Alle Interviews sind bis jetzt sehr interessant gewesen, aber dieses hier mit Frau Wermes hat mir am Besten gefallen. Freue mich schon auf die nächste Sendung im MDR. Kann ich jedem Familienfreund nur empfehlen. Freundliche Grüße


Interview mit Martina Wermes
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von Silvia ·
- 25. Februar 2011
- · Tipps und Tricks
Für unser heutigen Blogpost haben wir ein Interview mit Frau Martina Wermes geführt. Frau Wermes ist verheiratet, hat zwei Kinder und ein Enkelkind. Sie ist seit über 20 Jahren als Archivarin in der Deutschen Zentralstelle für Genealogie, einer angegliederten Einrichtung im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig tätig und beschäftigt sich daher jeden Tag mit der Genealogie anderer Menschen im gesamten deutschsprachigen Gebiet.
Gleichzeitig ist sie auch die Vorsitzende der Leipziger Genealogischen Gesellschaft e V. und sorgt in dieser Eigenschaft seit nunmehr 6 Jahren für ein interessantes und abwechslungsreiches Vortrags- und Ausflugsprogramm. Weiterhin gibt sie regelmäßig an der Volkshochschule Leipzig Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene in Sachen Genealogie und historische Hilfswissenschaften. Sie ist auf jeden Fall die gute Fee der Ahnenforscher!
MH: Frau Wermes, wie ist Ihr Interesse für Ahnenforschung entstanden? Und was fasziniert sie daran?
MW: Während meines Hochschulstudiums an der Humboldt-Universität zu Berlin wurden uns im Archivarsstudium besonders die historischen Hilfswissenschaften nahe gebracht. Nach entsprechenden Praktika in der Zentralstelle für Genealogie entschied ich mich 1982, dort meine berufliche Entwicklung fortzusetzen und das Gelernte zum Nutzen vieler Anfragender einzubringen. Durch zahlreiche Vorträge im In- und Ausland, bei verschiedenen genealogischen Vereinen, auf Tagungen und Kongressen habe ich versucht, nicht nur die genealogischen Sammlungen der Zentralstelle für Genealogie bekannt zu machen, sondern auch die Community der Genealogen auf die Fülle von archivalischen Quellen hinzuweisen, die man für seine Familiengeschichte nutzbringend auswerten kann und sollte. Dabei ging es mir stets auch darum, die Wissenschaftlichkeit des genealogischen Arbeitens hervorzuheben und dafür zu sorgen, dass die Familienforscher nicht jedes Mal „das Fahrrad neu erfinden“.
MH: Arbeiten Sie an Ihrem Stammbaum gemeinsam mit Familienangehörigen oder alleine.
MW: Bis 2010 hat sich mein Schwiegervater, Prof. Dr. Hans Wermes, für die Familienchronik engagiert und ich habe ab und an zugearbeitet. Seit seinem Tod im vergangenen Jahr habe ich das Zepter übernommen und werde seine begonnenen Arbeiten fortführen.
MH: Was haben Sie über Ihre Familiengeschichte spannendes herausgefunden?
MW: Wir fanden heraus, dass wohl alle heutigen Namensträger Wermes zu einer großen Sippe gehören, die sich, aus dem Emsland kommend, über Hannover ins Sächsische verbreitete und protestantisch war und zu der ein anderer, katholischer Zweig gehörte, der in Richtung Rheinland zog.
MH: Bis ins wievielte Jahrhundert reicht Ihre Ahnenforschung und was war Ihr schönstes Ahnenforschungs-Erlebnis?
MW: Die Familiengeschichte Wermes endet leider noch mit Philipp Wermes, geboren Ende 1790 in Gent in Flandern, einem Kavalleristen unter Napoleon I, der in Spanien kämpfte und dann in englische Gefangenschaft geriet. In England musste er in die Englisch-Deutsche Legion eintreten. Mit Major Brown ging er nach Hannover, das damals noch zu England gehörte. Als Bereiter ritt er Pferde ein. Später war er Angestellter in der Hofbuchhandlung Gebr. Hahn in Hannover, dann auch Erzieher und Sprachlehrer. Die katholische Trauurkunde ist das einzige erhaltene Dokument.
