Familiengeheimnisse anhand von Postkarten und Briefen enthüllen

Familiengeheimnisse anhand von Postkarten und Briefen enthüllen

Dies ist ein Gastbeitrag vom Genealogen James L. Tanner, ein pensionierter Anwalt aus Arizona. Er ist der Autor zwei beliebter Ahnenforschungsblogs: Genealogy’s Star und Rejoice, and be exceeding glad. Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Genealogie, arbeitet er derzeit als Freiwilliger an der Brigham Young University Family History Library in Provo, Utah.

Viele Menschen aus der ganzen Welt haben eine Tradition: sie senden während ihres Urlaubes oder zu Feiertagen eine Grußkarte an ihre Freunde und Verwandte. In den letzten 100 Jahren konnte man vermehrt feststellen, dass Postkarten und Briefe immer mehr Fotos und wertvolle Informationen über die Familienmitglieder enthalten. Manchmal können die Informationen in der Karte oder auf dem Foto von unschätzbarem Wert sein und sogar langjährige Familiengeheimnisse lösen. Eine Karte von einem entfernten Verwandten kann u.a. dessen Beziehung identifizieren, von der man nichts gewusst oder von der man nur vermutet hat.

"Burns Mont. Ayr Postkarte 1899" (Quelle: Tony Corsini im Wikipedia. Lizensiert unter Public Domain via Commons)

"Burns Mont. Ayr Postkarte 1899" (Quelle: Tony Corsini im Wikipedia. Lizensiert unter Public Domain via Commons)

Da diese Grußkarten persönliche Dokumente sind, haben nur wenige dieser Art – als genealogische Ressourcen – ihren Weg in Archive gefunden und nur wenige wurden auch digitalisiert. Online gibt es digitale Bilder von Postkarten, allerdings enthalten sie selten irgendwelche hilfreiche Inschriften. Um wertvolle Aufzeichnungen zu finden, müsst ihr Verwandte und Freunde des Verstorbenen finden, der die Karten aus emotionalen Gründen aufbewahrt hat. Selbst eine einfache Grußkarte mit nur einer Unterschrift kann hilfreich sein, bei der Festlegung der Zeit und des Ortes für einen bisher unbekannten Verwandten, vor allem, wenn der Briefumschlag mit einer Briefmarke und einer Annullierung zu finden ist. Geburtstagskarten können u.a. dabei helfen, das Alter des Empfängers zu ermitteln.

Die Tradition des „Grußkartensendens“ entstand vor Tausenden von Jahren und führt zu den alten Chinesen und den Ägyptern zurück. Sie verschickten Karten, um das neue Jahr zu feiern. In Europa stammen handgemachte Grußkarten schon vom Jahre 1400. Die erste bekannte veröffentlichte Grußkarte wurde im Jahre 1843 in London von Sir Henry Cole erstellt. Die ersten Karten, die in den USA gedruckt wurden, im Jahre 1856, stammen von einem deutschen Einwanderer, Louis Prang, in Boston. (Greeting Card Association,The History of Greeting Cards, zugegriffen am 26. November 2015.)

Viele Menschen sammeln ihre Grußkarten, aber nur wenige werden nach dem Tod aufbewahrt. Es ist immer wichtig, zu Hause Quellen für irgendetwas zu suchen, die mit der Familie in Zusammenhang stehen könnten, darunter auch Briefe, Fotos und Karten. Sammelalben sind auch gut, um Briefe, Fotos und Postkarten zu finden. Nachdem ihr eure eigenen alten Kisten und Schubladen ordentlich durchsucht habt, solltet ihr die nahe und entfernte Verwandtschaft, Freunde der Familie und lebende Mitarbeiter eurer Eltern kontaktieren. Sie alle haben Erinnerungen, im besten Falle tatsächlich Dokumente und Fotos. Sie sind vielleicht nicht bereit sich von den Erinnerungsstücken zu trennen, aber sie sind wahrscheinlich bereit, euch diese scannen oder die Gegenstände fotografieren zu lassen, vor allem, wenn ihr erklärt, dass ihr diese für die Bewahrung der Familiengeschichte möchtet. Wenn ein älterer Verwandter stirbt, kann man von seinen Kindern oder anderen nahen Verwandten wertvolles, genealogisches Material erhalten.

