Kleine Pflastersteine mit Messingbeschlag: Entdecken Sie so einen Stolperstein, eingelassen in den Gehweg, sollten Sie stehenbleiben und die Inschrift darin lesen. Denn jedes dieser bescheidenen Denkmäler im Boden erinnert an die Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Was Sie über Stolpersteine wissen sollten und was sie mit Ahnenforschung zu tun haben? Darum soll es in diesem Beitrag gehen.
Was sind Stolpersteine?
Stolpersteine sind zehn mal zehn Zentimeter große quadratische Gedenksteine mit einem aufgeschlagenen Messingschild. Auf dieser Messingtafel steht der jeweilige Name, das Alter und das Schicksal eines Menschen, der dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel. Ob Juden, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, politisch Verfolgte oder Roma und Sinti: Stolpersteine sollen uns an die vielen verfolgten, deportieren und ermordeten Menschen des 2. Weltkrieges erinnern. Zu finden sind die Stolpersteine immer vor dem letzten frei gewählten Wohnort der Opfer, hier werden sie in das Gehwegpflaster eingelassen.
Sicherlich ist Ihr Blick auch schon einmal über einen dieser Steine „gestolpert“ – und das ist auch der Grund, warum Stolpersteine, Stolpersteine heißen. Denn obwohl die Steine ebenerdig eingelassen sind, sodass wir nicht wortwörtlich darüber stolpern können, nimmt unser Auge die Veränderung im Pflasterstein wahr. Wir halten inne, lesen und werden dadurch daran erinnert, uns zu erinnern.
Wer hat die Stolpersteine erfunden?
Die Idee zu den Stolpersteinen wurde von dem Kölner Bildhauer und Künstler Gunter Demnig entwickelt. Mit diesem Projekt, welches er 1995 ins Leben rief, wollte Demnig den Menschen einen Namen zurückgeben, die unter den Nationalsozialisten ums Leben kamen. Denn die meisten dieser Opfer besitzen keinen Grabstein. Erst durch die Stolpersteine, wird Ihnen ein Denkmal gesetzt. „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, so Demnig.
Wie viele Stolpersteine gibt es?
Circa 98.000 Stolpersteine wurden in den letzten 28 Jahren verlegt. Mittlerweile sind diese kleinen Gedenksteine aber nicht nur in Deutschland, sondern in 26 europäischen Ländern zu finden. Damit hat Gunter Demnig mit seiner Initiative das größte dezentrale Mahnmal der Welt erschaffen – und es wächst stetig an. Um sicherzustellen, dass die Installationen der Stolpersteine in einem respektvollen Rahmen umgesetzt werden, arbeitet der Künstler in einem sehr kleinen Team und verlegt die meisten Steine sogar noch selbst. Bei der Verlegung dürfen dann auch Angehörige der Opfer anwesend sein.
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Stolpersteine finden: So geht‘s
Wenn Sie auf der Suche nach einem speziellen Stolperstein sind, werden Sie im Internet schnell fündig. Dort gibt es eine Liste der Orte mit Stolpersteinen, in der alle Gemeinden und Städte in Europa enthalten sind, in denen Stolpersteine bereits verlegt wurden. Wenn Sie Ihre Suche nur auf Deutschland beschränken möchten, finden Sie außerdem eine separate Liste mit Stolpersteinen in Deutschland.
Die meisten Stolpersteine befinden sich in Deutschland. Nahezu in jeder größeren Stadt werden Sie über diese kleinen Erinnerungsmale aus Messing stolpern. Nur München stellt hier eine Ausnahme dar. Weil die Stadt sich gegen die Verlegung der Stolpersteine auf öffentlichem Grund entschieden hat, werden Sie in der Landeshauptstadt Bayerns nur auf wenige Gedenksteine treffen, die ausschließlich auf Privatgrundstücken zu finden sind. Einige Stolpersteine von München können Sie in Ausstellungen besichtigen, die meisten werden jedoch eingelagert.
In anderen Orten Deutschlands können Sie hingegen eine Vielzahl der Stolpersteine vorfinden. Insbesondere in den Großstädten des Landes. Hier sind es
· über 10.000 Stolpersteine in Berlin,
· über 6.500 Stolpersteine in Hamburg,
· über 2.400 Stolpersteine in Köln und
· über 1.800 Stolpersteine in Frankfurt.
Aufgrund der Vielzahl an Stolpersteinen besitzen Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Köln ihre eigene Online-Datenbank, mit allen Gedenksteinen der Stadt, die Ihnen die Suche nach Stolpersteinen sehr erleichtern werden. Hier die Links zu den einzelnen Webseiten:
Aber nicht nur in den Städten, auch innerhalb der Bundesländer können Sie nach den Gedenksteinen suchen. Allein in Nordrhein- Westfahlen wurden bereits 16.261 Stolpersteine verlegt. Wo sich die Stolpersteine in NRW konkret befinden, verrät der Link. Aber natürlich sollen Sie nicht nur in NRW, sondern an jedem Ort, an dem es Stolpersteine gibt, mehr über die Mahnmale und die Schicksale dahinter erfahren können. Dank der staatlich geförderten Stolpersteine Guide App ist das tatsächlich auch möglich. Einfach herunterladen und an die Geschichte der Opfer erinnert werden.
Stolpersteine: Jedes Schicksal ein Puzzlestein der Ahnenforschung
Ein Stolperstein kann nur verlegt werden, wenn die Geschichte, das Schicksal, die Lebensdaten und der letzte freiwillig gewählte Wohnort des Opfers bekannt sind. Am Anfang einer jeden Stolperstein-Verlegung steht daher die Recherche mit allen Mitteln der Ahnenforschung. Schließlich geht es bei der Initiative nicht allein um die Bekanntgabe der notwendigen Daten, sondern es soll mit einem Stolperstein an das Leben und die schicksalhafte Geschichte der Menschen erinnert werden. Auch Sie können sich übrigens für die Verlegung eines Stolpersteins engagieren.
Möchten Sie ein Stolperstein Projekt starten? Dann benötigen Sie im ersten Schritt eine Genehmigung Ihrer Gemeinde. Alle weiteren Informationen erhalten Sie auf der Webseite stolpersteine.eu. Stolpersteine werden übrigens durch private Spenden finanziert. Wer selbst keinen Angehörigen hat, dem mit einem Stein gedacht werden sollte, der kann eine Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen.
Ihr Engagement für das Projekt können Sie außerdem zeigen, indem Sie sich an den jährlichen Putzaktionen der Stolpersteine beteiligen. Termine hierfür sind der 27. Januar, der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust sowie am 9. November, dem Jahrestag der November-Pogrome von 1938. Zum Putzen der Steine sollten Mittel benutzt werden, die zum Reinigen von Metallen geeignet sind. In geringer Dosierung auf einen Stofflappen geträufelt, können Sie dem Stolperstein schonend zu altem Glanz verhelfen.
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