Die schrägsten Berufe der Geschichte

Die schrägsten Berufe der Geschichte

Heute möchte ich euch einige Berufe vorstellen, die im Laufe der Geschichte verschwunden oder sehr selten geworden sind, aber gerade in der Ahnenforschung auftauchen können. Im Laufe der Geschichte entwickelten sich viele Berufe, die wieder verschwanden, bedingt durch die industrielle Revolution oder andere geschichtliche Ereignisse.

Hier erfahrt ihr, was hinter so interessanten Berufsbezeichnungen wie Abtrittanbieter oder Kaffeeriecher steht:

Abtrittanbieter: Männer und Frauen, die (bis ins 18. Jahrhundert) in Städten umherliefen mit zwei Eimern, auf denen Passanten ihr kleines oder großes Geschäft verrichten konnten. Ein weiter Umhang schützte vor Blicken anderer.

Kaffeeriecher: Kriegsveteranen, die im Auftrag Friedrichs des Großen in Preußen illegal gerösteten Kaffee am Geruch aufspüren (ungeröstete Kaffeebohnen duften nicht nicht verwendet werden).

Fischbeinreißer: Zerlegten und reinigten in Hafenstädten (bis Anfang des 20. Jahrhunderts) die Barten von Walfischen, aus denen Korsett- und Reifrockgestänge, Fächerstäbe und Sonnensschirme gefertigt wurden.

Urinwäscher: Sammelten (schon im alten Ägypten und Rom) Urin zum Wäschewaschen (wegen der Reinigungskraft des Ammoniak im Urin), später auch zum Färben von Stoff und Wolle (in England bis 1935 üblich).

Ameisler: Waldarbeiter, die Ameisenpuppen (bis zu 5 Kilogramm täglich) sammelten und trockneten, um sie als Vogelfutter und (mit Alkohol versetzt) als Liebestrank zu verkaufen (in Niederösterreich bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts).

Wagner: auch Stellmacher genannt, waren die Autobauer und KfZ-Mechaniker des Mittelalters. Sie stellten Räder, Wagen und Kutschen her und reparierten diese auch bei Bedarf in ihrer Stellmacherei. Später waren sie hauptsächlich in landwirtschaftlichen Betrieben tätig und mussten die Erntemaschinen instand halten. In den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der DDR gab es sogar noch bis zur Wende 1989 Stellmacher.

Kupferstecher: Während sich heute nur noch wenige Künstler so bezeichnen würden, war Kupferstecher früher ein verbreiteter Beruf. Bis zur Erfindung der Lithografie im 19. Jahrhundert war der Kupferstich das gängige Illustrationsmittel. Kupferstecher waren bis dahin in Malerwerkstätten und Verlagshäusern beschäftigt, um Gemälde oder Schriftstücke zu vervielfältigen. Der Begriff „mein alter Freund und Kupferstecher“ für eine Person, der man misstraut, geht übrigens darauf zurück, dass Geldfälscher gute Kupferstecher sein mussten.

Köhler: stellen seit Jahrhunderten Holzkohle aus Holz her. Dabei müssen Sie über Tage hinweg das Holz mit besonderen Glutöfen bei Temperaturen zwischen 300 und 350 Grad verkohlen. Die Köhler dürfen den Ofen in dieser Zeit nicht verlassen, um die Temperatur konstant zu halten. Deshalb sind sie permanent Ruß, Qualm und Schmutz ausgesetzt. Ein saudreckiger Job, der in Europa aber heute fast ausgestorben ist.

Türmer: In Zeiten, als noch Barbaren und Räuberbanden durchs Land zogen, um Städte zu plündern, waren Türmer unverzichtbar. Auch Turmwächter genannt, hielten sie nachts auf dem höchsten Turm der Stadt Ausschau und warnten die Einwohner lautstark vor drohenden Gefahren. Meist waren sie in Personalunion auch die obersten Brandwächter.

Die Beschreibung dieser Berufe könnt Ihr in dem Buch nachlesen: „Von Kaffeeriechern, Abtrittanbietern und Fischbeinreißern“ vom M. Vieser und I. Schautz, Bertelsmann Verlag, 19,99 Euro.

Quelle: Bild Foto: Bertelsmann

Bemerkungen

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  • Bertram

    18. November 2010

    Liebe Grüße an die Autorin,

    gefällt mir sehr, wirklich interessant welche Berufe es früher gab. Und die Namen scheinen nach Ihren Erklärungen so logisch. Vielen Dank, Bertram

  • Andreas

    21. November 2010

    Zu Köhlern kann man noch ergänzen, daß Sie chronisch dem Atemgift Kohlenmonoxid ausgesetzt waren, das daneben Föten schädigt und Depressionen verursacht. Sie lebten im Wald und kamen wohl nur wenige Male im Jahr ins nächste Dorf, um ihre Holzkohle zu verkaufen (wenn sie sich bei der Herstellung nicht selbst entzündet hatte, weil der Köhler eingeschlafen oder ohnmächtig geworden war.) Wahrlich ein mieser Job!

  • Meike Schuler-Haas

    25. November 2010

    Vielen Dank für die näheren Infos zu den Köhlern, Andreas.

  • clarkHH

    26. November 2010

    Es gab noch mehr: Affengießer! Hört sich doch lustig an?

    Es gibt noch mehr: Studium „summa cum laude“ abgeschlosen und nun im „Prekariat“ so die Mutter voller Stolz. Eine neue soziale Schicht. Wisst Ihr’s? Die Mutter wußte es nicht. Auf Nachfrage erläuterte sie dann, daß ihr Sohn einstweilen Taxi fahre.

  • Meike Schuler-Haas

    26. November 2010

    @clarkHH das Prekariat ist ja eher eine neuere Wortschöpfung, obwohl die Zahl der ungeschützten Arbeitenden und Arbeitslosen auch im Mittelalter groß war.

  • clarkHH

    26. November 2010

    @Meike noch ein paar Oldies?

    Bärschneider => Schweinekastrierer,
    Kotzmacher => stellte Loden u. wetterfeste Stoffe her,
    und noch ein ganz toller Begriff „Unzüchter“ betrieb nicht etwa Unzucht, sondern eher ein Gerichtsherr der Leute wegen begangenen Unrechts verurteilte, Unrecht damals => Unzucht.

  • Meike Schuler-Haas

    26. November 2010

    @ClarkHH der Unzüchter hat mir besonders gut gefallen, Klasse!