen war, konnte ich mit den meisten Namen nichts anfangen und der erhoffte schnelle Erfolg blieb aus. Bis zu jenem Abend als eine nette junge Frau anrief und sich mit den Worten meldete: “Hallo, hier ist Ina. Ich glaube wir sind verwandt”.

Kurz verglichen wir die Daten die uns zur Verfügung standen und siehe da, es stellte sich heraus, dass ich mit meiner Cousine 3.Grades telefonierte. Unsere Urgroßväter waren eineiige Zwillinge, wie wir später auf diversen Bildern noch herausfanden. So war meine Familie also wieder gewachsen.

Links: Heinrich Gansauer (Inas Urgroßvater ) Rechts: Wilhelm Gansauer (mein Urgroßvater) ca. 1950...

Links: Heinrich Gansauer (Inas Urgroßvater ) Rechts: Wilhelm Gansauer (mein Urgroßvater) ca. 1950...

...und ihre jeweiligen Urenkel Ina und Sebastian. Man sieht auch schon die Gemeinsamkeiten zu den Urgroßvätern. Prost!

...und ihre jeweiligen Urenkel Ina und Sebastian. Man sieht auch schon die Gemeinsamkeiten zu den Urgroßvätern. Prost!

Das 1.Gansauer Familientreffen: Einige Jahre später ( Ich hatte studienbedingt eine kleine Pause in der Ahnenforschung einlegen müssen ) lag bei meinen Eltern ein Brief im Briefkasten, in dem wir von einer Dame aus der Schweiz zu einem Gansauer-Familientreffen nach Wuppertal eingeladen wurden. Da die Dame nicht einmal Gansauer hieß, vermuteten wir sofort Abzocke der übelsten Art und sahen uns schon windigen Verkäufern gegenüber, die uns gefälschte Stammbäume und Familienchroniken für horrende Summen aufdrängen wollten. Skeptischer als mein Vater, wollte ich aber trotzdem zu diesem Treffen.

Wie sich später herausstellte, eine der besten Entscheidungen, die wir je getroffen haben, da auf diesem Familientreffen das Tor zu meinen Ahnen weit aufgestoßen wurde. Wir wurden herzlich von Gisela ( unserer Gastgeberin ) begrüßt, deren Mutter sich als eine geborene Ganseuer herausstellte. Überall lagen Stammbäume und Informationen zu den Gansauers und als Höhepunkt stellte uns ein Heimatforscher aus Windeck das Ortssippenbuch aus Rosbach vor, woher auch meine Vorfahren kamen. Als scheinbar einzig WIRKLICH interessierter hatte ich Stift und Papier mitgebracht und vergnügte mich den großen Teil des Nachmittags damit, die Linie meiner Vorfahren zurückzuverfolgen und mir Notizen zu machen. Hier fand ich auch die erste “Regionalberühmtheit” in meinem Stammbaum: Johann Monheim, Reformator des Niederrheins, erster Direktor des Görres-Gymnasiums in Düsseldorf und Verfasser des ersten protestantischen Katechismus. Da hätte man damals eine große Visitenkarte gebraucht. Mein Vater kaufte schließlich eine Kopie des Ortssippenbuches und das Wochenende war somit gerettet. Wir tauschten E-Mail-Adressen und Telefonnummern aus und versprachen einander uns bald wieder zu melden, denn immerhin war auch das neu entdeckte Verwandtschaft und da will man es sich ja nicht gleich wieder mit selbiger verderben.

Zuhause angekommen versuchte ich als erstes meinen Online-Stammbaum auf verwandt.de (dem MyHeritage-Vorgänger) wieder auf den neusten Stand zu bringen. Wie ich feststellte eine Sache die mich, Dank des neuen Buches, viele Tage kostete. Durch die vielen, vielen Gansauers die sich zwischen diesen Seiten tummelten, machten auch die Stammbäume und Aufstellungen, die ich vor einigen Jahren zugeschickt bekommen hatte mehr Sinn. Sofort bemühte ich mich, meine neue Schweizer Cousine Gisela an meinen Stammbaum anzuschließen, damit wir gemeinsam anfangen konnten unseren Stammbaum noch weiter wachsen zu lassen (außerdem musste ich so nicht die ganze Arbeit alleine machen).

Das mysteriöse Wappen der Familie Gansauer, wo keiner weiß wo es herkommt.

Das mysteriöse Wappen der Familie Gansauer, wo keiner weiß wo es herkommt.

Johann Monheim, der Reformator des Niederrheins und Schüler von Erasmus von Rotterdam.

Johann Monheim, der Reformator des Niederrheins und Schüler von Erasmus von Rotterdam.

Bemerkungen

Die E-Mail-Adresse wird privat gehalten und nicht angezeigt.

  • Ulrich Werner

    18. April 2011

    Da hat sich aber jemand viel Mühe gegeben, toll! Freue mich schon auf morgen.

  • Peter M.

    19. April 2011

    Interessante Geschichte, vor allem, dass Sebastian schon mit 17 Jahren sich für seine Ahnen interessiert hat. Unglaublich!

