

Nach Christi Himmelfahrt und Pfingsten begehen wir den nächsten Feiertag innerhalb von drei Wochen: Fronleichnam. Dieses katholische Fest wird in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Saarland, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gefeiert. In Sachsen und Thüringen gibt es in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung eine Sonderregelung. In den sorbischen Regionen Sachsens und im thüringischen Landkreis Eichsfeld, in den Eichsfelder Ortschaften des Unstrut-Hainich-Kreises und in Teilen des Wartburgkreises ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. In der Schweiz ist Fronleichnam regional ein gesetzlicher Feiertag in den überwiegend katholisch bevölkerten Kantonen. In ganz Österreich und Liechtenstein ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. In Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg ist Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag, das Fest wird dort am ersten Sonntag nach dem Fronleichnamstag nachgefeiert.

Fronleichnamsprozession im Jahr 1936 im Schweizer Kanton Schwyz (Foto verbessert und koloriert mit MyHeritage). Quelle: Kloster Einsiedeln
Das Fronleichnamsfest – auch „Fest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi“ – ist ein Hochfest der katholischen Kirche, mit dem die Gegenwart Jesu Christi gefeiert wird. Fronleichnam ist immer 60 Tage nach Ostern und zehn Tage nach Pfingsten, immer an einem Donnerstag. Der Name, abgeleitet vom althochdeutschen „vrone-lichnam“, bedeutet übersetzt so viel wie „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“.
Bei der Fronleichnamsprozession wird traditionell eine geweihte Hostie, die den Leib Jesu repräsentiert, in einer Monstranz unter einem Baldachin von einem Priester getragen. Eine Monstranz ist ein kostbares, mit Gold und oft auch mit Edelsteinen gestaltetes Schaugerät mit einem Fenster, in dem eine Hostie bei Gottesdiensten und Prozessionen in der römisch-katholischen Kirche zur Verehrung und Anbetung feierlich gezeigt wird. Vor dem Priester werden Fahnen und Kreuze getragen. Dahinter folgen Ministranten, Geistliche, Kommunionkinder und die Gläubigen. Entlang des Zuges werden die Anfänge aller vier Evangelien gelesen.

Fronleichnamsprozession im Jahr 1955 im Enzkreis in Baden-Württemberg (Foto verbessert und koloriert mit MyHeritage) Quelle: Musikverein Neuhausen
In einigen Gemeinden schmücken die Katholikinnen und Katholiken die Straßen festlich und verzieren sie mit Blumen. Das Schmücken ganzer Straßenzüge (in Österreich vor allem mit Birkenzweigen) für die Prozession ist bis heute verbreitet. Vielerorts werden zusätzlich zu den Prozessionsfähnchen am Wegesrand traditionell auch Bilder, Ornamente und Schriften aus vielen einzelnen Blütenteilen als Blumenteppich vor Stationsaltäre und auf den Prozessionsweg gelegt.
![Katholische Sorben nehmen in der Lausitz an einer Prozession zum Fronleichnamsfest teil]](https://blog.myheritage.de/wp-content/uploads/sites/3/Nr6_Fronleichnam_Lausitz-839x472.jpg)
Katholische Sorben nehmen in der Lausitz an einer Prozession zum Fronleichnamsfest teil]. Quelle: epd / Matthias Rietschel
Im Mainzer Dom gibt es mit dem Mainzer Segen am Fronleichnamsfest eine Besonderheit. Bereits zu Beginn des Abendgebetes wird der Segen mit der Monstranz gespendet und zum Abschluss ein weiteres Mal. Im späten Mittelalter gab es geistliche Prozessionsspiele, die zu Fronleichnam aufgeführt wurden. Dabei nahm man als Inhalt der Spiele auch Gespräche der Apostel und Propheten oder Bilder aus der Heilsgeschichte. Die Spiele entstanden in England im 14. Jahrhundert, das älteste im deutschen Sprachraum nachzuweisende Spiel fand 1391 in Tirol statt. Spätere Spielorte sind Bozen (norditalienische Provinz Südtirol), Künzelsau (fränkisch geprägter Nordosten Baden-Württembergs) und Freiburg im Breisgau.
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