Ahnenforschung mittels Postkarten – Interview mit Patrick Geiser

Ahnenforschung mittels Postkarten – Interview mit Patrick Geiser

Patrick Geiser, Jahrgang 1988, ist in Hildesheim geboren und gelernter Bankkaufmann mit Berufserfahrung. Zurzeit studiert er im 2. Master Semester an der Uni Göttingen Wirtschaftspädagogik und Informatik. In seiner Familie ist es Tradition über die Vorfahren zu forschen. Auf einer Polenreise zusammen mit seinem Onkel und seinem Vater hatte er das große Glück in einer beinah verfallenen kleinen evangelischen Kirche vor der Grabplatte seiner Urgroßmutter in sechster Generation zu stehen. Ein sehr bewegender Moment!

Heute erzählt er uns über seine Webseite genpas.de und wie man mit Hilfe von Postkarten Familienforschung betreiben kann.

MyHeritage: Warum sollte man sich – Ihrer Meinung nach – mit der Familiengeschichtsforschung beschäftigen?

Patrick Geiser: Es geht um die Vergangenheit auf der sich die Gegenwart gründet. Jedes einzelnen Menschen Lebensbild ist wertvoll und darf nicht in Vergessenheit geraten. Wer heute forscht und niederschreibt, öffnet ein Fenster in die Vergangenheit für folgenden Generationen und ermutigt vielleicht sie fort zu schreiben. Anderseits könnte ein öffentliches Interesse bestehen ein vergangenes Weltbild zu erhalten, welches von weniger bekannten Persönlichkeiten gelebt wurde.

MH: Wie weit geht Ihre Forschung in die Vergangenheit zurück und was haben Sie bis dato über Ihre Familiengeschichte entdeckt?

PG: Eine Linie in unserem Stammbaum reicht gesichert bis auf das Jahr um 1600 zurück, zur Familie Mordebier aus Liegnitz im Zusammenhang mit der Familie Kunth. Das ist allerdings eine seltene Ausnahme. Je ärmer die Lebensumstände einer Familie waren, desto weniger Überlieferungen in Form von Schriften, Bildern oder Erzählungen lässt sich über sie finden. So zum Beispiel über die Familie Geiser aus dem Schweizer Jura, die sehr arm waren. Familiengeschichte ist immer bunt gemischt und es sind alle Schichten vertreten und nicht selten gibt es Überraschungen.

MH: Sie sind Gründer der Seite genpas.de. Seit wann gibt es die Seite und wie ist diese entstanden? Was ist die Idee dahinter?

Zum Vergrößern, Bild bitte anklicken.

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PG: Die Seite genpas.de gibt es seit Mitte Januar diesen Jahres. Der entscheidende Moment der Idee kam mit einigen Postkarten, welche wir von Verwandten aus Brasilien bekamen, anhand derer wir interessante Reisewege eines direkten Vorfahren rekonstruieren konnten. Daraus entwickelten sich viele neue Ansätze zur Suche nach Dokumenten wie Passagierlisten. Die Idee ist, dass heute gemeinschaftlich an einem Archiv gearbeitet wird, aus dem Genealogen weltweit mit etwas Glück Informationen bekommen können.

MH: „Ahnenforschung mittels Postkarten“ – wie funktioniert das?

PG: Genpas.de ist so gestaltet, dass jeder seine Postkarten (von vor 1930) dort einstellen kann, um sie der Familienforschung zur Verfügung zu stellen. Gleichfalls kann jeder an den Übersetzungen und damit der Digitalisierung der Karten mitarbeiten. Benutzer können dann über die Suchfunktion nach Namen oder Orten suchen und bekommen vielleicht eine Postkarte eines Vorfahren. Weiter ist es möglich anhand der alphabetischen Namensliste nach einem Nachnamen zu suchen.

Zum Vergrößern, Bild bitte anklicken.

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MH: Wie kann ein MyHeritage Nutzer an Ihrem Projekt teilnehmen?

PG: In dem er über die Seite MyHeritage auf die Seite genpas.de wechselt. Auf genpas.de kann kostenlos gesucht werden oder man arbeitet mit, um den Bestand zu vergrößern. Genpas.de ist ein Gemeinschaftsprojekt.

MH: Würden Sie mit uns eine besondere Geschichte oder Erfahrung, die Sie durch Ihre Familienforschung erlebt haben, teilen?

PG: Der Kontakt zur bereits genannten Verwandtschaft in Brasilien (Sao Paulo) ist das schönste Erlebnis, welches ohne die Ahnenforschung nicht zustande gekommen wäre. Der Kontakt via WhatsApp zu meinem gleichaltrigen Verwandten ist seit langem ein fester Bestandteil meines Alltages und der Austausch zwischen den Kulturen ist etwas Besonderes.

MH: Was können Sie anderen Menschen empfehlen, die erst kürzlich mit der Familienforschung begonnen haben? Welche Tipps haben Sie?

PG: Alles aufschreiben, was Eltern und Großeltern über die Familie erzählen. Dazu gehören neben den persönlichen Daten vor allem die kleinen Geschichten und Anekdoten des Alltags. Wie gelebt, geredet und gearbeitet wurde. Sehr wichtig sind Fotos und eventuell Zeitungsartikel. Dabei immer darauf achten, dass möglichst alles genau datiert ist. Auch Briefe sollten gesammelt werden und eben Postkarten. E-Mail, WhatsApp und Co. sind dabei eine neue Herausforderung, da hilft vielleicht nur ausdrucken.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Patrick und laden alle unsere Nutzer ein, sich Patricks Seite mal anzuschauen und am tollen Projekt teilzunehmen. Viel Spaß!

Bemerkungen

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  • Werner Liegl

    13. April 2016

    Die Idee und die Realisierung scheinen mir sehr brauchbar für die Familienforschung insgesamt. Wichtig wäre halt, möglichst viele Postkarten zur Verfügung zu stellen.

    Karten an Alexander Oberdorfer aus Augsburg sind schon drin.

    Viel Erfolg bei dem Projekt!

  • Maximilian Geiser

    7. Juli 2019

    Guten Tag,

    Ich wünsche viel Glück bei der Suche.
    Und noch ein schönen Tag.