Älteste originale Königsurkunde Deutschlands

Älteste originale Königsurkunde Deutschlands

Im hessischen Staatsarchiv in Marburg wird diese 1250 Jahre alte Urkunde gehütet, zusammen mit vielen anderen wertvollen Schriftstücken.Königsurkunde

Der fränkische König Pippin III. (714 – 768), Vater von Karl dem Großen, schenkte das Hofgut Deiningen an das damals noch junge Kloster Fulda, das von Bonifatius gegründet wurde. Bonifatius verbreitete das Christentum in Hessen und Thüringen und stand in enger Verbindung zum Königshaus.

Normalerweise ist die Urkunde nur Wissenschaftlern unter Aufsicht zugänglich. Gehütet wird das Juwel aus Pergament wie ein Schatz von Edelsteinen. Die Urkunde wird unter speziellen Bedingungen aufbewahrt, um sie zu schützen.

Das Schriftstück ist trotz seiner 1250 Jahre in einem bemerkenswert guten Zustand, zum einen durch die sorgsame Lagerung in der Neuzeit und zum anderen hatten schon die Archivare früherer Zeiten Methoden entwickelt, um Dokumente zu schützen. Es besteht aus Pergament, das äußerst robust ist gegenüber Witterungseinflüssen.

Früher wurde die Urkunde im Stiftsarchiv in Fulda aufbewahrt, nach Auflösung des Klosters kam es 1872 nach Marburg.

Im 8. Jahrhundert beherrschten nur wenige das Schreiben, auch Pippin III. konnte nicht schreiben, seine Unterschrift waren Kreuz und Punkt, so bekam die Urkunde ihre Rechtskräftigkeit. Die Schrift erscheint ungelenk und in schlechtem Latein. Die Urkunde ist aufwändig geschmückt, sie musste vor allem visuell wirken, aufgrund der Tatsache, dass die meisten Menschen dieser Zeit eben nicht Lesen oder Schreiben konnten. Leider ging das Siegel der Urkunde im Laufe der Jahrhunderte verloren.

Das hessische Staatsarchiv zählt mit 120.000 Dokumenten zu den größten Urkundenarchiven nördlich der Alpen. In Regalen von insgesamt mehreren hundert Metern Länge lagern die Zeugnisse vergangener Jahrhunderte in für Urkunden eingerichteten und klimatisierten Räumen. Die Zeitspanne, aus der die Stücke stammen, erstreckt sich von der Mitte des achten bis ins späte 19. Jahrhundert. Dazu zählen Urkunden der zur Zeit des Bonifatius gegründeten Reichsabtei Hersfeld, das Archiv der Landgrafen von Hessen, Unterlagen vom Sitz des Deutschen Ordens in Marburg oder historische Dokumente ehemaliger hessischer Grafschaften. Von besonderer Bedeutung ist der Nachlass aus dem Stiftsarchiv Fulda: Neben der Pippin-Urkunde umfasst die Sammlung Dutzende Königs-, Kaiser- und Papsturkunden aus mehreren Jahrhunderten, darunter auch die Bestätigung der Pippin-Schenkung durch Kaiser Heinrich III. von 1056. Neben dem bayerischen Hauptstaatsarchiv in München verwahrt das Staatsarchiv Marburg die meisten Königs- und Kaiserurkunden in Deutschland.

Auch für Ahnenforscher bietet das Staatsarchiv viele Möglichkeiten zur Forschung. Über die Recherchedatenbank HADIS kann man nach verschiedenen Suchkriterien die Archive durchsuchen.

http://www.staatsarchiv-marburg.hessen.de/

(Bild dpa)