Ein Blick ins Kirchenarchiv des Kirchenkreises Ostholstein

Ein Blick ins Kirchenarchiv des Kirchenkreises Ostholstein

Regale, Findbücher, Gemeindechroniken – in den Archiven des Kirchenkreises Ostholstein sind Geschichte und Geschichten von Kirchen und Gemeinden, über Persönlichkeiten und Ereignisse der heutigen Kirchenkreisbezirke Oldenburg und Eutin verwahrt. Das Zentralarchiv des Kirchenkreisbezirks Eutin in Gleschendorf ist seit 1997 unter der Obhut von Hans-Jürgen Voß. Der Kirchenarchivpfleger katalogisiert und ordnet die Bestände und macht sie – wie seine Kollegen im Archiv des Kirchenkreisbezirks Oldenburg in Neustadt i.H. – für Kirchengemeinden, Wissenschaftler und Familienforscher zugänglich. Das „Reich“ des Archivpflegers liegt im klimatisierten Kellergeschoss. Messgeräte überwachen rund um die Uhr Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Die Bestände sind empfindlich, Akten und Bücher sind zum Teil mehrere Hundert Jahre alt, die ältesten stammen aus dem 18. Jahrhundert. Bis ins Jahr 1597 reichen die ältesten Kirchenbucheinträge. Gesprochen wird hier nur mit gedämpfter Stimme, an den Arbeitstischen neben den Regalwänden blättern Besucher in kopierten Kirchenbüchern und Akten – auf der Suche nach Spuren ihrer Vorfahren oder mit wissenschaftlichem Auftrag.
Für private Recherchen ist das Archiv dreimal in der Woche, von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet„, sagt der Archivpfleger Voß, „eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.“ Jeder Besucher zahlt jeweils 5 Euro für die Nutzung, die Anfertigung einer Kopie kostet 40 Cent.

In Gleschendorf lagert das Archivgut des früheren Kirchenkreises und der Kirchengemeinde Eutin mit 222 Metern in Regalen samt den Findbüchern zu den 20 Kirchengemeinden, zählt Voß auf: „Die Kirchenbücher aus dem heutigen Kirchenkreisbezirk Eutin machen mit Registern allein 16 Regalmeter aus. Dazu kommen unter anderem 24 Chroniken, Dokumentationen zu den Unterlagen der Kirchengemeinden und des Kirchenkreises, die frühere Schulbibliothek Ratekau, historische Zeitungen sowie Filme, Fotos und Dias.
Pensionär Voß hatte seit 1994 zunächst gemeinsam mit seinem Vorgänger Bruno Röwe die Bestände des Zentralarchivs des damaligen Kirchenkreises Eutin betreut, bis er drei Jahre später dessen Amt als Archivpfleger übernahm. „Genau 134 Besucher haben allein 2010 das Zentralarchiv des Kirchenkreises für Familienforschungen sowie in einigen Fällen auch für wissenschaftliche Arbeiten und Heimatkunde genutzt“, sagt er. Darüber hinaus hat Voß im vorigen Jahr 78 schriftliche Anfragen bearbeitet.
Bis 1860, so schildert er, sei das Archivgut im Landratsamt Eutin eingelagert. Danach kam es nach Schleswig, wo es bis 1919 aufbewahrt wurde. Nach der Trennung von Kirche und Staat wurden die Kirchenakten an die kirchliche Verwaltung übergeben und in der Eutiner Schlossstraße eingelagert. „Spezielle Personenakten für Adlige, zum Beispiel den Fürstbischof, sind im Staatsarchiv in Oldenburg, Niedersachsen.
1945 seien die älteren Akten an das Landesarchiv in Schleswig übergeben worden, berichtet Hans-Jürgen Voß. Ab 1965 begann man damit, das jüngere Archivgut aus der von 1938 bis 1977 bestehenden Landeskirche Eutin im Keller des Pastorats Gleschendorf einzulagern: „Mehrere Akten und Vorgänge – darunter eine Akte aus dem Jahre 1666 – bleiben nach wie vor im Landesarchiv in Schleswig eingestellt.“ Schließlich gingen die Bestände der Landeskirche Eutin 1977 in das Archiv der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche über.
Das Archivgut der Kirchengemeinden blieb jedoch in Gleschendorf. Die Akten des Kirchenkreises Eutin und später des Kirchenkreisbezirks Eutin werden seit 1977 regelmäßig eingelagert und verzeichnet. 1981 wurde das Gleschendorfer Archiv durch einen Anbau erweitert, 1985 bekam es den Rang eines Zentralarchivs.
Die Bestände aus den Kirchengemeinden des ehemaligen Kirchenkreises und des heutigen Kirchenkreisbezirks Oldenburg werden in Neustadt in Holstein verwaltet – vom langjährigen Archivpfleger Jürgen Hering, dem früheren Verwaltungsleiter für den Kirchenkreis Oldenburg, und Andreas Schmütz.

Quelle: Der Reporter Bild: Flickr