Das Interview mit Dirk, den ich durch die Familienforschung recht gut kenne, gefällt mir auch sehr gut. Es vermittelt wirklich einen umfassenden Blick hinter die Kulissen.


Dirk Peters ist 44 Jahre alt, Familienvater und arbeitet im täglichen Leben als Bauingenieur. Als Ausgleich zum täglichen Stress betreibt er Hobby Familienforschung und ist Mitglied in der AMF, beim Herold, bei Compgen und der Brandenburgischen Genealogischen Gesellschaft „Roter Adler“ e. V., im Gegensatz zu den drei anderen ein junger Verein, zu dessen Gründungsmitgliedern und Vorstand Dirk Peters gehört. Unter dirkpeters.net findet man außerdem viel Interessantes Material.
MH: Wie ist Ihr Interesse für Ahnenforschung entstanden? Und was fasziniert sie daran?
DP: Für Geschichte habe ich mich schon immer interessiert, dann zeigte mir meine Großmutter etwa 1991 ihren Ahnenpass. Die Namen, die darin vorkamen, wie v. Schmettow, Finck v. Finckenstein und v. Richthofen, weckten mein Interesse, da sie in der deutschen Geschichte durchaus bekannt waren. Danach sammelte ich im Rest der Familie noch ähnliche Unterlagen, so dass nach relativ kurzer Zeit die Ahnenreihen bis 1800 – 1830 fast komplett waren. Danach war erst mal Schluss, da ich nicht weiter wußte, es gab noch kein Internet und der Buchbestand der Potsdamer Bibliothek zum Thema war nicht sehr umfangreich.
Das änderte sich erst Ende der 90er Jahre, als ich durch Zufall im Antiquariat über einige Bücher stolperte, die mich im Bereich der adligen Vorfahren nach vorn brachten. Den wahren Schub brachte aber erst das Internet, denn jetzt lernte ich erst die große Masse der Quellen kennen und die Wege, sie zu erschließen.
Faszinierend an der Ahnenforschung ist für mich neben dem reinen Sammeln von Vorfahren vor allem das geschichtliche Umfeld der gefundenen Personen und die verschiedenen Verbindungen untereinander!
MH: Bis ins wievielte Jahrhundert reicht Ihre Ahnenforschung und was war Ihr schönstes Ahnenforschungs-Erlebnis?
DP: Aufgrund der adligen Vorfahren meiner Großmutter komme ich hier relativ gesichert bis ins Mittelalter, auch dank der Vorarbeit vieler anderer Forscher, die ihre Ergebnisse in der vielältigen Literatur veröffentlichten. In den bürgerlichen Linien bin ich durchschnittlich bis ins 18. Jahrhundert zurück. Hier ist die Forschung etwas schwieriger, da mir einfach die Zeit fehlt, mich in den Archiven herumzutreiben. Ein schönstes Erlebnis an sich gab es bisher nicht, ich freue mich über jede Ergänzung, am meisten natürlich bei den bürgerlichen Vorfahren, da hier die Suche schwieriger ist. So verhalf mir die Zuarbeit eines anderen Forschers kürzlich zu einer stattlichen Anzahl von Vorfahren meiner Ehefrau, inklusive ein wenig Hintergrundinformationen.
MH: Ihre Webseite dirkpeters.net ist bei Ahnenforschern sehr beliebt. Wann ist die Seite entstanden und wie sind Sie dazu gekommen?
DP: Die Seite gibt es in unterschiedlicher Form schon seit einigen Jahren. Angefangen hat alles mit einer einfachen Seite mit von PAF erstellten Inhalten. Die Datenbank hatte ich damals noch bei Rootsweb eingestellt. Die Webseite plätscherte dann einige Jahre so vor sich hin, bis ich während eines längeren Aufenthaltes im Ausland die abendliche freie Zeit nutzte, um mich näher damit zu befassen. In den letzten zwei Jahren wuchs die Seite dann zu dem, was sie jetzt ist: Blog, Forum, Datenbank und Wiki.
MH: Welche Tipps würden Sie jungen Ahnenforschern geben?
DP: Im Geben von Tipps bin ich nicht sehr gut. Das wichtigste ist das Sammeln und Sichern der Informationen in der eigenen Familie, da hier die meisten Unterlagen im Laufe der Zeit vernichtet werden. Ich möchte nicht wirklich wissen, wieviel Kilometer Akten und Unterlagen jedes Jahr aus Unachtsamkeit und Unverständnis von Hinterbliebenen entsorgt werden.
Daneben ist das Notieren der Quellen zu jeder Information unheimlich wichtig, um die Informationen jederzeit reproduzieren zu können. Ich weiß wovon ich rede, vor einigen Jahren verschwanden alle Quellenangaben in meiner Datenbank aufgrund eines Softwarewechsels. Heute muss ich bei vielen Angaben diese Quellen wieder zusammensuchen.
Ein nicht unwichtiger Hinweis betrifft auch die Zusammenarbeit. Gerade im Bereich der Familienforschung ist es wichtig, die Zusammenarbeit mit anderen Forschern zu suchen, sei es in Vereinen, Foren, Mailinglisten o. ä. Hierbei solle aber nicht nur nach Informationen gesucht, sondern auch Hilfe gegeben werden, wenn dies möglich ist. Zudem sollte Jeder versuchen seine Ergebnisse irgendwo zu veröffentlichen. Das Internet bietet hier die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Gerade auf diesem Weg finden junge Forscher Informationen und Anregungen und man kommt oft selber zu Ergänzungen. Meiner Meinung nach ist es zwar oft wünschenswert, aber nicht unbedingt notwendig jeden Seitenbesitzer zu informieren, wenn man nur in eigenen Veröffentlichungen die Quelle angibt, schließlich schreibt man auch nicht jedem Buchautor.
Als letztes kann ich nur jedem raten, nicht gleich bei jedem toten Punkt aufzugeben, manchmal muss man nur einfach warten können, damit sich ein Problem löst.
Wir danken Dirk Peters ganz herzlich für seine Teilnahme in unserer Interviewreihe und hoffen, dass euch das Interview gefallen hat.
Timo Kracke
12. August 2010
Nettes Interview. Es hat mir Spaß gemacht etwas mehr über Dirk, den ich ja schon einige Zeit vom Genealogie-Bloggen kennen, zu lesen :))
Gruss Timo!