  • Svenja Müller

    19. April 2011

    Ich möchte Sebastian ganz herzlich für seine wunderbaren Entdeckungen und unserer Teilnahme an diesen bedanken! 🙂

  • Ursula Hundenborn

    30. Oktober 2011

    Hallo Sebastian,
    vielen Dank für Deinen Brief.Wir waren sehr verblüfft über Deine Bitte, aber auch gleichzeitig neugierig wer dieser Mensch ist. Aha, dachten auch Abzocke. Nach diversen Erkundigen im Internet freuen wir uns jetzt schon mit Dir plaudern zu können. Ja, mein Mann ist ein Hundenborn und kann sich auch noch an viele Dinge erinnern. Wir melden uns. Bis dahin Tschüss Klaus

  • Anna J

    21. Mai 2012

    Ich finds gut und habe mich in dem Alter auch schon für meine Vorfahren interessiert vor allem weil meine Urgroßtante damals nach Australien ausgewandert ist fand ichs total spannend :),..

  • Siegfried Nixdorf

    13. Januar 2013

    Ich bin zwar sehr viel älter und stehe am Ende des Lebens. Vor über 30 Jahren habe ich mit gleicher Erfahrung genau so begonnen, allerdings ohne Gedanken an Abzocke, sondern nur auf Suche nach Vorfahren. Niemand war an Mitarbeit interessiert, wollte aber später doch viel wissen (dann behielt ich meine Kenntnisse jedoch für mich), auch die eigene Familie hielt mich für „verrückt“ ob der vielen „vergeudeten Zeit“ und der Kosten für die Forschung. Ich habe nämlich herausgefunden, daß fast alle Jahrhunderte alten Kirchenbücher jetzt zentral in Archiven fotografisch erfaßt und für jedermann nach Anmeldung verfügbar sind. So bleiben mir viele Schreibereien, Bitten um Antwort, mögliche Fehler, eventuelle Gedächtnislücken usw. erspart, weil ich die Originale einsehen kann und dabei auch gleichzeitig verwandtschaftliche Verbindungen entdecke. Viel Spaß und Freude weiterhin!

  • Ernst-Friedrich Breuhaus

    31. Januar 2014

    Ich welchem Verwandtschaftsverhältnis stehst Du zu Walter Gansauer?

  • Marsch Karl Friedrich

    3. Juli 2015

    Wer sind eigentlich die Eltern von Anna Regina Dorothea Becker, oo mit Johannes Steinhauer, meinem Ur-Ur-Urgroßvater ?
    Ich stelle gerne meine Forschung kostenlos zur Verfügung.
    K. F. Marsch, Tel. 0221-6087179

  • Klaus-Dieter Westphal

    6. Mai 2016

    guten Tag,
    mein Name ist Klaus-Dieter Westphal und ich betreibe für meinen Namen auch eine Ahnenforschung bei Myheritage.
    Durch meine Forschung ist mein Stammbaum schon auf 1880 Namen angewachsenaus aller Welt.
    Kann mir jemand sagen wie ich mich und wo anmelden muss um an die Kirchenbücher ranzukommen?
    Ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür.
    Vielen Dank schon im voraus.
    K.Westphal

  • fps

    10. Mai 2016

    Hallo,
    das ist nicht so global zu beantworten.
    Evangelische Kirchenbücher (KB) werden derzeit nach und nach auf der Plattform Archion zur Verfügung gestellt. Das Lesen ist kostenpflichtig.
    Viele Pfarreien sind noch im Besitz von Kirchenbüchern – also gegebenenfalls dort nachfragen.
    Ferner unterhält jedes Bundesland ein Zentralregister, auch dort sind KB archiviert.
    KB aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten findet man im Zentralarchiv in Berlin; die meisten davon sollen demnächst über Archion zugänglich sein.
    KB aus Böhmen sind in diversen Internetplattformen kostenfrei zugänglich – wie alle tschechischen KB. Auch belgische KB kann man im Internet finden.
    Örtliche Genealogievereine in Deutschland haben es geschafft, KB aus einzelnen Pfarreien ins Internet zu stellen. Das ist aber nur sehr sporadisch gelungen. Es gibt Bistümer und (evang.) Landeskirchen, die sich gegen öffentlichen Zugang sperren.
    Wie die Situation in Österreich und in der Schweiz aussieht, weiß ich nicht – vielleicht kann jemand anderes dazu etwas aussagen.
    Und dann gibt es natürlich noch familysearch, die genealogische Organisation der LDS (Mormonen). Dort kann man online nach transkribierten Einträgen suchen bzw. auch direkt in zugänglichen Originalen. Und man kann sich dort KB-Verfilmungen bestellen und diese in einer genealogischen Forschungsstelle der LDS einsehen.
    Und sicherlich habe ich noch das eine oder andere vergessen. 😉
    Gruß, fps

  • Silvia Goltz

    27. Juni 2016

    Hallo,
    auch ich habe den Johann Monheim in meiner zahlreichen Vorväter-Schar sowie etliche andere (bekannte) Namen in der Windeck/Rosbacher Gegend.
    Daher ist mir auch der Name Gansauer geläufig. Vielleicht kommt man ja mal in Kontakt?
    Liebe Grüße von Ahnenforscherin zu Ahnenforscher.