Servus und Moin Moin: Regionale Unterschiede in Deutschland

Servus und Moin Moin: Regionale Unterschiede in Deutschland

Man muss gar nicht weit reisen, um festzustellen, dass wir alle durch unsere Herkunft geprägt sind. Ein Blick genügt, um die kleinen und größeren regionalen Unterschiede bereits in Deutschland ausfindig zu machen. Ob wir aus dem Norden oder Süden des Landes stammen, in der Mitte Deutschlands leben oder in den östlichen Bundesländern zu Hause sind: Jede Region hat ihre eigene Mundart und besondere Gepflogenheiten. Ein paar davon möchten wir Ihnen hier vorstellen.

Innerhalb Deutschlands ticken die Uhren anders

Zu einem der wesentlichen Unterschiede in Deutschland zählt die Angabe der Uhrzeit. So gibt es die Variante, bei der die vergangene Viertelstunde der vorhergegangenen vollen Stunde hinzugefügt wird, wie es in Norddeutschland und weiten Teilen Westdeutschlands der Fall ist. Angenommen, die Uhr zeigt 20:15 Uhr, dann sagen die Menschen im nördlichen und westlichen Teil Deutschlands „Viertel nach Acht“. In Bayern und Ostdeutschland ist diese Uhrzeit hingegen als „Viertel Neun“ bekannt. Hier wird die vergangene Viertelstunde an die kommende volle Stunde angehängt. Es ist also kein Wunder, dass es hier immer wieder zu zeitlichen Missverständnissen zwischen Ost- und West- oder Nord- und Süddeutschland kommt.

Wie sagt man die Uhrzeit in Bayern?

Die Bayerische Mundart macht terminliche Absprachen nicht unbedingt leichter. Zeitangaben in Bayern werden ohne „Uhr“ angegeben, als Ersatz wird die Endung „-e“ angefügt. Es heißt: „Um halbe Achte“, „Dreiviertel Sieme“ oder aber „Viertel Sechse“.

Die Religionszugehörigkeit innerhalb Deutschlands

Katholisch oder evangelisch? 25 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung sind Katholiken, 23 Prozent Evangelen und 44 Prozent haben keine Religionszugehörigkeit (Stand 31.12.2022). Gerade bei der Glaubensfrage lassen sich typische Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland erkennen. So ist allgemein bekannt, dass es im Süden mehr katholische sowie im Norden mehr evangelische Kirchenmitglieder gibt. Im Saarland (54,6 %), in Bayern (46,9 %), Rheinland-Pfalz (38,7 %) und Nordrhein-Westfalen (36,3 %) ist der Katholizismus stark verbreitet. Im Norden leben hingegen deutlich weniger Katholiken. In Mecklenburg-Vorpommern sind es 3,4 Prozent der Bevölkerung, in Schleswig-Holstein 5,9 Prozent. Die meisten evangelischen Kirchenmitglieder finden wir wiederum im Norden: 42,2 Prozent der Bevölkerung in Schleswig-Holstein, 41,1 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 30,8 Prozent in Bremen. (Quelle: Forschungsgruppe Weltanschauung in Deutschland)

Warum gibt es diesen religiösen Unterschied in Deutschland?

Ein kleiner Geschichtsexkurs: Im Jahr 1530 wurde, resultierend aus der Reformation Martin Luthers, die lutherische Kirche gegründet und somit die Abspaltung von der katholischen Kirche besiegelt. Die Reformation spaltet nicht nur die Kirche, sondern auch das Reich. Es kommt zum Krieg zwischen den Protestanten, die im Norden und Osten ansässig sind und den Katholiken, die im Westen und Süden leben. Erst im Jahr 1555 einigen sich die beiden Lager mit dem Augsburger Religionsfrieden. Hier entstand der Leitsatz: „Cuius regio, eius religio“, was so viel heißt wie „Wessen Land, dessen Religion“. Der jeweilige Fürst gab fortan die Religion in seinem Herrschaftsgebiet an. Noch heute lässt sich die Grenze zwischen dem protestantisch geprägten Norden und Osten sowie dem katholischen Süden und Westen erkennen.

Heute wird außerdem ein weiterer Unterschied in Deutschland sichtbar. So fällt der große Anteil an Menschen in Ostdeutschland auf, die keiner Konfession angehören. Erklärung hierfür ist die atheistisch geprägte Staatsform der ehemaligen DDR.

