Deutschlands Adel: Ernst August und das Haus von Hannover

Deutschlands Adel: Ernst August und das Haus von Hannover

Liebe Leser, heute wollen wir wieder zum deutschen Adel zurückkehren und Ihnen ein ehemals königliches Haus samt Familienoberhaupt vorstellen, das wie kein anderes zum deutschen Hoch- und Uradel gehört: Ernst August und das Haus von Hannover.

Das Familienoberhaupt Ernst August

Ernst August, mit vollem Namen Ernst August Albert Paul Otto Rupprecht Oskar Berthold Friedrich-Ferdinand Christian-Ludwig Prinz von Hannover, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Königlicher Prinz von Großbritannien und Irland, ist der älteste Sohn seines Vaters Ernst August III. und dessen Frau Ortrud zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Nach dem Tod seines Vaters trat er dessen Nachfolge als Familienoberhaupt des Hauses Hannover an. Seine Geschwister sind:

  1. Maria Viktoria (*1952)
  2. Ludwig Rudolph (*1955 +1988)
  3. Olga Sophia (*1958)
  4. Alexandra Irene (*1959)
  5. Heinrich Julius (*1961)

History fun fact: Der Name “Ernst August” zieht sich wie ein roter Band durch die Familiengeschichte des Prinzen. Er selbst ist der fünfte seines Namens und sein Sohn die Nummer sechs. Und auch sein Vater, Großvater und Urgroßvater trugen schon diese Namen als Rufnamen. Der erste Ernst August war der Sohn des britischen Königs George III. Auf diese Verbindung kommen wir später noch zu sprechen.

Ernst August von Hannover

Ernst August von Hannover. Quelle: wikipedia

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Ernst August ist zum jetzigen Zeitpunkt zum zweiten Mal verheiratet. Seiner ersten Ehe mit Chantal Hochuli entsprangen der “Kronprinz” Ernst August VI. und dessen Bruder Christian Heinrich. Seit 1999 ist er mit Caroline von Monaco verheiratet, die dem Hause Grimaldi entstammt und mit der er die Tochter Alexandra Charlotte hat.

In seiner direkten Familie lassen sich außerdem noch andere bedeutende Persönlichkeiten des Adels finden: Die Schwester seines Vaters, Frederika Louisa, war die Frau des Königs Paul I. von Griechenland. Der Onkel Georg Wilhelm war der Mann von Sophie von Griechenland, einer Schwester von Philipp, des Duke of Edinburgh, der Prinzgemahl von Königin Elizabeth II.

Genealogy fun fact:
Ernst August IV. Verbindung in den deutschen und europäischen Adel sind nicht nur durch das Haus Hannover und seine weitreichenden Verzweigungen gegeben. Seine Großmutter bspw. war die einzige Tochter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und seiner Frau Auguste-Viktoria von Schleswig-Holstein.

Der Ernst-August-Platz in Hannover um 1900

Der Ernst-August-Platz mit dem Hauptbahnhof in Hannover um 1900. Quelle: library of congress

Das Haus Hannover

Das königliche Haus von Hannover selbst ist ein Zweig des Welfengeschlechtes, genauer aus dessen zweiter Dynastie Welf-Este. Die Hannoveraner regierten das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, das 1692 aus verschiedenen Territorien des Hl. römischen Reiches gebildet wurde. Schon einige Jahre später, nämlich 1701 wurden auf den britischen Inseln die Weichen für den bedeutenden Aufschwung des Hauses Hannover gestellt. Dieses Erbfolgegesetz besagt, dass nur protestantische Nachkommen des Hauses Stuart die Krone erben dürfen. Auch heute noch würden britische Royals all ihre Ansprüche auf den Thron verlieren, wenn sie einen Katholiken heiraten. Als jedoch der letzte Erbe der Stuarts, Wilhelm, in jungen Jahren starb, wurden die Ansprüche auf den Thron durch einen anderen Zweig des Stammbaums vererbt. Sophie von der Pfalz, selbst Enkelin des Stuart-König Jakob I., gibt die Königswürde an ihren Sohn Georg von Hannover weiter, der der Erste von vielen Georges auf dem britischen Thron werden sollte.

Für knapp 120 Jahre sollte das Fürstentum (seit dem Wiener Kongress auch Königreich) Hannover in Personalunion mit Großbritannien regiert werden. Da im Königreich Hannover die salischen Erbrechte gelten, sind Frauen von der Thronfolge ausgeschlossen und so endete die Personalunion mit der Thronbesteigung Königin Victorias im Jahre 1837. Victorias Onkel, der erste Ernst August, wird nun König von Hannover.

Ernst August I. (um 1842)

Ernst August I. (um 1842). Quelle: Wikipedia.

Genealogy fun fact:
Auch wenn die Chancen verschwindend gering sind, dass dieser Fall eintreten könnte: Mit dem Tod von Königin Elizabeth II. steht Ernst August von Hannover derzeit auf Platz 449 der britischen Thronfolge.

Doch schon mit seiner ersten Amtshandlung, dem Außerkraftsetzen des liberalen Staatsgrundgesetzes, zog sich Ernst August I. den Zorn vieler Bürger, allen voran der Göttinger Sieben, zu. Die sieben Professoren protestierten in einem Brief gegen den königlichen Staatsstreich, was eine Welle der Solidarität auslöste. Um sein Gesicht zu wahren, griff Ernst August I. zu einem einfachen und direkten Mittel: Er entließ die Professoren aus dem Universitätsdienst und verwies sie des Landes.

History fun fact:
Unter den “Göttinger Sieben” befanden sich auch die uns allen bekannten Gebrüder Grimm.

Der Untergang des Königreichs Hannover

Zwischen Preußen und Österreich entbrannte 1866 ein Konflikt um die Vormachtstellung in Deutschland. Noch zwei Jahre zuvor hatten die beiden Großmächte das Land zwischen Nord- und Ostsee annektiert und sich auf eine gemeinsame Verwaltung verständigt. Als Österreich vorschlug, die Frage der Erbfolge in Holstein vor der Versammlung des deutschen Bundes zu diskutieren, sah Preußen seine Chance gekommen und entsandte Truppen in das Gebiet. Nebenbei erklärten sie auch die Bundesverfassung für außer Kraft gesetzt. Hannover kämpfte an der Seite Österreichs, musste sich aber am 29.Juni 1866 geschlagen geben und König Georg V. von Hannover ging ins Exil. Damit endete das Königreich Hannover und wurde fortan die preußische Provinz.

Die Nachkommen des ehemaligen Königs George V. ließen von ihren Ansprüchen gegenüber Preußen nicht ab, bis endlich 1933 das Reichsgericht dem Haus Hannover eine Entschädigungszahlung von 10 Millionen Reichsmark sowie das Schloss Marienburg und das Gut Calenberg zusprach.

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History fun fact: Mit dem Geld, das Otto von Bismarck aus dem beschlagnahmten Vermögen der Hannoveraner bezog (dem Welfenfond), bezahlte er die Bestechungsgelder an Ludwig II. (dem Märchenkönig) und erkaufte sich so seine Zustimmung zur Gründung des deutschen Reichs 1871. So hat das Haus Hannover indirekt auch zur Reichsgründung beigetragen.

Titelbild: Blick von Südosten auf Schloss Marienburg. Quelle: Wikipedia. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert und wurde nicht geändert.