Geschichten erzählen, die sonst nirgendwo geschrieben stehen

Geschichten erzählen, die sonst nirgendwo geschrieben stehen

Auf den Spuren ihrer eigenen Vorfahren stieß sie auf ähnliche Schicksale aus dem Ort: Die Rethorner Hobbyfamilienforscherin Simone Schan möchte eine Chronik gegen das Vergessen erstellen. In ihr soll über Vermisste, Kriegstote und zivile Opfer des Zweiten Weltkriegs aus Rethorn berichtet werden.

Eine unvollständige Auflistung: Nicht alle Rethorner Opfer sind auf dem Denkmal bei Backenköhler aufgeführt. Simone Schan will nun weitere Schicksale untersuchen.

Eine unvollständige Auflistung: Nicht alle Rethorner Opfer sind auf dem Denkmal bei Backenköhler aufgeführt. Simone Schan will nun weitere Schicksale untersuchen.

Innerhalb nur eines Monats hat Schan schon einige spannende und zugleich bedeutsame Geschichten zusammengetragen. Hervor sticht dabei das Schicksal von Adolf Bultmeyer. Der Rethorner Bibelforscher ist während des Zweiten Weltkriegs als Kriegsdienstverweigerer in Berlin-Plötzensee von den Nazis durch das Fallbeil hingerichtet worden. Die SS hatte ihn seinerzeit im Ort abgeholt und verschleppt. „Das ist eine Geschichte über ein Opfer des Regimes, die nirgendwo steht“, berichtet Schan. Solche Schicksale sind es, die die Rethornerin mit ihren Recherchen aufdecken will.

Mit ihrem Vorhaben ist Schan durchweg auf positive Reaktionen gestoßen. „Da war niemand, der gesagt hat: ‚Lass doch die alten Geschichten.’ Im Gegenteil, viele freuten sich darüber, dass sich jemand für die Schicksale interessiert.“ Neben Gesprächen mit noch lebenden Angehörigen ist Schan vor allem das Internet eine große Hilfe. In der Datenbank des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge können Vermisste und Gefallene neuerdings auch nach Orten sortiert gefunden werden. 42 Namen aus Rethorn sind dabei aufgeführt. Viele von ihnen stehen nicht auf dem Denkmal bei Backenköhler. Auch das hat Schan, die im Beirat des Ortsvereins aktiv ist, recherchiert.

Historisch unterfüttern möchte die Rethornerin ihre Arbeit mithilfe der Wehrmachtsauskunftstelle des Bundes. Diese kann beispielsweise herausfinden, in welcher Einheit der Gefallene stationiert war. Informationen über den geschichtlichen Zusammenhang sollen die Chronik schließlich ergänzen. Die Anfrage bei der Auskunftsstelle kann allerdings rund ein halbes Jahr dauern. Auf ein längerfristiges Projekt hat sich Schan ohnehin eingestellt: „Mit anderthalb bis zwei Jahren muss man schon rechnen, bis die Chronik fertig ist.

Bei ihrer Arbeit ist Schan auf Unterstützung angewiesen: Rethorner, die sich an Vermisste oder Gefallene aus der eigenen Familie erinnern können, sollten sich unter der Telefonnummer (0 42 23) 6 00 melden.

Quelle und Foto: dk-online.de / Julia Dutta

Bemerkungen

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  • Karin Monika Duesmann

    20. Juli 2011

    hallo simone,
    toll das du dein deine ahnenforschung so intensiv betreibst,

    viele liebe grüße karin