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So begrüßt und verabschiedet man sich in Deutschland

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Während „Hallo“ und „Guten Tag“, überall in Deutschland geläufig sind, verrät ein knappes Moin die nordische Herkunft, die Grußworte „Pfiati“ (behüte dich) oder „Griaß di“ verorten eine Person direkt in den Süden des Landes. Besondere Ausdrücke und die jeweilige Mundart zeigen ganz klar die regionalen Unterschiede in Deutschland auf. Aber auch bei der allgemein gängigen Grußformel „Guten Tag“ gibt es regionale Gepflogenheiten: Tach ist in Nord- und Ostdeutschland und auch in Nordrhein-Westfalen geläufig, Guude hört man häufig im nördlichen Rheinland-Pfalz, Hessen und Rheinhessen. Im Osten des Landes wird gern auch ein “Juten Tach“ oder „Tachchen“ angestimmt.

Im Norden ist „Moin“ zu jeder Tages- und Nachtzeit die richtige Grußformel. Häufig wird das Moin für eine Kurzform von „Guten Morgen“ gehalten. Wahrscheinlich stammt dieser Ausdruck aber aus dem Friesischen. Hier bedeutet „moi“ so viel wie „schön“, „gut“ oder „angenehm“. Was dem Nordlicht sein Moin ist dem Bayern das Servus, denn es kann ebenso zu jeder Zeit verwendet werden. Das Wort stammt aus dem Lateinischen (der Sklave, der Knecht) und bedeutet „ich bin dein Diener“ oder „zu Diensten“. Im Süden wird zur Begrüßung zudem häufig die Segensformel „Grüß Gott“ verwendet. Werden mehrere Personen angesprochen, wird gern ein „midanan“ (miteinander) oder „zamme“ (zusammen) angehängt.

Bei der Verabschiedung sind „Tschüss“ oder „Auf Wiedersehen“, im Süden „Auf Wiederschaun“, im allgemeinen Sprachgebrauch verankert. Was man nicht unbedingt vermuten würde: Das Abschiedswort Tschüss hat seinen Ursprung in den romanischen Sprachen. Das französische Adieu wurde im Niederdeutschen zu Adjüüs. Woraus es sich im Hochdeutschen zum Tschüss entwickelt hat. Heute existieren eine Reihe von regionalen Nebenvarianten: Was dem Rheinländer sein Tschöö, ist dem Schwaben sein Tschüssle sowie dem Ostdeutschen sein Tschüssi, Tschüssikowski oder Tschüsschen. Übrigens, das sudwestdeutsche Ade oder Adele stammt ebenfalls von dem romanischen Wort „Adieu“ ab. Dem Tschüss ähnlich klingt die Verabschiedung Tschau, die sich wiederum aus dem italienischen „Ciao“ herleiten lässt.

Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Verabschiedungen in Deutschland, die nicht unbedingt regionale Unterschiede aufweisen. Dazu gehören: Bis bald, mach’s gut, einen schönen Tag noch, man sieht sich, Mahlzeit und viele andere mehr.

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Unterschiede in Deutschland: Beim Essen scheiden sich die Geister

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In Deutschland sprechen wir zwar eine Sprache, aber wenn es um die Kulinarik geht, dann finden sich schnell typische Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland, dem Osten sowie dem Westen. Ein gern genommenes Beispiel ist eine aus Hack geformte und in der Pfanne gebratene Spezialität des Landes. Wenn in Norddeutschland von der Frikadelle, im Osten von der Bulette, im Schwabenland vom Fleischküchle oder in Bayern vom Fleischpflanzerl die Rede ist, meinen natürlich alle dasselbe. Ebenso verhält es sich mit dem Brathähnchen oder Grillhähnchen, wie es im Nordwesten und Westen Deutschlands genannt wird. Im Osten sprechen wir vom Broiler, im Elsass heißt es Poulet und im Süden Deutschlands Hendl.

Auch beim Brötchen lassen sich schnell sprachliche Unterschiede in Deutschland festmachen. Was im Norden und Westen das Brötchen, ist in Berlin die Schrippe, in Bayern und einigen Teilen Sachsens und Thüringens die Semmel sowie in Baden, im Schwäbischen und im Elsass das Weckle. Neben Brot steht in Deutschland das Bier hoch im Kurs – und natürlich gibt es auch hierbei wesentliche regionale Unterschiede: Im Norden und in der Mitte Deutschlands wird gern Pils getrunken, der Süden bevorzugt Lager sowie Weißbier, das Altbier schmeckt am Niederrhein und in Westfalen, in Sachsen und Thüringen wird gern Schwarzbier konsumiert. Zum Bier schmeckt dem Bayer seine Weißwurst, dem Ostdeutschen die Bratwurst, im Westen wird Schinken gereicht und im Norden passt die Mettwurst immer auf den Speiseplan. In diesem Sinne: Prost Mahlzeit, wohl bekomm’s und einen guten Appetit.

Bemerkungen

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  • FS

    Folko Stank

    19. Dezember 2023

    In Norddeutschland dmsagt man Moin, nicht Moin Moin. Der das sagt ist ein Sabbelmors! Moin Moin sagen nur Touristen und Süd-Dänen!