Macht Riechen schlau?

Macht Riechen schlau?

Seit langem beschäftigt Wissenschaftler die Frage, warum Säugetiere – einschließlich des Menschen – im Verhältnis zum Körpergewicht so große Gehirne haben. Amerikanische Paläontologen liefern dafür nun eine Erklärung. Demnach war es der Geruchssinn, der die Hirne früher Säuger zu kognitiver Leistung und somit größerem Volumen anspornte. Die Fähigkeit zu riechen war offenbar ein Evolutionsvorteil, der den Aufstieg der Säugetiere mitbegründete.



Die Forscher untersuchten hierfür die Schädel zweier 190 Millionen Jahre alter Fossilien der Arten Morganucodon and Hadrocodium, die als frühzeitliche Vorfahren heutiger Säugetiere gelten. Die Fossilien stammen aus Gesteinsschichten des frühen Jura-Zeitalters in China. Kaum größer als eine menschliche Fingerkuppe waren diese Ur-Säuger, und sie wogen um die zwei Gramm. Indem die winzigen Fossilien mit modernen Computer-Tomographen vermessen wurden, zeigte sich, dass deren Schädel Platz für deutlich größere Hirne hatten als es bei anderen Tierklassen jener Zeit der Fall ist. Außerdem sei aus Größe und Form des Hirns erkennbar, dass die Tiere einen ausgeprägten Tastsinn sowie verstärkte motorische Fähigkeiten hatten.

Das Hirnvolumen und die Verteilung der Gehirnmasse der frühen Säuger wurde mit den Proportionen von rund 200 heute lebenden Säugetieren verglichen. Es zeigte sich, dass Säuger bereits vor 190 Millionen Jahren im Verhältnis zur Körpermasse bemerkenswert große Gehirne hatten. Das Verhältnis von Hirn- und Körpervolumen ist sogar mit heute lebenden Säugetieren vergleichbar.

Von zuvor untersuchten Fossilien wussten Wissenschaftler, dass Ur-Säuger ausgeprägte Riechorgane hatten. Nun zeigte sich, dass genau jene Hirnregionen vergrößert waren, die auch bei heutigen Säugern für das Riechen zuständig sind. Die Fähigkeit zu riechen war offenbar der Startschuss bei der Entwicklung größerer Gehirne, wie sie heute in den Köpfen der Menschen arbeiten.

Quelle: süddeutsche.de