Zu seinen acht Kindern: Sollte das erste Kind ein Mädchen sein, so würden alle Kinder evangelisch, wenn es ein Sohn würde, dann sollten alle katholisch getauft werden…
1. MINNA, oo NN. Tischlermstr., Materialwarenhändler, Dresden, Chemnitz ?
2. WILHELM, *02.01.1819, Lingen/Ostfriesland. Pintopp, wegen seiner Beweglichkeit Kreisel genannt, führte der Witwe Sophie Nettemann das Buchbindergeschäft und hatte viele Kinder.
3. CARL, ging zur See, kam aus der Fremde nicht zurück. oo eine Jüdin in Le Havre. Ging dann nach New Orleans, USA, hatten eine Schneiderei, viele Kinder, Philippine, Charlie…
4. HEINRICH, Tapezierer, + etwa1847.
5. HENRIETTE + als Kind.
6. GEORG, unser Ururgroßvater Wermes, der Sänger.
7. MORITZ x etwa1830. Tapezierer, hatte ein Geschäft in Wien, oo Therese NN. aus Böhmen. Wenigstens drei Kinder: Miezi, Bertha, Lieschen. er + in einer Irrenanstalt,
8. AUGUST ,x um 1833, Kürschner, Sanitäter im Celleschen Infanterieregiment, dann Gebrauchthandel mit Fässern. Ging später auch nach New Orleans, USA und wurde Leutnant der Miliz.
Mein interessantestes Ahnenforschererlebnis war das Lesen der Tagebücher unserer Vorfahren. Viele Eigenschaften und Eigenheiten sind dort bereits erkennbar, die wir in uns heute wiederfinden.
MH: Aus wie vielen Personen besteht Ihr Stammbaum und kommen alle aus Deutschland oder auch aus anderen Ländern?
MW: Zum Stammbaum unserer Wermes-Sippe gehören jetzt über 200 Personen und sie kommen aus zahlreichen deutschen Ländern. Amerika-Auswanderer sind auch dabei, jedoch ist diese Seite der Familie noch unerforscht. Wie oben zu sehen, breitete sich die Familie auch nach Österreich aus.
MH: In der Fernsehserie „Die Spur der Ahnen“ (MDR) werden Sie als „die gute Fee der Ahnenforschung“ genannt. Welche Tipps würden Sie jungen Ahnenforschern geben? Wo sollten sie mit Ihrer Suche beginnen?
MW: In über 30 Sendungen zur Ahnenforschung haben wir vor allem auf die maßgeblichen Quellen für den Familienforscher hingewiesen- das ist zu aller erst die Familie selbst mit ihrem Wissen und Dokumenten zu ihrer eigenen Geschichte. Hier gilt es nicht nur die Eltern und Großeltern, sondern auch Tanten, Onkels, Großtanten, Cousins und Cousinen usw. zu befragen. Meist finden sich alte Fotos mit Personen, zu denen nur noch die Oma oder der Opa kleine Geschichten kennt. Manchmal taucht auch ein Orden oder eine silberne Taschenuhr mit Widmung oder Initialen auf, die zu entschlüsseln sind. Danach helfen Standesamts- und Kirchenbuchunterlagen, die Ahnentafel oder Ahnenliste zu vervollständigen. Wenn man dann bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts vorgedrungen ist, lohnt sich auf jeden Fall auch eine Anfrage an das Sächsische Staatsarchiv Leipzig, Ref. Deutsche Zentralstelle für Genealogie, Schongauerstr. 1, 04328 Leipzig, E-Mail: poststelle-l@sta.smi.sachsen.de.
Wir danken Martina Wermes ganz herzlich für ihre Teilnahme in unserer Interviewreihe und hoffen, dass euch dieses Interview gefallen hat.
Foto: mdr.de/ahnen
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Peter
28. Februar 2011
Marco
24. April 2011
Frau Wermes ist wirklich eine kompetente und herzliche Frau.Sie ist meine ehemalige Chefin gewesen,bis man uns leider dienstlich zwangsversetzt hat.Die Zeit der Zusammenarbeit mit Frau Wermes, wird mir in ständiger durchweg positiver Erinnerung bleiben.
Michaela B.
26. Februar 2011
Hallo zusammen!
Ich habe Frau Wermes bei den Dreharbeiten des MDR zu meiner eigenen Ahnenforschung kennen gelernt. Sie ist eine sehr nette und vorallem erfahrene Ahnenforschung – also die gute Fee mit verdienten Titel 🙂
Ich werde mit Sicherheit in nächster Zeit noch einmal Kontakt aufnehmen.
Viele Grüße
Michaela B.