Vergesst nicht, alte Gästelisten und Adressbücher zu überprüfen. Viele Menschen haben ihre alten Adresslisten aufbewahrt und diese können verwendet werden, um Freunde und Mitarbeiter zu finden, die noch Karten oder Briefe von euren Vorfahren haben. Weiter entfernte Vorfahren haben ihre „Papiere“ eventuell über eine spezielle Sammlungen-Bibliothek oder historische Gesellschaft aufbewahrt. Es lohnt sich die Kataloge der großen Bibliotheken des Bundeslandes zu durchsuchen, in das eure Vorfahren gelebt haben, auch die Bestände aller lokalen oder staatlichen historischen Gesellschaften. Das Finden einer Grußkarte, kann das einzige Beispiel für die Handschrift und/oder Unterschrift eures Vorfahrens sein.

Altmodische Weihnachtspostkarte (Quelle: https://www.flickr.com/photos/vintagehalloweencollector)

Altmodische Weihnachtspostkarte (Quelle: https://www.flickr.com/photos/vintagehalloweencollector)

Von einem persönlichen Standpunkt aus, können Grußkarten einen wertvollen Beitrag zu eurer eigenen persönlichen oder familiären Geschichte geben. Dies gilt insbesondere, wenn eure Familie die Tradition hat einen Brief oder eine Grußkarten zu besonderen Feiertagen oder zum Ende des Jahres zu senden. In unserer eigenen Familie haben wir eine Tradition: jedes unserer Kinder und Enkelkinder schreibt jedes Jahr einen kurzen Brief an seine Eltern und Großeltern. Diese Briefe werden in einem Ordner aufbewahrt. Es ist eine Feiertagstradition jedes Jahr die neuen Briefe zu öffnen und die älteren erneut zu lesen. Alle diese Briefe sind wertvolle Beiträge zu unserer Familiengeschichte.

Viele der Erinnerungen an meine eigenen Familie sind durch Grußkarten erhalten. Unten seht ihr ein Foto unseres alten „Familienhauses“ in Arizona. Dort wurde mein Vater geboren. Wegen der Notiz auf dem Foto, die als Weihnachtskarte gesendet wurde, können wir ganz genau das Haus und die Menschen auf dem Foto datieren.

Grußkarte von James' Ur-Großmutter, 1943.

Grußkarte von James' Ur-Großmutter, 1943.

Es kann hart sein, aber Grußkarten aller Art können wichtige Details zu eurer Familiengeschichte hinzufügen, die sonst verloren gehen könnten. Also Augen auf und alte Postkarten bzw. Briefe gut inspizieren!

Bemerkungen

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  • Robby Krause

    18. April 2016

    Das mit den Postkarten ist schon eine tolle Sache.
    Habe ich auch schon für mich entdeckt.
    Früher wurden nicht nur Fotos in Alben gesammelt, sondern auch Postkarten.
    Allerdings gibt es da das Problem mit der Sütterlinschrift.
    Kennt jemand ein Programm
    wo man die Karte einscannen kann
    und der Text wird lesbar
    Das wäre der Hit für viele Genealogen im deutschsprachigen Raum
    viel Spaß Euch allen
    Robby

  • Clara (nur im Web)

    19. April 2016

    nachdem ich letzten winter alles einscannte, geordnet und die Karten und Briefe abgetippt habe, liegen sie hier nun.
    Und nun?
    Ich lebe doch auch nicht ewig…

    Dem Robby Krause sei gesagt, dass es Alphabeth-Tafeln gibt für diesütterin schrift, damit hab ich meine Übersetzung weitestgehend aus Handschriften hinbekommen.

    Clara Hase (nur im Web)

  • Rolf Nickl

    20. April 2016

    Hallo Robby,

    da ich gerade Ahnenforschung anfange,hab ich im Internet,unter
    suetterlin. de eine Buchstabentabelle gefunden. Viel Freude und
    Spass,

    Rolf