Geschichte in Farbe

Geschichte in Farbe

Kennt ihr diesen neuen Trend? Man nehme alte Schwarz-Weiß-Bilder und gebe ihnen sorgfältig viel Farbe hinzu. In manchen Fällen sehen die farbigen Bilder so modern aus, dass man vermuten würde, dass sie aus unserer Zeit stammen und nicht bereits Jahrzehnte alt sind.

Künstler nehmen die verschiedensten alten Fotos, abhängig von den Farbtönen. Einige Menschen argumentieren, dass sich die Bilder durch die Wahl der Farben ändern oder die Geschichte in einer Weise umschreiben, die die Realität nicht darstellen kann. Dennoch kommen die verwendeten, beeindruckenden Techniken, meist gut an. Darüber hinaus, können farbenfrohe Bilder aus der Vergangenheit Interesse an der Geschichte vermitteln und helfen, uns auf Ereignisse und Menschen aus der Vergangenheit zu beziehen. Durch das Hinzufügen von Farbe in alten Bildern, bringen wir sie wieder zum Leben! Es ist, als ob sie nie zuvor gesehene Bilder wären, die jetzt neu entdeckt werden können.

Das obige Bild zum Beispiel, von arbeitslosen Männern, die auf der Straße in San Francisco, Kalifornien rum hängen, wurde von Dorothea Lange im April 1939 (Quelle: Library of Congress) aufgenommen. Es wurde von der brasilianischen Künstlerin Marina Amaral bearbeitet. Auch folgende zwei ikonische Bilder (ursprünglich schwarz-weiß) stammen von ihr:

General George S. Patton während seines Besuchs am 9. Juni 1945 in Los Angeles, CA. (Quelle: National Archives and Records Administration)

General George S. Patton während seines Besuchs am 9. Juni 1945 in Los Angeles, CA. (Quelle: National Archives and Records Administration)

Senator John F. Kennedy und Jacqueline Bouvier Kennedy, an ihrem Hochzeitstag. 12. September 1953. (Quelle: JFK-Bibliothek)

Senator John F. Kennedy und Jacqueline Bouvier Kennedy, an ihrem Hochzeitstag. 12. September 1953. (Quelle: JFK-Bibliothek)

Bevorzugt ihr die farbigen Fotos oder die Originale?

Die erstaunlich talentierte Marina, ist 22 Jahre alt und kommt aus Brasilien. Bevor sie eine Farbspezialistin wurde, hat sie Internationale Beziehungen studiert, ohne jegliche Erfahrung in Kunst oder Fotografie.

Wie kam sie also dazu Schwarz-Weiß-Fotos neu zu gestalten? Wir haben mit Marina gesprochen, um herauszufinden, wie aus ihr eine professionelle Farb-Coloristin wurde.

Sie hat in ihrer Freizeit schon immer sehr gerne mit Photoshop experimentiert. Oft hat sie viele Stunden vor YouTube verbracht und sich Tutorials angeschaut, um zu versuchen, die Werkzeuge und Fähigkeiten der Software besser zu verstehen.

Eines Tages fand ich eine Sammlung an restaurierten Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg und ich beschloss, die Technik selbst zu reproduzieren. Ich hatte keine Ahnung, was ich zuerst tat, aber allmählich konnte ich den besten Weg finden, um es zu tun. Mit der Praxis konnte ich meine eigenen Techniken entwickeln. Ich wurde besser und besser, und meine Arbeit hat Aufmerksamkeit erregt. Schon bald wurde es zu meinem Beruf.

In letzter Zeit hat Marina viele Fotos aus den 1850er Jahren wiederhergestellt. Abhängig von der Komplexität des Fotos, kann solch eine Bearbeitung zwischen 40 Minuten und über 4 Tage in Anspruch nehmen. Sie tut ihr Bestes, um die Fotos nicht zu manipulieren.

Ich entferne Kratzer und Schmutz, aber ich werde niemals ein Objekt entfernen, das Teil der Szene ist, nur weil ich es z.B. besser finden würde.“

Das Foto, das den größten Einfluss auf Marina hatte, seit sie mit der Einfärbung von Bildern begann, ist das untere. Das Bild eines jungen Mädchens, das in Auschwitz ermordet wurde.

Das Foto ist auf vielfältige Weise so wichtig. Mein Ziel war es, ihr eine Chance zu geben, sich zu präsentieren, ihren Namen zu sagen, ihr Gesicht zeigen und ihre Geschichte zu erzählen. Ich wollte, dass die Menschen verstehen, dass nicht nur sie, sondern alle Opfer ein Leben, Familie, Träume, Freunde, Ambitionen und Ängste hatten. Und ihnen wurde alles genommen.

Marina ist ein Geschichtsfan, daher genießt sie ihre tägliche Arbeit, die ihre Kreativität mit ihre Liebe zur Vergangenheit verbindet.

Ich liebe es, ein Buch zu lesen und mich vorzustellen, dass ich in der jeweiligen Ära leben würde, unter den gleichen Bedingungen. Bildern Farbe zu geben verkörpert die gleiche Idee. Es ist eine wunderbare Erfahrung.

Und was denkt ihr über das Färben alter Schwarz-Weiß-Bilder?